Das Ausmaß der Stammverletzungen durch Wild, Holzernte oder Steinschlag ist seit der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) 2007/09 nicht weiter gestiegen. Rund ein Fünftel der knapp drei Milliarden Bäume weist derartige Schädigungen auf. Etwas mehr als 40 Prozent der Schädigungen gehen auf Schälschäden zurück. Für den Wirtschaftswald zeigt sich hier ein leicht abnehmender, positiver Trend. Weniger optimistisch ist die Lage jedoch im Schutzwald im Ertrag: Schälschäden nehmen zu und das, obwohl jährlich mehr als doppelt so viel geschälte Stämme genutzt wurden als in der Vorperiode.

Stammschäden haben häufig negative ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen. Auch wenn nicht jede Stammverletzung langfristig äußerlich als Schädigung erkennbar bleibt, zieht die Verwundung der Baumrinde oft Infektionen durch Fäulepilze nach sich. Dadurch wird die Stabilität der Bäume gefährdet und das Risiko für Wind- und Schneebruch steigt. Die verminderte Holzqualität im unteren, wertvolleren Stammbereich führt zumeist auch zu finanziellen Einbußen.

Während Ernteschäden relativ gleichmäßig im gesamten, bewirtschafteten Wald auftreten, kommen Schäl- und Steinschlagschäden regional sehr unterschiedlich vor. Daher werden für diesen Beitrag die aktuellen ÖWI-Daten mit der vergleichbaren Stichprobe (50 Prozent der Probeflächen) aus der ÖWI-Erhebung 2007/09 in Bezug gesetzt. Aus diesem Grund weichen die Zahlen geringfügig von den offiziell berichteten ÖWI-Ergebnissen 2007/09 ab.

Schadensausmaß gleichbleibend hoch

Der Anteil der geschädigten Stämme ist im Ertragswald im Vergleich zur Erhebungsperiode 2007/09 mit knapp 20 Prozent konstant geblieben. Schäden durch Holzernte treten dabei ähnlich häufig auf wie Schälschäden und betreffen jeweils rund 250 Millionen Stämme (Abbildung 1).

Das sind etwa je 8 Prozent aller Stämme. Rund 86 Millionen Stämme, also etwa 3 Prozent aller Stämme, weisen Stammverletzungen durch Steinschlag auf. Gemessen am Holzvorrat entfallen etwa 61 Prozent des geschädigten Stammholzvorrates in die Kategorie der Ernteschäden, knapp 20 Prozent auf Steinschlagschäden und rund 19 Prozent auf Schälschäden. Der Unterschied in der Schadensbeurteilung nach Anzahl der Stammschäden (Tabelle 1) oder Anteil am Holzvorrat kann damit erklärt werden, dass Ernteschäden vor allem in den Wuchsklassen ab Stangenholz und Baumholz I (BHD ≥ 20,5 cm) vorzufinden sind. Schälschäden treten hingegen hauptsächlich in jüngeren Beständen bis ins Stangenholz auf.

Generell gehen die Stammschäden im Wirtschaftswald zurück (Tabelle 2). Diese Entwicklung ist unter anderem damit zu erklären, dass die Nutzung in der Zeit zwischen den beiden ÖWI-Erhebungen 2007/09 und 2016/18 etwas angestiegen ist und dabei auch mehr geschädigte Stämme entnommen wurden. Anders ist die Situation im Schutzwald im Ertrag: Hier ist kein Rückgang zu beobachten. Etwa 23 Prozent der Stämme weisen Stammschäden auf, wovon 61 Prozent auf Steinschlag, 26 Prozent auf Schäl- und 13 Prozent auf Ernteschäden zurückzuführen sind.

Schälschäden nehmen im Wirtschaftswald ab und im Schutzwald zu

Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Entwicklung der Schälschäden im Wirtschaftswald und im Schutzwald im Ertrag. Im Wirtschaftswald ist ein Rückgang um 18 Prozent auf rund 234 Millionen Stämme im Vergleich zur ÖWI 2007/09 feststellbar. Auch die Anzahl der Neuschälungen ist auf die Hälfte des Ausmaßes der Vorperiode gesunken. Während im Zeitraum 2000/02 bis 2007/09 jährlich rund 3,0 Stämme/ha neu geschält wurden, sind es für den Zeitraum 2007/09 bis 2016/18 nur mehr 1,5 Stämme/ha. Dieser rückläufige Trend in der Stammzahl (Tabelle 3) an geschälten Stämmen ist auch darauf zurückzuführen, dass in der letzten Periode die jährliche Nutzung von geschälten Stämmen um rund 30 % gestiegen ist.

Dieser Trend lässt sich leider nicht auf den Schutzwald im Ertrag umlegen. Hier nehmen die Schälschäden von 14 Millionen auf rund 17 Millionen Stämme zu. Die Ergebnisse zeigen auch, dass im Schutzwald mehr als doppelt so viel geschälte Stämme jährlich genutzt wurden als in der Vorperiode, gleichzeitig aber die Zahl der Neuschälungen deutlich gestiegen ist. Wurden im Zeitraum 2000/02 bis 2007/09 jährlich 0,8 Stämme/ha im Schutzwald neu geschält, so liegt die Zahl für den Beobachtungszeitraum 2007/09 und 2016/18 bei 1,3 Stämmen/ha.

Es besteht die Vermutung, dass das Wild in seinen Lebensräumen durch Freizeitaktivitäten, raumplanerische Maßnahmen und jagdliche Tätigkeit immer stärker gestört wird und sich daher vermehrt in Schutzwälder zurückzieht. In Summe betrachtet sind diese Entwicklungen besonders kritisch zu sehen, da sie langfristig die Schutzwirkung dieser Wälder in Frage stellen. Im Rahmen der ÖWI 2016/18 wurden erstmals auch Stammschäden im Schutzwald außer Ertrag erhoben. Schälschäden treten hier bei 2,2 Prozent der Stämme auf.

Ernteschäden gleichbleibend hoch

Die Anzahl der Stammschäden, die durch Holzerntemaßnahmen verursacht wurde, ist mit 247 Millionen Stämmen im Ertragswald vergleichbar hoch wie in der Vorerhebung. Das sind etwa 8,3 Prozent aller Stämme. Im Wirtschaftswald sind etwa 239 Millionen Stämme, im Schutzwald im Ertrag etwa 8 Millionen Stämme betroffen.

Nach wie vor treten die meisten Ernteschäden, rund 5,4 Prozent, im Kleinwald auf. Rund 2,0 Prozent entfallen auf Betriebe >200 ha und 0,9 Prozent sind den Österreichischen Bundesforsten zuzuordnen. Gemessen am Holzvorrat entfallen etwa 15 Prozent des Vorrates auf Stämme, die durch Ernteschäden betroffen sind, das sind etwa 61 Prozent des hier betrachteten Schadholzvorrates.

Steinschlagschäden nehmen ab

Die Ursachen für Steinschlag können Frost, Niederschlag, Wildtiere oder Bautätigkeiten im oder nahe des Waldes (z.B. Forststraßen, Wildbach- und Lawinenverbauungen) sein. Im Wirtschaftswald zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Steinschlagschäden von 64 Millionen auf rund 48 Millionen beschädigter Stämme.

Im Schutzwald im Ertrag sind diese Schäden konstant und betreffen rund 38 Millionen Stämme. Im Schutzwald im Ertrag weisen somit fast 15 Prozent der Stämme Steinschlagschäden auf, im Schutzwald außer Ertrag sind rund 9 Prozent der Stämme betroffen, im Wirtschaftwald sind es lediglich 1,8 Prozent der Stämme.

Schäden wären vermeidbar

Die Zwischenauswertung der ÖWI 2016/18 zeigt auf, dass das Ausmaß der Stammschäden im Ertragswald weiterhin hoch ist. Ein wichtiger Faktor für den Rückgang geschälter Stämme im Wirtschaftwald ist die vermehrte Entnahme der geschädigten Stämme im Zuge von Durchforstungen. Eine positive Entwicklung: Das Bewusstsein für den Erhalt stabiler Bestände ist gestiegen.

Darüber hinaus ist auch bei den Neuschälungen eine Verbesserung eingetreten. Im Schutzwald im Ertrag ist aber der Anstieg der Schälschäden bei gleichzeitig verstärkter Entnahme von geschälten Stämmen als besonders bedenklich einzustufen. Es wäre daher dringend notwendig, durch gezielte Maßnahmen eine Reduktion der Stammschäden bei Ernte- und Schälschäden zu erzielen.

Die Wahl der richtigen Holzbringungstechnik, der optimale Zeitpunkt für die Holzernte sowie eine umsichtige, den Boden und verbleibenden Bestand schonende Arbeitsweise sind grundlegende Maßnahmen zur Vermeidung von Ernteschäden.

Die Forstlichen Ausbildungsstätten des Bundesforschungszentrums für Wald (FAST) haben sich des Themas angenommen. Gemeinsam mit der forstlichen Praxis und verschiedenen Unternehmen bieten sie Kurse an, in denen die notwendige Feinerschließung zur Minimierung von Bestandesschäden als eine der wesentlichen Aufgaben bei der Holzernte behandelt wird.

Darüber hinaus können Forstunternehmen in Österreich das Gütesiegel "Zertifiziertes Österreichische Forstunternehmen" (ZÖFU) erlangen, wenn sämtliche Tätigkeiten den nachhaltigen, sozialen und ökologischen Standards entsprechend erfüllt werden. Vierundzwanzig Unternehmen sind in Österreich bereits ZÖFU zertifiziert.