Bislang gibt es im Forstbereich wenig Erfahrungen mit Bewässerung. Das LWF-Merkblatt "Bewässerung von Forstkulturen" gibt einen ersten Überblick über Möglichkeiten und Grenzen, technische Angebote und Methoden sowie weitere wichtige Aspekte zum Thema "Bewässerung im Wald". Als wichtige Rahmenbedingungen stehen Pflanzen- und Pflanzungsqualität und die Wasserverfügbarkeit ebenfalls im Fokus.

Bewässerung wirkt keine Wunder

Wasser ist ein wertvolles und – besonders in Trockenphasen – auch ein knappes Gut. Deshalb sollten im Vorfeld alle Maßnahmen getroffen werden, um den Wassereinsatz so gering wie notwendig zu halten und trotzdem eine Forstkultur erfolgreich zu etablieren. Die wichtigsten Ansatzpunkte dabei sind die Verwendung standortgerechter und klimatoleranter Baumarten, die Qualität der eingesetzten Forstpflanzen, die Frischhaltung bei Transport und Zwischenlagerung, die Sortimente und ganz wesentlich: die Qualität der Pflanzung.

Wenn hier nicht fachgerecht und mit hoher Sorgfalt gearbeitet wird, wirft man mit einer Bewässerung gutes Geld oder rares Wasser schlechten und nicht überlebensfähigen Forstpflanzen hinterher. Auch waldbauliche Möglichkeiten wie die Nutzung von Naturverjüngung, Sukzession, Vorwald und Ergänzungspflanzung sollten ausgeschöpft werden.

Anlage von Forstkulturen

Grundsätzliches zum "Pflanzschock": Warum sind junge, frisch gepflanzte Bäume besonders empfindlich in Dürrephasen?

  • Beim Ausheben in der Baumschule verliert die junge Pflanze erheblich an Wurzelmasse und Wurzellänge.
  • Durch die Sortierung und den Transport verliert sie Feuchtigkeit.
  • Am neuen Standort muss die Pflanze wieder Wurzelmasse aufbauen und den Boden neu erschließen, um ausreichend Wasser und Nährstoffe aufzunehmen.
  • Nur einen Teil der dazu nötigen Energie kann die Pflanze aus ihren Reserven im Sproß decken.
  • Bei Frühjahrspflanzung beginnen unmittelbar danach Blattaustrieb und Längenwachstum, was zusätzlich Energie und Wasser benötigt.
  • Ist die Wasserversorgung aufgrund der reduzierten Wurzel und der gestörten Bodenverhältnisse behindert, kommt es zu Pflanzenschäden.

Pflanzen und Pflanzung: die zwei Hauptfaktoren bei der Kulturbegründung

Damit eine Bewässerung wirksam sein kann, müssen alle Voraussetzungen einer fachgerechten Pflanzung erfüllt sein. Vertrocknete oder abgeschnittene Wurzeln können kein Wasser aufnehmen. Beim Pflanzeneinkauf, Transport oder bei der Pflanzung wird über das Gelingen und die Qualität der Kultur entschieden. Es beginnt mit der Wahl der richtigen Pflanzengröße und des passenden Sortiments. Pflanzen, einschließlich der empfindlichen Wurzeln, müssen von der Forstbaumschule bis zum Waldort und anschließend zum Pflanzplatz fachgerecht behandelt und transportiert werden. Die Pflanzung selbst muss sorgfältig und lagegerecht erfolgen, damit die erwünschte gute Wurzelentwicklung stattfinden kann. Denn nur dann kann die Pflanze Wasser – egal woher es kommt – aufnehmen und vital wachsen! In standörtlich kritischen Bereichen empfehlen wir bei wurzelnackten Sortimenten die bis in den späten Herbst reichende Pflanzung der Frühjahrspflanzung vorzuziehen, da sich über die Winterperiode eine Verbesserung der Anwuchssituation im Pflanzloch durch natürliches Einschlämmen einstellt und die Pflanze außerhalb der eigentlichen Vegetationsperiode gesetzt wird.

Die Kunst des Wässerns: die richtige Zeit, die richtige Menge und Dauer

Pflanzen reagieren auf Impulse aus ihrer unmittelbaren Umwelt. So können Wassergaben durch Gießen das unmittelbare Überleben besonders in extremen Notsituationen sichern. Andererseits geben sie der Pflanze auch ein Signal, dass genügend Wasser vorhanden ist. Dadurch kann eine Anpassung an standörtliche oder regionale Bedingungen langsamer oder nicht erfolgen. Im ungünstigsten Fall investiert die Pflanze ihre Energie nicht in das Wurzelwachstum in tiefere und feuchtere Bodenschichten, sondern baut bei ausreichendem Wasserangebot den Sproß weiter aus. Das können Langzeitfolgen bei Dauerbewässerung oder zu häufiger Bewässerung im Wald sein.

Zentrale Erfolgsfaktoren für die Bewässerung sind daher der richtige Zeitpunkt, die richtige Menge und die richtige Dauer. Der Gießzeitraum (s. Grafik) ist gekennzeichnet durch eine hohe Wurzelaktivität und einen hohen Wasserverbrauch infolge des Pflanzenwachstums. Je nach Bodentemperatur beginnt das Wurzelwachstum früher oder später und ist im Sommer in Abhängigkeit von der Bodenfeuchtigkeit niedriger oder höher. Verschiedene Bewässerungsmethoden finden Sie im Merkblatt selbst näher erleutert.

Wichtige Fragen im Vorfeld

Im Vorfeld einer Bewässerung sind die wasser- oder naturschutzrechtlichen Rahmenbedingungen zu klären. Ansonsten können ökologische und finanzielle Risiken entstehen, die ein Mehrfaches der Kulturkosten betragen. Auch zur eigentlichen Bewässerung sind im Vorfeld einige Fragen zu klären:

  • Steht ausreichend Wasser zur Verfügung?
    • In Anbetracht sinkender Pegelstände im Grundwasser, in Flüssen und Seen sowie erhöhter Anstrengungen, die Trinkwasserversorgung in Bayern zu gewährleisten, wird die Entnahme von Wasser zunehmend kritisch gesehen. Deshalb sind die Vorgaben zum Schutz von Grund- und Oberflächengewässern bzw. der Umgang mit Trinkwasser gesetzlich geregelt. Diese Vorgaben bestehen aufgrund örtlicher Satzungen auf Gemeindebene, aber auch durch Landesgesetze. Hierzu stehen Informationen über das Landesamt für Umwelt oder über die zuständigen Gemeindeverwaltungen und Kreisverwaltungsbehörden zur Verfügung.
  • Welche Mengen werden benötigt?
    • In der bisherigen Praxis wurden je nach Bodenart 3 Liter bei lehmigen bis 5 Liter bei sandigen Substraten pro Pflanze und Gießgang ausgebracht. Je nach Witterungsverlauf kommen im Regelfall maximal 1–2 Gießgänge in Betracht.
  • Wann und wie lange sollte bewässert werden?
    • Eine Bewässerung sollte nur in den ersten ein bis zwei Jahren nach Kulturbegründung erfolgen.
  • Welches Zeitfenster kommt in Betracht?
    • Der günstigste Zeitpunkt ist vor dem Auftreten nicht mehr behebbarer Schäden an der Pflanze. Der Zustand der Pflanze kann bei unseren einheimischen Laubbäumen über Welkemerkmale (Wellig werden, Einrollen und Verbraunung) an den Blättern beurteilt werden. Stockendes Austriebsverhalten in Zusammenhang mit dem bisherigen Witterungsverlauf kann ebenfalls auf akuten Wassermangel hindeuten. Bei Nadelgehölzen ist eine Beurteilung sehr schwer durchzuführen. Hier ist die Beobachtung des Austriebsverhalten im Frühjahr sinnvoll. Sind über eine mehr als dreiwöchige Phase mit Wärme auch die Niederschläge ausgeblieben oder nicht pflanzenverfügbar gewesen, sollte die Feuchtigkeit des Bodens intensiv begutachtet werden.
  • Welche Kriterien bei der Beurteilung des Bodens stehen zur Verfügung?
    • Für die Beurteilung spielen in der Praxis vor allem Feldmethoden eine Rolle. Flächen mit starker Sonneneinstrahlung und Windexposition trocknen am schnellsten aus, zum Beispiel Freiflächen in Oberhanglage und Süd- bis Südwestexposition. Um den Zustand der Wasserversorgung im obersten Bodenbereich anzuschätzen, sind Bodenart, Humusanteil und Bodenstruktur einzubeziehen. Sandige und tonige Substrate sind schlechter zu beurteilen als lehmige Substrate. Ein hoher Humusanteil verbessert die Speicherfähigkeit. Starke Klüfte oder hoher Skelettanteil sind ebenfalls ungünstig zu bewerten. Die Bodenfeuchtigkeit im Wurzelbereich der Pflanzen kann über eine Spaten- oder Bohrstockprobe erfolgen.
  • Steht der Aufwand durch Bewässerung zum Risiko des Ausfalls der Kultur in einem vertretbarem Verhältnis?
    • Aus möglichen Witterungsprognosen und Erfahrungswerten kann das eventuell eintretende Schadensausmaß an der Forstkultur angesetzt und dem Aufwand, einschließlich einer möglichen Förderung, gegenüber gestellt werden.
  • Sind weitere Begleitmaßnahmen ausgeschöpft (z.B. Beseitigung von Konkurrenzvegetation oder Mulchen)?
    • Starker Graswuchs steht in Wasserkonkurrenz zu Forstpflanzen. Entsprechendes Entfernen um die Pflanzen ("Auskesseln") schafft Entlastung, das um die Pflanze belassene Schnittgut dient als Verdunstungsschutz.

Einsatz von Superabsorbern

Die natürliche Wasserspeicherfähigkeit der meisten unserer Waldböden ist sehr gut. Eine Anwendung wäre allenfalls auf durchlässigen Sandböden denkbar. Superabsorber oder Hydrogele können Wasser nur speichern, wenn es auch vorhanden ist. Bei den aktuell am Markt angebotenen Präparaten ist bislang eine Verbesserung des Kulturerfolges im forstlichen Bereich nicht nachgewiesen. Zu dem werden durch die Präparate Mikrokunststoffe in den Boden ausgebracht, deren Wirkung im Boden ebenfalls nicht abschließend beurteilt werden kann. Deshalb werden diese Produkte hier nicht weiter behandelt. Von einem Einsatz wird abgeraten.

Dauer einer Bewässerung

Eine Bewässerung soll überwiegend der Überbrückung der Anwuchsphase in Trockenperioden dienen. Sie beginnt, wenn entsprechende Trockenheit im Boden festgestellt wurde, möglichst bevor die Pflanze Welkeerscheinungen zeigt. Bei anhaltender Dürre kann ein Folgegießgang notwendig werden, allerdings nur, wenn wieder die gleichen Trockenverhältnisse feststellbar sind und die Pflanzen weiterhin nicht vital aussehen.

Die Bewässerung ist als Notfallmaßnahme normalerweise nur in den ersten ein bis zwei Jahren der Kultur notwendig. Die Pflanzen sollten bis dahin ihr Wurzelsystem soweit ausgebildet und sich etabliert haben, dass sie selbständig das verfügbare Wasser auch in entsprechender Tiefe im Boden erreichen, so wie es eine Pflanze aus Naturverjüngung auch schafft. Muss aus zwingenden Gründen später im Frühjahr oder unter kritischen Verhältnissen gepflanzt werden, ist in trocken-warmen Bereichen ein sofortiges Einschlämmen der Wurzeln förderlich.