Damit ein Schwärmflug des Buchdruckers und Befall von Fichten erfolgen kann, müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein:

  • Für den Schwärmflug muss die Lufttemperatur über 16,5°C liegen.
  • Die Summe der Tageshöchsttemperatur über 8,3°C (Entwicklungsnullpunkt des Buchdruckers) ab dem 1. April muss 140 Tagesgrade überschreiten (Bsp.: Tageshöchsttemperatur 18,3°C – 8,3°C = 10 Tagesgrade).
  • Eine Tageslichtlänge, wie sie ab Mitte April vorliegt, sorgt für ein zeitgleiches Fliegen der Buchdrucker.

Sobald diese Bedingungen erfüllt sind und es zu warm-trockener Witterung kommt, muss mit einem ersten starken und anhaltenden Schwärmflug im Jahr gerechnet werden.

Gefährdungspotential

Man geht davon aus, dass ein gleichzeitiger Angriff von einigen hundert Käfern ausreicht, um bei vitalen Fichten die Abwehrkräfte (Harzfluss) zu überwinden. Bei Vorschädigungen oder Trockenheit ist die Widerstandskraft des Baumes entsprechend geringer. Buchdrucker - wie auch sein kleinerer Verwandter, der Kupferstecher - haben ein enormes Vermehrungspotenzial. Je nach Witterungsverlauf können sie unter den gegenwärtigen Klimabedingungen 2 – 3 Generationen im Jahr anlegen. Hinzu kommen noch mehrere Geschwisterbruten je Generation, da die Elterntiere nach erfolgreicher Eiablage die Brutbilder verlassen und ihr Brutgeschäft anderen Orts fortsetzen. Für ein Käferjahr mit günstigen Entwicklungsbedingungen lässt sich daraus etwa folgendes Szenario für Buchdrucker ableiten:

  • Eine befallene Altfichte entlässt mindestens 20.000 Käfer, davon sind mindestens 50% Männchen.
  • Diese 10.000 Männchen sind in der Lage, mindestens 20 weitere benachbarte Bäume erfolgreich zu befallen.
  • Daraus können wiederum mehr als 400.000 Käfer (200.000 Männchen) ausschwärmen, die weitere 400 Fichten erfolgreich befallen können.

Bohrmehlsuche

Die schwärmenden Fichtenborkenkäfer bohren sich zunächst in frisches liegendes und stehendes Holz ein. Ist das liegende Holz besetzt, bohren sich die anfliegenden Käfer in stehende Fichten ein. In den folgenden ein bis zwei Wochen werfen die Käfer bei der Anlage des Muttergangs anhaltend viel Bohrmehl aus. Dieses gilt es gezielt zu suchen und zu finden.

Die Bohrmehlsuche ist aufwendig, stellt aber die einzig zuverlässige Möglichkeit für eine frühe Befallsdiagnose dar und gewährleistet die effizienteste Bekämpfung. Die Suche wird bei trockenem, möglichst windstillem Wetter durchgeführt. Ab Schwärmbeginn sind regelmäßige Kontrollen erforderlich, während der Schwärmwellen möglichst wöchentlich.

Schritt 1 – Wo suchen?

  • Beginnen Sie mit der Bohrmehlsuche zunächst an Käfernestern des Vorjahrs. Besonders an den sonnendurchfluteten Rändern bohren die Käfer sich zuerst ein. Auch jetzt noch werden befallene Fichten aus dem Vorjahr durch Kronenverfärbung sichtbar. Achten Sie darauf und suchen Sie umstehende Fichten ab (Abb. 3).
  • In der näheren Umgebung von liegengebliebenem Fichtenholz (Polter, Schadholz, Brennholz, Hiebresten) ist mit verstärktem Befall zu rechnen (Abb. 4).
  • Haben sich Bestandsverhältnisse stark verändert, z. B. wurden Bestandsränder freigestellt, kontrollieren Sie auch dort.

Bei Temperaturen über 30°C zieht sich der Buchdrucker zum Befall auch in das Bestandesinnere zurück. Dann sollte die Befallssuche auch in die Bestandestiefe ausgedehnt werden.

Schritt 2 – Wann suchen?

  • Das Bohrmehl ist nur in den ersten zwei Wochen nach dem Einbohren zu finden. Je länger man nach dem Einbohren wartet, desto schwerer ist es, das Bohrmehl zu finden. Daher ist es wichtig darauf zu achten, wann die Masse der Käfer fliegt.
  • Es sollte trocken und warm sein.
  • Warten Sie möglichst nach Regenfällen einen Tag ab und suchen Sie erneut, dann sollte wieder frisches Bohrmehl zu sehen sein. Nach Regenfällen ist zwar auch Bohrmehl zu finden, aber nur sehr schwer!

Schritt 3 – Was braucht’s?

  • Farbspray: Markieren Sie befallene Bäume (Abb. 5).
  • Rindenschepser/Taschenmesser: Damit schaut man unter der Rinde, wie weit die Brut entwickelt ist.
  • Brille oder Lupe und Fernglas: Das Bohrmehl ist sehr fein und kommt unter Umständen nur sehr spärlich vor, sodass man genau hinschauen muss. Fichtenborkenkäfer bohren sich bevorzugt am Kronenansatz ein, also in einigen Metern Höhe. Mit einem Fernglas sind dann z. B. Harztropfen am Kronenansatz erkennbar.
  • Zeit: Nehmen Sie sich Zeit, um genau hinzuschauen. Gerade nach Regenfällen übersieht man leicht einen befallenen Stamm. Rechnen Sie mit etwa 15 Minuten je kritischer Stelle zuzüglich Anfahrt.

 

Schritt 4 – Richtig suchen

  • In der Regel genügt es, die ersten zwei Baumreihen an den oben beschriebenen Stellen abzusuchen.
  • Gehen Sie systematisch zu Fuß von Baum zu Baum.
  • Schauen Sie einmal um jeden Baum herum.

Schritt 5 – Wo finden?

  • Bohrmehl ist besonders hinter Rindenschuppen zu finden; dafür ist es hilfreich, ganz nah am Stamm von oben nach unten zu blicken;  – so sieht man am besten hinter die Rindenschuppen (Abb. 6).
  • auf Totästen, Astgabeln oder anderen Flächen, auf denen das herunterrieselnde Bohrmehl liegen bleibt;
  • an Spinnenweben (Abb. 7);
  • im Moos am Stammfuß (Abb. 8);
  • auf der Bodenvegetation; besonders gut bleibt das Bohrmehl auf raublättrigen Pflanzen wie Brombeeren oder Haselnuss liegen ; auf Buchenblättern findet man nach Regenfällen kaum mehr Bohrmehl.

Schritt 6 – Was tun?

  • Bohrmehl, auch kleine Mengen, sind ein sicheres Zeichen für Buchdruckerbefall. Auf ein "Ausharzen" der Fichten zu hoffen ist meist trügerisch. Bohrmehlfund bedeutet immer Einschlag, Aufarbeiten und Abfuhr des Holzes.
  • Kontrollieren Sie die Nachbarbäume intensiv auf weiteren Befall.
  • Machen Sie sich einen Plan über die Aufarbeitung und die Holzverwertung. Dafür steht Ihnen auch die örtliche WBV/FBG zur Seite.

Im besten Fall erwischen Waldbesitzer noch die Elternkäfer bei der Brutanlage vor dem Ausflug zur Anlage einer Geschwisterbrut. Dafür bleiben nur ein bis zwei Wochen Zeit. Der Einsatz ist am wirkungsvollsten, wenn Waldbesitzer in der ersten Schwärmwelle Bohrmehl suchen. Dann haben sie die Chance, die Käferpopulation früh im Jahr abzuschöpfen und so die Ausbreitung des Befalls erfolgreich zu verhindern. Auf jeden Fall sollten sie handeln, bevor sich Buchdrucker und Co. exponentiell vermehren. Damit erreicht man mehr als mit dem gleichen Aufwand im Sommer, wenn die erste Generation schon ausgeflogen ist.

Haben Waldbesitzer frisch befallenes Käferholz gefunden, muss es aufgearbeitet und abgefahren werden. Ist eine Abfuhr zur Holzindustrie innerhalb von ein bis zwei Wochen nicht möglich, dann ist befallenes Holz mindestens 500 m vom nächststehenden Nadelholzbestand entfernt zu lagern oder ggf. mit Pflanzenschutzmitteln als Vorausflugsbehandlung zu behandeln.

Käferholzpolter - was ist zu beachten

Eventuell noch im Wald lagernde Käferholzpolter aus dem Winter sollten je nach Witterung bis spätestens Mitte April abgefahren werden. Auch dort gilt es, den Blick unter die Rinde zu werfen, ob die Käfer bereits ausgeflogen sind:

  • Wenn ja, ist keine weitere Behandlung mehr notwendig.
  • Wenn nein oder wenn die Käfer noch zum überwiegenden Teil in der Rinde stecken (und keine anderen Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen), dann werden die Polter mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.
  • Der Bestand um diese Polter sollte intensiv auf möglichen Befall hin untersucht werden.

Bei der Arbeit mit befallenen Poltern sollte der Blick sich auch auf ablösende Rinde richten. Wenn in dieser noch Borkenkäfer stecken, bleiben bei der Holzabfuhr die Käfer im Wald. In diesem Fall ist es ratsam, die Rindenteile einzusammeln und zu entsorgen.

Befallssuche beim Kupferstecher

Beim Kupferstecher ist eine frühzeitige Erkennung des Befalls nur schwer möglich. Das feine Bohrmehl tritt nur in geringer Menge auf und ist am Stammfuß nicht nachweisbar. Charakteristisch für Kupferstecherbefall ist eine rotbraune Verfärbung der Krone von oben nach unten, die allerdings erst Wochen oder Monate nach dem Befall auftritt, sodass meist schon umstehende Bäume befallen sind. Um sicherzugehen, werden Probefällungen empfohlen.

Weitere Befallssuche im Jahresverlauf

Im Laufe des Sommers und außerhalb der Schwärmzeit der Borkenkäfer, also in den Herbst- und Wintermonaten, können die im Frühjahr und Sommer befallenen Bäume erkannt werden an:

  • Einbohrlöchern
  • Spechtabschlägen
  • Abfall grüner bis fahlgelber Nadeln
  • einer rötlichen Verfärbung der Krone
  • Abfall der Rinde bei noch grüner Krone

Auch in diesen Bäumen sind meist noch Käfer, weshalb deren Einschlag und Abfuhr zwingend erforderlich sind. Vermehrter Harzfluss am Kronenansatz ist ein Warnzeichen, lässt aber nicht zuverlässig auf Käferbefall schließen. Bei unklarer Diagnose ist eine Probefällung unverzichtbar.

Weitere Informationen

Im Borkenkäferinfoportal der LWF können Sie tagesaktuell die regionale Gefährdungseinschätzung zum Buchdrucker- und Kupferstecherbefall sowie die Daten der einzelnen Monitoringstandorte abrufen.

Abb 9 und 10: Borkenkäfermonitoring in Bayern: Spezialisten an der LWF werten die an Fallen und Bruthölzern gesammelten Daten von Forstrevieren aus. Die Ergebnisse daraus werden dann mit der aktuellen örtlichen Lageeinschätzung durch die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verknüpft und in Kartenform dargestellt. Fotos: Tobias Hase (StMELF)

Die LWF informiert Sie auch über den "Blickpunkt Waldschutz" über das aktuelle Waldschutz-Geschehen. Diesen können Sie hier abonnieren: Newsletter "Blickpunkt Waldschutz".

Um Borkenkäferbefall leichter erkennen zu können, hat die LWF die "Praxishilfe Buchdrucker und Kupferstecher – Befall erkennen" entwickelt. Diese Broschüre bietet reichlich Anschauungsmaterial und entsprechende Handlungsempfehlungen zur Borkenkäferbekämpfung. Durch das handliche Format kann sie leicht mit in den Wald genommen werden.