Fast vier Jahrzehnte ruhte im Gerolfinger Eichenwald die Mittelwaldbewirtschaftung. Seit dem Jahr 2000 wird nun dieses aus naturschutzfachlicher Sicht sehr wertvolle Auwaldgebiet wieder in der im Mittelalter so bedeutenden Weise bewirtschaftet. Da die Mittelwaldwirtschaft auch in großem Umfang Brennholz produziert und gleichzeitig eine stark steigende Nachfrage nach diesem Sortiment zu beobachten ist, will die Stadt Ingolstadt alle sich eignenden Flächen in das Mittelwaldkonzept integrieren.

Der Gerolfinger Eichenwald liegt im Westen von Ingolstadt am Nordufer der Donau. Die für die Mittelwaldbewirtschaftung in Frage kommenden Flächen gehören größtenteils der älteren postglazialen Auenstufe an. Hauptstandort ist ein speicherfrischer humusreicher Auelehm mit optimalen Wuchsbedingungen für alle Laubbäume der Hartholzau.

Die Mittelwaldbewirtschaftung endete weitgehend mit der Ablösung der Holznutzungsrechte im Jahr 1964. Bis dahin wurde das Unterholz im 20-jährigen Umtrieb auf den Stock gesetzt. Für das Oberholz galt eine Umtriebszeit zwischen 80 und 160 Jahren.

Kulturhistorisch und naturschutzfachlich: Prädikat "sehr wertvol"

In den 1990er Jahren wurden mehrere naturschutzfachliche Gutachten in Auftrag gegeben mit dem Ziel, den Gerofinger Eichenwald als Naturschutzgebiet auszuweisen. Diese Gutachten bescheinigten den ehemaligen Mittelwaldflächen mit ihren Alteichen einen besonders hohen naturschutzfachlichen Wert, insbesondere für die holzbewohnenden Käfer. Der Gerolfinger Eichenwald ist aber auch ein wichtiger Lebensraum für Mittelspecht und Halsbandschnäpper. Negativ beurteilten die Gutachter den verstärkten Dichtschluss, nachdem die Mittelwaldbewirtschaftung aufgegeben wurde, und schlugen daher die Wiedereinführung der Ausschlagswaldnutzung auf einer Fläche von rund 30 Hektar vor.

Am Anfang standen 3,7 ha Mittelwald-Versuchsflächen

In den Jahren 1995 bis 1999 legte das Forstamt der Stadt Ingolstadt Mittelwald-Versuchsflächen auf insgesamt 3,7 Hektar Auwald an. Der neue Forstwirtschaftsplan für den städtischen Betriebsverband Auwald (Stichtag 01.01.2000) ermöglichte es dann der Stadt, Bestände mit geeigneter Ausgangslage wieder als Mittelwald zu bewirtschaften. Dabei ging man zunächst von einer zukünftigen Mittelwaldfläche von ca. 30 Hektar aus. Damit wurde im Jahr 2000 die Mittelwaldwirtschaft im Gerolfinger Eichenwald offiziell wieder aufgenommen.

Wegen der in den letzten Jahren stark anziehenden Brennholznachfrage wurde in den Jahren zwischen 2000 und 2006 bereits eine Fläche von 32,5 Hektar auf den Stock gesetzt. Damit ist die ursprünglich geplante Fläche von 30 Hektar schon erreicht. Da sich die bisherigen Schlagflächen sehr positiv entwickelten, entschloss sich das Forstamt, alle geeigneten Flächen (112 Hektar) in das Mittelwaldkonzept zu integrieren und bei einer Umtriebszeit von ca. 25 Jahren eine durchschnittliche jährliche Hiebsfläche von 4,5 Hektar zu realisieren. Die bisherige durchschnittliche Entnahmemenge je Hektar beträgt 23 Fm (9 bis 110 Fm in Abhängigkeit von anfallendem Oberholz), dazu dürften noch ca. 10 Fm/ha kommen, die unter der Derbholzgrenze liegen.

Hubert Krenzler ist Leiter des Forstamtes Ingolstadt.