Bei den heimischen Eichenarten begünstigen wiederkehrende Vitalitätsverluste und Mortalitäten die Voraussetzungen für einen Holzbrüterbefall. Ursächlich sind vor allem klimatische Veränderungen, Trockenperioden und Raupenfraß z. B. von Eichen­prozessionsspinner, Schwammspinner oder Eichenwickler. Auch das Bestreben der Alt- und Totholzanreicherung spielt eine große Rolle. Ein Holzbrüterbefall steht oft in Zusammenhang mit physiologischen Schäden durch Rindenbrüter, besonders den Zweipunktigen Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus F.).

Wirtschaftlich bedeutendste Holzbrüter

Eine Entwertung der zur Vermarktung aufgearbeiteten wertvollen Eichen-Sortimente ist soweit wie möglich zu vermeiden.

Deshalb werden nachfolgend die wirtschaftlich bedeutendsten Holzbrüter kurz vorgestellt und möglichen Maßnahmen zur Risikominderung der technischen Entwertung des Kernholzes aufgezeigt.

Eichenholzbohrer oder Kleiner Schwarzer Wurm

Xyleborus monographus F.

Der 2 bis 3,5 mm lange Käfer befällt beschädigte stehende Bäume oder frisch gefällte Stämme sowie Stöcke vorwiegend der Eichenarten. Die Schwärmphase des Eichenholzbohrers beginnt ab Ende März/April sehr früh im Jahresverlauf (Frühschwärmer).

Ausgehend von einem markant radial in den Stamm laufenden Gang zweigen spalierähnlich wenige meist im Jahrring verlaufende Brutgänge ab (Abb. 1). Das gesamte Gangsystem (Gabel­gänge) liegt mehr oder weniger in einer Ebene. Die Larven des Eichenholzbohrers er­nähren sich ausschließlich von Ambrosiapilzen, welche mit fortgeschrittener Zeit die Gang­wände schwarz verfärben. So hebt sich das Brutsystem farblich deutlich vom Holz ab (Bei­name: Kleiner Schwarzer Wurm). Der Eichenholzbohrer kann innerhalb eines Jahres zwei Ge­nerationen hervorbringen. Von Juni bis August erfolgt die zweite Schwärmphase und die Jung­käfer überwintern innerhalb des Brutsystems. Neben dem beschriebenen Schadbild der Brut­gänge kann der Befall anhand der durch die größeren Weibchen (Länge 3bis 3,5 mm) angelegten Einbohrlöcher sowie weißem Bohrmehl erkannt werden. Weißes Bohrmehl wird jedoch auch von weniger in das Kernholz vordringenden Splintholzkäfern wie bspw. dem Eichen-Nutz­holz­borkenkäfer (Xyloterus signatus) ausgestoßen, weshalb Verwechselungen möglich sind.

Eichenkernkäfer

Platypus cylindrus F.

Der Eichenkernkäfer ist 4,7 bis 5,8 mm lang und befällt frisch gefällte oder teilweise auch noch stehende Eichen sowie vereinzelt andere Laubbäume. Massenvermehrungen können auf­tre­ten und werden durch trockene bzw. überdurchschnittlich warme Jahre begünstigt. Die Schwärmphase des Käfers beginnt vergleichsweise spät – Ende Juni – und kann bis in den September hinein andauern (Spätschwärmer).

Die Käfer bohren zunächst radial in Richtung Kernholz. Dort angekommen zweigt der Gang typischerweise ab und folgt hier den Jahrringen (Abb. 2).
Daran anschließende Seitengänge führen wieder radial in Richtung Kern. Innerhalb der Gänge erfolgt die Eiablage. Das charakteristische Gangsystem liegt mehr oder weniger in einer Ebene. Bevorzugt wird hier die untere und meist wertvollere Stammpartie besiedelt. Pro Jahr bildet der Eichenkernkäfer eine Generation aus. Da sich die Larven ebenfalls von Ambrosiapilzen ernähren, verfärben sich die Gangwände dunkel. Die Larven nagen ihre Puppenwiegen im Fortlauf der Entwicklung leitersprossenähnlich vom Muttergang aus vertikal ins Holz, woran der Eichenkernkäfer eben­falls gut zu erkennen ist. Zudem kann der Eichenkernkäfer an dem ausgestoßenen und teil­weise wurstförmig zusammengepressten Bohrmehl erkannt werden. Typischerweise ist das Bohrmehl anfangs grob und relativ langfaserig. Auch die mit 1,8 bis 2,2 mm vergleichsweise gro­ßen Einbohrlöcher stellen ein Erkennungsmerkmal dar.

Gemeiner Werftkäfer oder Sägehörniger Werftkäfer

Hylecoetus dermestoides L.

Der Gemeine Werftkäfer ist 6 bis 18 mm lang und kommt in Mitteleuropa häufig vor. Die Entwick­lungsdauer beträgt 1bis 2 Jahre und seine Schwärmphase reicht von Ende März bis Juli. Die Art ist grundsätzlich polyphag an Laub- sowie Nadelhölzern zu finden, bevorzugt aber die Baum­arten Eiche und Buche. Hier erfolgt die Eiablage außen am Stamm in Rinden- oder Holzrissen und die Larven bohren sich nach dem Schlüpfen ins Holz ein. Die in alle Richtungen zeigenden Gänge werden mit zunehmender Larvenentwicklung stetig im Durchmesser größer, wobei die Larven das anfallende Bohrmehl aus dem Gang stoßen. Auch die Larven des Gemeinen Werftkäfers ernähren sich von Ambrosiapilzen, weshalb die Gänge im späteren Verlauf ebenfalls schwarz gefärbt aufscheinen. Für die nötige Zucht des Ambrosiapilzes sind bestimmte Feuchtigkeitsverhältnisse wie etwa in frisch gefälltem Holz bzw. frischen Wurzel­stöcken von Nöten.  

Zu erkennen ist der Befall durch den Gemeinen Werftkäfer an den geklumpt auftretenden Bohrlöchern mit variierenden Durchmessern, ähnlich einem Schrotschuss mit unterschied­lichen Kalibern (Abb. 3). Im Sommer (Juli/August) fallen die gerade bei stärkerem Befall be­achtlichen Mengen weißen Bohrmehls an der Innen- und Außenseite der Rinde auf. Unter der sich bereits lösenden Rinde sind um die Einbohrlöcher zudem typische Bohrmelhöfe zu erken­nen.

Abb. 3: Erkennungsmerkmale des Gemeinen Werftkäfers: Detailaufnahme eines Bohrmehlhofs (l.) und geklumpt auftretende Löcher unterschiedlichen Durchmessers (r.)
Fotos: Wonsack, FVA

Schiffswerftkäfer

Lymexylon navale L.

Der Schiffswerftkäfer kommt insgesamt deutlich weniger häufig vor als der Gemeine Werft­käfer und auch wenn er mit ca. 15 mm ähnlich groß ist, unterscheidet er sich deutlich in seiner Entwicklung und Lebensweise. Zu finden ist der Schiffswerftkäfer fast ausschließlich an Eichen. Neben frisch gefälltem Holz sowie frischen Stöcken werden auch beschädigte oder abgestorbene Stammpartien befallen. Somit können auch schon leicht angetrocknete Berei­che besiedelt werden.

Die Eiablage erfolgt in der Flugzeit von Ende Mai bis Juli in Trockenrisse oder andere Verlet­zungen des Baumes. Die zunächst sehr dünnen Larven bohren sich in das Holz ein, woher auch der Beiname Haarwurm stammt. Da sich die Larven von den Holzinhaltsstoffen und nicht von Ambrosiapilzen ernähren, wird kein Bohrmehl ausgestoßen. Die gesamte Entwicklung dauert üblicherweise 2 Jahre, bei der insgesamt bis zu zwei Meter lange Gänge bis tief in den Kern angelegt werden (Abb. 4). Diese verlaufen zum Teil schnurgerade mehr oder weniger horizontal zur Stammmitte. Hin und wieder verstopft die Larve die nicht verfärbten Gänge mit einem sehr dichten Bohrmehlpfropfen, so dass in diesem Bereich angeschnittene Larvengänge nur schwer zu erkennen sind.

Generell besteht beim Befall durch den Schiffswerftkäfer die Gefahr, dass der Stamm bis zum Kern entwertet ist, ohne jedoch auffällige und von außen erkennbare Befallsmerkmale aufzu­weisen. Größere Befallsdichten sind von Holzlagerplätzen bekannt.

Abb. 4: Erkennungsmerkmale des Schiffswerftkäfers: teilw. sehr gerade verlaufende Gänge (l.) welche ab und an mit festen Bohrmehlpropfen verstopft sind (r.);
Fotos: Wonsack, FVA

Übersicht wichtiger Merkmale der beschriebenen Holzbrüter

Die Diagnose des schädigenden Holzbrüters am Stamm ist nicht trivial und wenn, kann sie mit ausreichend Erfahrung in vielen Fällen nur anhand von aufgespaltenen Holz­proben eindeutig erfolgen.

  • Eine Kurzübersicht wichtiger Merkmale der beschriebenen Holzbrüter gibt Tabelle 1.
  • Schautafel zu Kernholzentwertenden Holzbrütern hier.

Maßnahmen zur Risikominderung

Eine sehr wirkungsvolle Maßnahme zur Vermeidung einer technischen Holzentwertung stellt bei allen vorgestellten Käferarten die rechtzeitige Holzabfuhr aus dem Wald bzw. zusätzlich die zeitnahe Ver­arbeitung dar.

  • Die Schwärmphasen der genannten Käfer im Jahresverlauf lassen erkennen, dasszwischen März und September keine frisch eingeschlagenen wertvollen Eichen-Sortimente ohne weitere Schutzmaßnahmen im Wald verbleiben sollten (Abb. 5).
  • Wenn die rechtzeitige Holzabfuhr vor März nicht möglich sein sollte, ist das frisch einge­schlagene wertvolle Holz mit einem möglichst großen Abstand von bereits seit längerer Zeit im Wald liegenden Eichenholz-Poltern, Brennholzlagern sowie von Eichenbeständen mit bedeutenden Anteilen an frischen Wurzelstöcken sowie im Bestand verbliebenen Resthölzern zu lagern. Dies gilt auch für Alt- und Totholzinseln und für Eichen, die anbrüchige Kronen­partien aufweisen.
  • Zudem sind innerhalb des Forstbetriebes sowie auf Seite der Holzkäufer die Möglichkeiten einer rechtzeitigen Nasslagerung des frischen Eichenholzes zu prüfen, um die für den Befall der Käferarten nötige leichte Antrocknung des Frischholzes zu verhindern.
Pflanzenschutzmittel

Zur Vermeidung von Holzentwertungen ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln als Ultima ratio nicht bei allen vorgestellten Holzbrütern zugelassen. Eine Behandlung gegen den zu den Borkenkäferarten zählenden Eichenholzbohrer ist unter Prüfung der genannten Hand­lungsalternativen jedoch grundsätzlich möglich. Neben einer Spritzapplikation mit einem hier­für zulässigen Pflanzenschutzmittel kommt derzeit noch die Anwendung von StoraNet® in Frage. Dieses Produkt ist ein insektizid wirkendes Netz und kann sowohl vorbeugend zum Befallsschutz bei festgestellter Gefährdung als auch zur Verhinderung des Ausfluges von rinden- und holzbrütenden Borkenkäfern aus bereits befallenem Holz eingesetzt werden.

  • Ach­tung: die Zulassung dieses PSM ist beendet, jedoch können Vorräte noch bis zum 31.01.2022 aufgebraucht werden (Stand: Februar 2021).

Mit Karate Forst flüssig® existiert aktuell zudem ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel zur Regulierung des Gemeinen Werftkäfers

  • Achtung: hier endet die Zulassung am 31.12.2021; Stand Februar 2021.

Bei jeglicher Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist eine gültige Zulassung (bzw. noch laufende Abverkaufs-/Aufbrauchsfristen) sowie die Einhaltung der jeweiligen Auflagen und An­wendungsbestimmungen sicher zu stellen. Je nach Zertifizierung müssen hier zusätzliche Be­dingungen beachtet werden. Eine Anwendung an Holz mit bereits festgestelltem Befall ist je nach Einbohrtiefe der Käfer in der Regel nicht mehr zielführend.

Ausblick

In Bezug auf die weitreichenden Veränderungen des Klimas und in der Waldbewirtschaftung sind in Zukunft wieder eingehende Untersuchungen notwendig, um den Wissensstand bspw. in Bezug auf die Phänologie (Beginn und Ende der Schwärmphasen) zu aktualisieren sowie weitere Fragen – im Besonderen die potenziellen Flugweiten der Käferarten – zur Abschätzung des Befallsrisikos an bestimmten Lagerorten beantworten zu können.

Quellenangaben

  • Block, J., Fischer, H. & Wirth, P. (1997): Die Holzqualität absterbender und abgestorbener Stieleichen. Holz-Zentralblatt, 123. Jg., Nr. 37/38, S. 563-564.
  • Block, J., Fischer, H. & Wirth, P. (1999): Entwicklung der Holzqualität nach Schwammspin­nerfraß absterbender und abgestorbener Eichen. In Delb, H. & Block, J. (Hrsg.): Untersu­chungen zur Schwammspinner-Kalamität von 1992 bis 1994 in Rheinland-Pfalz. Mitteilungen aus der Forstlichen Versuchsanstalt Rheinland-Pfalz, Nr. 45/1999, S. 200-212.
  • Brauns, A. (1964): Taschenbuch der Waldinsekten, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 817 S.
  • Brechtel, F. & Zwecker, N. (1999): Forstlich relevante Insekten (Käfer, Holzwespen) in vitalen, geschädigten und aktuell abgestorbenen Eichen des Bienwaldes (Rheinland-Pfalz) (Coleoptera, Siricidae) - Ein Beitrag zur Risikoabschätzung von Schwammspinnerfolgeschäden. In Delb, H. & Block, J. (Hrsg.): Untersuchungen zur Schwammspinner-Kalamität von 1992 bis 1994 in Rheinland-Pfalz. Mitteilungen aus der Forstlichen Versuchsanstalt Rheinland-Pfalz, Nr. 45/1999, S. 176-199.
  • FVA Baden-Württemberg (2003): Waldschutz-Info 1/2003, Sägehörniger Werftkäfer (Hylecoetus dermestoides L.), bearbeitet von H. Veit, 2 S.
  • FVA Baden-Württemberg (1995): Entscheidungshilfe, Maßnahmen zur Vermeidung von Holzbrüterbefall an gelagertem Eichenholz, bearbeitet von D. Seemann, 3 S.
  • Schwenke, W. (1974): Die Forstschädlinge Europas, Zweiter Band, Verlag Paul Parey, 500 S.
  • Schwerdtfeger, F. (1981): Waldkrankheiten, 4. Auflage, Verlag Paul Parey, 486 S.
  • Vité, J.P. (1952): Die holzzerstörenden Insekten Mitteleuropas, Musterschmidt, Wissen­schaftlicher Verlag Göttingen, Textband, 155 S.