Jeder EU-Mitgliedsstaat hat in Bezug auf B. xylophilus einen jährlichen Survey durchzuführen, welcher in Österreich durch Kontrollen im Sinne des Schädlingsüberwachungsprogramms vollzogen wird. Dabei wird empfohlen, sowohl im Wald gewonnene Holzproben als auch Proben von Importhölzern sowie Verpackungsholz aus Risikoländern und Proben von Vektoren (Käfer der Gattung Monochamus) auf ein Vorkommen von B. xylophilus zu prüfen.

Die derzeitige Situation in Europa

Bursaphelenchus xylophilus, als der ursächliche Erreger der Kiefernwelke bekannt, trat erstmals 1999 in Setubal, Portugal, an Seekiefer (Pinus pinaster) auf. Trotz rigider Maßnahmen (vollständige Entfernung befallener Bäume, Sicherheitskorridor, intensives Monitoring, Einschränkung des Handels und der Verbreitung von Kiefernholz) konnte der Schadorganismus in seiner Verbreitung nicht eingedämmt werden und hat sich im ganzen Festland Portugals verbreitet. 

Im Jahr 2009 wurde B. xylophilus zusätzlich auf Madeira festgestellt, 2008 wurde er erstmalig auch in Bäumen in Spanien entdeckt. Laut EPPO gibt es seither weitere Befallsherde. In beiden Ländern wurde der Bäckerbock (Monochamus galloprovincialis) als Überträger des Kiefernholznematoden diagnostiziert.

Biologie und Schadwirkung

Warum ein relativ immobiler Fadenwurm in wenigen Jahren Schäden in großflächigen Gebieten anrichten kann, wird aus seiner Biologie deutlich. Nachdem durch ein Nematoden-Weibchen ein Ei gelegt wurde, schlüpfen die Juvenilen, welche das erste Juvenil-Stadium (J1) bereits im Ei abgeschlossen haben. Im J2- bis J3-Stadium ernähren sich die Juvenilen entweder von Pilzzellen oder von Pflanzenzellen, wodurch sie in letzterem Fall die lebenden Zellen im Splintholz schädigen. Bevor die Tiere das Stadium J4 erreichen, besiedeln sie die Puppen von Monochamus-Arten, die im Holz ihre Puppenwiege angelegt haben. 

Von den geschlüpften Käfern lassen sich die Nematoden als Dauerjuvenile, ein Dauerstadium der Nematodenlarven bei ungünstigen Lebensbedingungen, unter den Flügeldecken oder in den Tracheen (Atemwege) zum nächsten Wirtsbaum transportieren. Durch den Transport und die anschließende Übertragung der Nematode in einen Baum sind Monochamus-Arten Vektoren des Fadenwurms. 

Für die Übertragung gibt es zwei Möglichkeiten: Die Infektion des Baumes erfolgt entweder beim Reifungsfraß, bei dem die Käfer die Rinde der dünnen Zweige in der Baumkrone fressen und dabei Verletzungen verursachen, die als Eintrittspforten für die juvenilen Nematoden dienen. Oder die Infektion erfolgt bei der Eiablage des Weibchens am Stamm von z.B. durch Borkenkäferbefall geschädigten oder bereits geschlägerten Bäumen. 

Im Baum entwickelt sich die J4-Larve zum adulten Nematoden. Die Ausbreitung im Baum erfolgt nach der Zerstörung der Epidermiszellen radiär über die Harzkanäle und der Kreislauf beginnt erneut. Unter gegebenen klimatischen Umständen in Deutschland ist es durchaus möglich, dass B. xylophilus mehrere Jahre latent vorkommen kann, ohne eine Welke hervorzurufen. Aufgrund ähnlicher klimatischer Verhältnisse erscheint ein unentdecktes, latentes Vorkommen auch für Österreich möglich zu sein. In derartigen Fällen würden Schadsymptome voraussichtlich erst zu spät erkannt, um entsprechende Ausrottungsmaßnahmen noch rechtzeitig treffen zu können. Daher ist ein engmaschiges Überwachungsprogramm notwendig. 

Monochamus-Arten als Vektoren

Die Verbreitung des Kiefernholznematoden ist eng mit der Entwicklung von Käfern der Gattung Monochamus verbunden. Wenn diese an frischen Zweigen lebender Kiefern fressen, verlassen die Nematoden den Vektor und dringen durch die Fraßwunde in den neuen Wirtsbaum ein. Darum ist ein Monitoring von Monochamus-Arten über Fallenfänge genauso wichtig wie die Beprobung von Kiefern an Waldstandorten und von Holzimporten. 

Auf der Iberischen Halbinsel ist Monochamus galloprovincialis (Abb. 1) als der Vektor bei der Verbreitung von B. xylophilus bekannt. Für Österreich ist dieser Zusammenhang deshalb von besonderer Bedeutung, da M. galloprovincialis im gesamten Bundesgebiet vorkommt.

Neben den Standorten der Käferfallen für Monochamus spp. in Risikogebieten, wie im Nahbereich von Importbetrieben und in Bereichen mit hohem Warenumschlag aus Drittstaaten der EU, werden in Österreich Kiefernbestände durch Werbung und Analyse von Holzproben überwacht. Bei den Beprobungen stehen für die Kiefernholznematoden klimatisch günstige Lagen mit Schwarzkiefern (Pinus nigra) und Weißkiefern (Pinus silvestris) in Rein- oder Mischbeständen im Fokus. Dabei werden Holzproben von Bäumen gezogen, die Welkesymptome zeigen oder Rückschlüsse auf eine potentielle Besiedelung mit Monochamus-Arten zulassen. 

Methoden des Überwachungsprogramms

Für die Durchführung des Surveys von Bursaphelenchus xylophilus (Nematodensurvey) in Österreich sind die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer verantwortlich (Pflanzenschutzgesetz 2018). Drei der neun Bundesländer, nämlich Niederösterreich, Salzburg und Tirol, haben für die Erhebungstätigkeiten das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) betraut. Beim Survey werden Proben von Käfern, Verpackungsholz, kränkelnden oder absterbenden Nadelbäumen oder von frisch geschlagenen Bäumen aus heimischen Wäldern, von Kiefernarten (Pinus sp.) oder Weißtanne (Abies alba) genommen.

Die Proben aus den Bundesländern werden am BFW in Wien analysiert. Werden im Auflichtmikroskop Individuen, die potentiell Bursaphelenchus zuzurechnen sind, gefunden (Identifikation über Verhalten und Körperbau), werden diese morphologisch im Durchlichtmikroskop bestimmt.

Bei einer ausreichenden Anzahl von Individuen wird zusätzlich eine Sequenzierung zur Überprüfung des morphologischen Ergebnisses durchgeführt. Sollte in einer Probe ein begründeter Verdacht auf B. xylophilus festgestellt werden, wird die Quarantäneprobe an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) weitergegeben. Abschließend werden die Ergebnisse in einer Datenbank erfasst. 

Seit 2016 sind die Proben des jährlichen Bursaphelenchus-Surveys am BFW in dieser Datenbank dokumentiert und die Informationen zur Probenahme sowie Herkunft und das jeweilige Resultat nachvollziehbar.

Tabelle 1: Anzahl der Proben nach Bundesländern und Probentyp vom Nematodensurvey 2021.

 SummeWaldstandorte

Verpackungsholz

KäferfallenImportholz
Burgenland50050
Kärnten60060
Niederösterreich5448411
Oberösterreich21100
Salzburg2414820
Steiermark125700
Tirol40271300
Vorarlberg66000
Wien1917020
Summe16811833161

Ergebnisse

Im Jahr 2021 wurden für das Überwachungsprogramm Kiefernholznematode in Österreich insgesamt 168 Proben geworben (Tabelle 1). Davon waren 118 Proben aus Waldstandorten. Weißkiefern und Schwarzkiefern wurden davon am häufigsten untersucht. Zusätzlich wurden noch Probenahmen an Zirbe (Pinus cembra) und Weißtanne, die ebenso als Wirtsbaumarten für den Kiefernholznematoden gelten, vorgenommen. Speziell in Niederösterreich, Salzburg und Tirol konnte eine hohe Anzahl an Proben geworben werden (Tabelle 1).

Insgesamt 16 Proben stammten aus Käferfallen. Dreizehn Proben von Käfern der Arten Bäckerbock, Schneiderbock (Monochamus sartor) und Schusterbock (M. sutor) wurden auf Nematoden untersucht. Zusätzlich wurden noch drei weitere, eingesendete Proben anderer Käferarten (zwei Arhopalus rusticus und ein Spondylis buprestoides) analysiert. Eine Importholzprobe sowie 33 Verpackungsholzproben wurden begutachtet (Tabelle 1). Von den 168 Proben enthielten 95 (57 %) keine Nematoden (Tabelle 2). 

In 73 Proben wurden Nematoden gefunden, in allen Fällen waren lebende Exemplare darunter. In vier Proben (alle von Waldstandorten) wurden Bursaphelenchus-Arten diagnostiziert. Die aufgefundenen Arten waren einmal B. mucronatus mucronatus und dreimal B. sexdentati (Tabelle 2). Beide Arten wurden in Waldproben von Pinus sylvestris festgestellt. Bursaphelenchus sexdentati wurde im Bezirk Landeck (Tirol) und zweimal im Bezirk Feldkirch (Vorarlberg) nachgewiesen; ein Vorkommen von B. mucronatusmucronatus wurde im Bezirk Neunkirchen (Niederösterreich) dokumentiert (Abb. 2). Es handelt sich hierbei um heimische, nicht pathogene Nematodenarten, die im Holz von Kieferngewächsen (Pinaceae) zu finden sind. Die beiden Arten können morphologisch unterschieden werden, ein wichtiges Merkmal ist die männliche Spicula (Abb. 3a und 3b). 

Der Kiefernholznematode B. xylophilus (Abb. 3c) wurde beim Nematodensurvey 2021 nicht festgestellt, Österreich gilt weiterhin als befallsfrei.

Tabelle 2: Ergebnis der Probenanalyse nach Bundesländern vom Nematodensurvey 2021.

 Proben mit NematodenProben ohne Nematoden
Bursaphelenchus sexdentatiBursaphelenchus mucronatuskeine Bursaphelenchus
Burgenland0005
Kärnten0042
Niederösterreich013221
Oberösterreich0002
Salzburg00816
Steiermark0066
Tirol101425
Vorarlberg2040
Wien00118
Summe316995

Schlussfolgerung und Ausblick

Zusammenfassend wird festgestellt, dass Bursaphelenchus xylophilus in Österreich bis einschließlich 2021 nicht gefunden wurde. Da der Kiefernholznematode 
B. xylophilus und B. mucronatus mucronatus sehr ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum haben und B. mucronatus mucronatus gefunden wurde, kann angenommen werden, dass die Bedingungen auch für B. xylophilus in österreichischen Wäldern geeignet sind.

Um einen Befall durch Einschleppung rechtzeitig entdecken und die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, bedarf es daher weiterhin einer jährlichen Probenahme und Kontrolle. Das höchste Risiko, dass der Kiefernholznematode in Österreich eingeschleppt wird, ist weiterhin über den Handel und die Verwendung von Verpackungsholz aus Risikoländern gegeben. In den kommenden Jahren wird durch den Klimawandel das Gebiet, in dem es zu symptomatischen Auftreten mit Welkeerkrankung kommen kann, größer werden. Sollte B. xylophilus nach Österreich gelangen, steigt also mit steigenden Temperaturen das Risiko für letale Schädigung von Kiefern.