Das Waldschutzjahr geht heuer ähnlich prekär weiter, wie es 2018 aufgehört hatte. "Der Ausblick für die heurige Entwicklung der Borkenkäfermassenvermehrung ist höchst besorgniserregend. In unseren Wäldern befindet sich momentan viel bruttaugliches Schadholz. Wir können die Lage allerdings wesentlich verbessern, wenn wir jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen", fasst BFW-Leiter Peter Mayer die Situation zusammen.

Die Populationsdichten bei den Fichtenborkenkäfern, besonders dem Buchdrucker, sind in den Borkenkäferschadensgebieten extrem hoch. Auch bei den Kiefernborkenkäfern ist die Situation ähnlich unerfreulich. Im Wald- und Mühlviertel, den am schwersten betroffenen Regionen, sind auch nach dem Winter große Mengen befallener Bäume in den Beständen vorhanden. Kontrollen der vorhandenen Bruten brachten vitale und weitgehend ausgereifte, also ausflugbereite Käfer zutage.

Auch in den südlichen und westlichen Landesteilen befinden sich sehr große Mengen an Schadholz in den Beständen, die durch die Stürme im Herbst 2018 und die Schneebrüche Anfang 2019 angefallen sind. Dadurch ist viel brauttaugliches Holz vorhanden, das Ausgangspunkt für eine weitere Massenvermehrung der Borkenkäfer sein wird, wenn es nicht rechtzeitig entfernt und brutuntauglich gemacht wird. "Befallenes Holz und geworfenes oder gebrochenes Material müssen umgehend aus dem Wald entfernt und behandelt werden. Denn mit steigenden Temperaturen fliegen die Käfer Anfang April wieder aus, um neue Bäume zu befallen", appelliert Gottfried Steyrer vom Institut für Waldschutz des BFW an alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer.

Käferholz auf neuerlichem Rekordhoch

Im Jahr 2018 lag die Zahl der durch diverse Borkenkäferarten geschädigten Holzmenge bei 5,2 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm). Damit wurde der Rekordwert des Jahres 2017 um fast die Hälfte übertroffen, wie aus den österreichweiten Erhebungen der Bezirksforstdienste innerhalb der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) hervorgeht. Zum Vergleich: Pro Jahr wird in Österreich etwa eine Holzmenge von 17 Mio. Festmetern geschlagen (Quelle: Holzeinschlagsmeldung 2017).

Die höchsten Schäden wies Niederösterreich mit 3,3 Mio. Vfm auf. Besonders betroffen waren die Bezirke des Waldviertels. Die Buchdrucker-Schäden verdoppelten sich beinahe gegenüber 2017. Aus Oberösterreich wurden knapp 1 Mio. Vfm gemeldet, das entspricht ebenfalls annähernd der doppelten Schadensmenge. Bemerkenswert ist der Anstieg von Borkenkäferschäden in Vorarlberg. Wenngleich die Menge von 37.000 Vfm im Vergleich zu Gesamtösterreich gering scheint, bedeutet dies doch eine Verdoppelung der im letzten Jahrzehnt sehr niedrigen Schäden. In Kärnten (272.000 Vfm), der Steiermark (257.000 Vfm) und Salzburg (120.000 Vfm) nahmen die Schäden deutlich ab, in etwa gleichbleibend war die Borkenkäfersituation im Burgenland (131.000 Vfm) und in Tirol (118.000 Vfm).

Buchdrucker häufigster Schädling

Das Borkenkäfermonitoring in Österreich zeigt klar anhand der Fangzahlen, dass im Jahr 2018 der Flugbeginn im Frühjahr vehement und mit hoher Intensität einsetzte. Danach folgte eine sehr rasche Entwicklung und folglich ein sehr früher Flug der ersten Generation bereits Anfang Juni. Bemerkenswert war, dass viele Fallen über die gesamte Saison hohe Fangzahlen erreichten.

Den größten Anteil an der gesamten Käferschadensmenge und an der Zunahme im Jahr 2018 hatte der Buchdrucker (Ips typographus) mit 4,7 Mio. Vfm. Nach den Angaben der Forstdienste verringerte sich die Schadholzmenge durch Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) etwas (321.000 Vfm).

Kiefernborkenkäfer sorgten vor allem in Niederösterreich und Burgenland für vermehrte Ausfälle besonders von Weißkiefer. In den von der Trockenheit betroffenen Gebieten kam es zum nestweisen Absterben von Kiefern, wobei meist zunächst Befall durch den Sechszähnigen Kiefernborkenkäfer (Ips acuminatus) in der Krone begann, gefolgt vom Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer (Ips sexdentatus) am Stamm. Österreichweit beliefen sich die Schäden durch Kiefernborkenkäfer auf 171.000 Vfm. Darüber hinaus wurden Waldgärtner-Arten auch im Süden des Landes und in Tirol verstärkt gemeldet. Ebenso stiegen die Schäden durch Tannenborkenkäfer (Pityokteines spp.) an, hier waren vor allem die Gebiete an und nördlich der Donau sowie im Westen Österreichs betroffen.

Hohe Temperaturen und Trockenheit

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hielt der Klimatrend der vergangenen Jahre an: 2018 war in der 252-jährigen Messreihe das wärmste Jahr mit einem Plus von 1,8 °C über dem langjährigen Mittel (1981-2010). Bezeichnend waren dabei die Anzahl und Kontinuität der überdurchschnittlich warmen Wetterlagen auch mit extrem vielen Sommertagen (Höchstwert über 25 °C). Die Abweichungen des Temperaturmittels für 2018 waren in den Regionen nördlich des Alpenhauptkammes höher als inneralpin und im Süden.

Eine Zweiteilung war auch beim Niederschlag erkennbar: Die Niederschläge fielen einerseits besonders in Vorarlberg, im nördlichen Salzburg sowie in Ober- und Niederösterreich sehr niedrig aus und lagen bis zu 40 Prozent unter einem durchschnittlichen Jahr. Andererseits gab es in südlichen Landesteilen ausgewogene und auch überdurchschnittliche Niederschlagsmengen, die aber häufig als heftige Regenfälle in kurzer Zeit fielen. Überschwemmungen und Vermurungen waren die Folge. Die Forstdienste meldeten steigende Schäden durch Muren (22.000 Vfm). Im Norden Österreichs waren alle Monate außer Jänner, Oktober und Dezember deutlich zu trocken, im Süden fielen die Monate ab Mai trocken bis extrem trocken aus.

Zunahme bei Windwürfen

Die Sturmschäden beliefen sich auf 4,2 Mio. Vfm - eine Zunahme von knapp 20 Prozent gegenüber 2017 und nach den Rekordstürmen 2007 und 2008 die höchste Schadensmenge. Hauptereignis neben einigen Föhnstürmen war das Sturmtief „Vaia“ Ende Oktober 2018. Besonders betroffen waren Kärnten (1,6 Mio. Vfm), Steiermark (930.000 Vfm) und Tirol (630.000 mVf). Aber auch aus Ober-, Niederösterreich und Salzburg meldeten die Forstdienste hohe Sturmschäden, selbst in Vorarlberg fielen 170.000 Vfm an. Die Schäden durch Schnee nahmen gegenüber 2017 zu, befinden sich aber auf niedrigem Niveau (113.000 Vfm), ein Anstieg wurde auch bei Lawinen gemeldet.

In Österreich werden Schädigungen im Wald jährlich im Rahmen der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) erhoben. Das BFW führt die DWF durch und analysiert die Daten. Die Ergebnisse basieren auf den Erhebungen der Bezirksforstdienste in ganz Österreich. Im Fokus des Schätzverfahrens steht die physiologische Schädigung, ungeachtet einer folgenden Kalamitätsnutzung. Daher liegen die Daten bei Schädigungsfaktoren, die zum Absterben von Bäumen führen, in Vorratsfestmeter vor, ansonsten als Schädigungsfläche in Hektar.