Im Spätsommer 2018 war in der Schweiz ein zunehmender Befall durch Tannenborkenkäfer zu verzeichnen. Dank den hohen Temperaturen entwickelten sich die Käfer schnell, und so konnte zum Teil sogar eine angefangene dritte Käfergeneration beobachtet werden. Diese dritte Generation überwinterte im Larven- oder Puppenstadium und kann sich nun früh im Jahr weiterentwickeln. Die Kronen spät befallener Weisstannen begannen sich deshalb erst im Frühjahr 2019 zu verfärben.

In Europa kommen drei Tannenborkenkäfer-Arten der Gattung Pityokteines vor. Oft können in den Befallsherden alle drei Arten beobachtet werden. Am häufigsten tritt der Krummzähnige Weisstannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) in Erscheinung. Auch der Mittlere Weisstannenborkenkäfer (Pityokteines voronzovi) zeigt sich gegenwärtig (Mai 2019) verstärkt. Ausnahmsweise befällt diese Art nicht nur Äste und Wipfel, sondern auch dickere Stämme. Häufig sind die beiden Arten zudem mit Pityokteines spinidens, der keinen deutschen Namen hat, vergesellschaftet. Die Brutbilder der Tannenborkenkäfer sind mehrheitlich sternförmig oder unregelmässig angelegt (Abb.2).

Erstaunlich ist die Tatsache, dass der Käferbefall derzeit oft nicht nach Lehrbuch abläuft. Etliche Bruten von späten Generationen des Jahrs 2018 konnten nicht nur als adulte Käfer, sondern auch im Larven- oder Puppenstadium erfolgreich überwintern. Zudem haben sie sich nicht nur wie üblich im äusseren Splintholz verpuppt, sondern auch in der Rinde. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich die drei Tannenborkenkäfer-Arten anhand des Frassbildes nur schwer unterscheiden.

Was ist zu tun?

Generelle Empfehlungen sind zur Zeit schwierig abzugeben, da eine sehr grosse Bandbreite von unterschiedlichen Befallssituationen auftritt. Tannen, die ohne ersichtlichen Käferbefall "auf dem Stock" vertrockneten oder aus denen die Käfer bereits ausgeflogen sind, müssen aus Waldschutzgründen nicht mehr gefällt werden. Befindet sich jedoch noch eine angefangene Käfergeneration aus 2018 in den Brutbildern (Larven oder Puppen), so ist es sinnvoll, befallene Tannen noch bis in den Frühsommer hinein zu fällen und zu entrinden oder abzutransportieren.

Dabei gilt zu kontrollieren, ob sich die Käfer nicht bereits zur Verpuppung ins Splintholz begeben haben. Falls ja, sollte nur noch mit maschinellen Methoden entrindet werden, die den Splint deutlich schürfen. Die Bäume lediglich mit dem Schäleisen zu entrinden, genügt in diesen Fällen nicht mehr.

Bevor man Befallsherde aufwendig saniert, empfiehlt es sich, einige abgehende Tannen probehalber zu fällen, diese zu untersuchen, und erst dann zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird. Auf jeden Fall ist es wichtig, die umliegenden Bäume auf Neubefall von 2019 zu kontrollieren.

Weitere Informationen und Empfehlungen entnehmen Sie dem Merkblatt Rindenbrütende Käfer an Weisstanne.

(TR)