Das Eschentriebsterben wird von einem hochinfektiösen Pilz mit dem drollig klingenden Namen "Falsches Weißes Eschenstengelbecherchen" ausgelöst. Dieser grassierende Schaderreger bedroht massiv die Existenz der Eschen. Mit einem Rückgang des Schaderregers ist derzeit nicht zu rechnen, da es kein wirksames Gegenmittel gibt.

Vorkommen

Das Eschentriebsterben ist in Europa zum ersten Mal 1992 in Polen in Erscheinung getreten, nachdem der Pilz vermutlich durch verseuchtes Pflanzmaterial eingeschleppt wurde. Im weiteren Verlauf erfolgte die kontinuierliche Ausbreitung über den europäischen Kontinent von Nordosten nach Südwesten. Inzwischen ist nahezu das gesamte Verbreitungsgebiet der Esche betroffen [1].

Der Pilz Hymenoscyphus fraxineus, das Falsche Weiße Eschenstengelbecherchen, stellt für die Wirtschaftsbaumart Esche einen außerordentlich bedrohlichen Schaderreger dar. Die Ausbreitung dieser invasiven Art erfolgte so rasant, dass eine erfolgreiche Bekämpfung und Eindämmung nicht mehr möglich sind. Das Eschenstengelbecherchen ist ein in Ostasien beheimateter unscheinbarer Schlauchpilz, verursacht an der dortigen Mandschurischen Esche (Fraxinus mandshurica) allerdings keine Schäden.

Infektionsverlauf

Ab Anfang Juni werden auf den Eschenblattstielen des Vorjahres in der Bodenstreu die Fruchtkörper des Eschenstengelbecherchens gebildet, aus welchen zahllose Askosporen (Verbreitungszellen) entlassen werden. Diese Askosporen werden mit dem Wind verbreitet und gelangen so auf die Blätter lebender Eschen. Dort keimen die Sporen und der Pilz besiedelt innerhalb weniger Wochen das Blattgewebe, das daraufhin fleckweise abstirbt. Die befallenen Blätter werden von den Eschen frühzeitig abgestoßen, sodass häufig bereits im August nahezu völlig kahle Eschen zu sehen sind. Werden die befallenen Blätter aber nicht rechtzeitig abgestoßen, dringt der Erreger über die Blattstiele in die Triebe vor und besiedelt hier Kambium, Holz und Mark. Dies führt in der Regel zum baldigen Absterben der Triebe, sobald der Trieb geringelt ist. Durch die jährlich neuen Infektionen stirbt die Krone der Bäume sukzessive von außen nach innen ab (siehe Abb. 1).

Je nach individueller Vitalität können einige Bäume diesen Verlust durch Ersatztriebbildung längere Zeit kompensieren, während andere bereits nach wenigen Jahren vollständig absterben [2].

Ein weiteres Symptom des Eschentriebsterbens und ein wichtiger Mortalitätsfaktor sind Stammfußnekrosen, vor allem auf nassen Standorten. Auch hier kann der Erreger des Eschentriebsterbens häufig nachgewiesen werden, wobei der Pilz möglicherweise über Lentizellen zum Kambium hin vordringt. An Stammfußnekrosen ist in den meisten Fällen auch das Myzel von Hallimasch (Armillaria gallica) zu finden. Dieser Pilz ist ein Holzzersetzer, der die Standfestigkeit der Bäume durch Stammfußnekrosen schnell beeinträchtigen kann. Stammfußnekrosen sind auch an Eschen zu finden, die sonst keinerlei Symptome des Eschentriebsterbens aufweisen [3].

Verbreitung

In Baden-Württemberg ist das Eschentriebsterben bestandsbedrohend. Die Zahl gemeldeter Schadflächen bleibt seit ca. 2009 auf hohem Niveau. Betroffen sind alle Altersklassen und alle Regionen [4]. Bedroht ist die Esche in ihrem Bestand vor allem auch in Österreich. Gerade dort sind die Auswirkungen in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht gravierend, da die Esche die zweithäufigste Laubbaumart darstellt [5].

In den letzten Jahren sind die Neuinfektionen leicht zurückgegangen. Gleichzeitig nehmen Stammfußnekrosen mit einhergehenden Hallimasch-Infektionen auf nassen Standorten besorgniserregend zu, da die Abwehr der Bäume durch die Trockenheit geschwächt ist. Die Folgen sind rasche Stockfäule mit Bruchgefahr, was zu massiver Holzentwertung und großen Herausforderungen in der Arbeits- und Verkehrssicherung führt [3] [4]. Ein kleiner Teil der Eschen zeigt eine genetisch bedingte Resistenz gegen das Triebsterben.

Aufgrund des hohen Risikos wird empfohlen, keine Eschen zu pflanzen, Eschen mit starken Symptomen im Zuge geplanter Maßnahmen zu entnehmen. Eschen ohne oder mit nur geringen Symptomen sollen zum Aufbau einer gesunden Generation erhalten werden. Auf geräumten Flächen soll mit Ersatzbaumarten gearbeitet werden [4].

Quellenangabe

  1. Enderle, R.; Metzler, B. (2014): Sorgenkind Esche: Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. FVA-einblick 2/2014, S. 18-20.
  2. Metzler, B.; Baumann, M.; Baier, U.; Heydeck, P.; Bressem, U.; Lenz, H. (2013): Bundesweite Zusammenstellung: Handlungsempfehlungen beim Eschentriebsterben. AFZ-DerWald 5, S. 17-20.
  3. FVA Baden-Württemberg (2016): Zehn Jahre Eschentriebsterben im Südwestdeutschland – gegenwärtig kurze Atempause? Waldschutzinfo 2/2016
  4. Delb, H.; Grüner, J.; John, R.; Seitz, G.; Wußler, J. (2019): Waldschutzsituation 2018/2019 in Baden-Württemberg. AFZ-DerWald 7, S. 14-17.
  5. Lackner, C. & Ruhm W. (Hrsg.) (2017): Die Esche – eine bedrohte Baumart. BFW-Praxisinformation 43, 36 S.

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