In Anbetracht der Borkenkäferproblematik wird die Frage des Einflusses von Parasitoiden viel diskutiert. Studien im Nationalpark Bayerischer Wald beschäftigen sich genau mit diesem Thema. Im einzelnen wurde untersucht, inwieweit die Populationen von Brack- und Erzwespen eine Rolle bei der effizienten Borkenkäferbekämpfung spielen können.

Die großen Schäden des Buchdruckers in unseren Fichtenwäldern machen ihn aus forstentomologischer Sicht und unter Berücksichtigung künftig zu erwartender Witterungsextreme zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die bayerische Fichtenwirtschaft. Um dem Forstschutz das richtige Handwerkszeug liefern zu können, muss man die den Massenwechsel der Art steuernden Regelmechanismen kennen. Einer der Einflussfaktoren besteht im Komplex der natürlichen Feinde. Zu diesen zählen unter anderem die "Schlupfwespen" (Erz- und Brackwespen), die bisher als bedeutungslos eingestuft wurden.

Unsere Aufgabe in den drei Kurzprojekten (ST 119, ST 138, ST 149) während der Sommer 2002, 2003 und 2004 im Nationalpark Bayerischer Wald war es, die Richtigkeit dieser Annahme zu überprüfen. Hier bietet sich auf Grund der ungestörten Massenvermehrung des Buchdruckers ein ideales Forschungsfeld.

Ausgangshypothese

Im Kerngebiet des Nationalparks werden weder Holz noch die darin befindlichen Organismen aus dem Wald entfernt. Somit müssten beste Bedingungen für die Entwicklung einer wirksamen Dichte der natürlichen Feinde bestehen. Die Gegenspieler können möglicherweise die Massenvermehrung des Buchdruckers beenden.

Methodik

Beprobt wurden Bestände der Naturzone (keine Aufarbeitung), der Randbereiche (Aufarbeitungsstreifen 500 - 1.000 m breit) und Grenzlagen (zwischen Käferfronten und Randbereichen) sowie des Erweiterungsgebiets des Nationalparks (mit Aufarbeitung).

Bedeutung der Arten

Zwei Brackwespenarten (Coeloides bostrichorum und Dendrosoter middendorffi) sowie vier Erzwespenarten (Roptrocerus sp., Rhopalicus tutela, Tomicobia seitneri, Dinotiscus eupterus) wurden in den letzten drei Jahren oft und mit hohen Individuenzahlen registriert. Es handelt sich um weltweit bekannte, wichtige Arten. Nach unseren Ergebnissen weicht die Zusammensetzung der Arten sowie deren Häufigkeit und Individuendichte von den in Wirtschaftswäldern erreichbaren Werten nicht ab.

Parasitierung

Die örtlich extrem starke Konzentration der Brackwespe C. bostrichorum im Jahr 2002 erweckte den Eindruck einer hohen Parasitierungsrate und schien damit die eingangs erwähnte Annahme zu bestätigen. Die Ergebnisse der dreijährigen Arbeiten insgesamt bestätigten die Hypothese jedoch nicht. In den Naturzonen waren nicht generell höhere Parasitierungen festzustellen als in Bereichen mit forstlichen Eingriffen. Die Ergebnisse von 2003 und 2004 zeigen, dass in den Grenzlagen und Randbereichen vergleichbar hohe Parasitierungen zustande kommen können. Die Parasitierung betrug im Jahr 2004 im Mittel 8,5 %, erreichte aber vereinzelt bis über 90 %.

Fazit

Örtlich kommen sehr hohe Parasitierungsraten beim Buchdrucker vor, wodurch die Käferbrut reduziert wird. Das Ende einer Massenvermehrung des Buchdruckers auf Grund seiner natürlichen Feinde konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Die Bedeutung seiner Gegenspieler liegt darin, dass ohne ihr Dasein die Käfer häufig noch größere Schäden anrichten könnten.