Gelbe Karte für das Forstschutz-Grundrisiko

In Zusammenarbeit mit Forstschutzexperten der Bundesländer sowie der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) wurde ein Bewertungssystem erarbeitet, welches das "Forstschutz-Grundrisiko" auf Ebene der Bezirksforstinspektionen (BFI) in Österreich darstellen kann (Abbildung 1). Wesentliche Einflussfaktoren sind die Naturnähe der Waldbestände, der Erschließungsgrad, der Schutzwaldanteil, die Waldbesitzstruktur, die Personalausstattung in den Forstbetrieben und den BFI, der Jahresniederschlag sowie unterschiedliche rechtliche Bestimmungen.

Langzeitdatenreihen zeigen, dass die Risiken für Forstschutzprobleme österreichweit unterschiedlich zu beurteilen sind. Einzelne Regionen werden häufiger und in größerem Umfang von Schadensereignissen getroffen und weisen somit ein höheres Forstschutz-Grundrisiko auf als andere. Werden Forstschutzprobleme zu spät erkannt oder wird deren Entwicklung falsch eingeschätzt, entstehen hohe Folgekosten. Kennt man das Forstschutzgrundrisiko, können Schritte zur Reduktion des Risikos gesetzt werden. Diese umfassen sowohl Maßnahmen im Wald selbst (Bestandesumbau, Aufschließung, etc.) als auch die Einführung neuer Beobachtungs- und Informationssysteme.

Forstschutz-Grundrisiko

Die Arbeitsgruppe (BFW, LWF und Bundesländer) hat gemeinsam die Einflussfaktoren auf das Forstschutzrisiko definiert und gewichtet. Vorläufig ist die kleinste zu beurteilende Einheit die Waldfläche der Bezirksforstinspektion. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Forstschutzproblems ist und welches Ausmaß das Problem erreichen kann, ist regional unterschiedlich und hängt von einer Reihe von Faktoren ab. So scheinen naturnahe Wälder ein geringeres Forstschutzrisiko zu haben als naturferne, sekundäre Waldbestände. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Niederschlag, wie uns Trockenjahre deutlich vor Augen führen. Ob sich nun ein Forstschutzproblem zu einer Forstschutzkatastrophe entwickelt, wird im Wesentlichen davon beeinflusst, wie rasch das Problem erkannt und geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Die Waldbesitzstruktur, der Aufschließungsgrad, der Schutzwaldanteil sowie rechtliche Gegebenheiten (zum Beispiel Natura 2000, Nationalparkflächen) und natürlich die Personalausstattung in Betrieben und BFI sind von hoher Bedeutung, um ein Forstschutzproblem rechtzeitig zu erkennen und rasch genug eingreifen zu können.

Fünf Risikostufen

Die Einflussfaktoren (Abbildung 2 - 8) werden in fünf Risikostufen eingeteilt und anschließend nach einem Punktesystem dynamisch bewertet (Abbildung 9). Zum Beispiel: Eine gute Erschließung bedeutet ein "sehr geringes Risiko", eine schlechte Erschließung ein "sehr hohes".

Die unterschiedlichen rechtlichen Bestimmungen und deren Einfluss auf die Gesamtpunktezahl werden noch bewertet, die Erhebungen dazu sind derzeit noch nicht abgeschlossen.

Das Forstschutzgrundrisiko der jeweiligen BFI wird aus der Punktesumme errechnet. Weniger als 35 Punkte bedeutet ein "sehr geringes Forstschutzgrundrisiko", 66 und mehr Punkte ein "sehr hohes Forstschutz-Grundrisiko".

Beispiel BFI Spittal an der Drau

Das Forstschutzgrundrisiko der BFI Spittal an der Drau wird mit "sehr hoch" eingestuft: Sie weist einen hohen Anteil an naturfremden Beständen und Schutzwald auf, hat eine schlechte Waldbesitzerstruktur sowie eine große Waldfläche ohne Forstpersonal. Auch die geringe Ausstattung mit Forstpersonal in der BFI und die mittelmäßige Erschließung waren Gründe dafür, dass diese BFI im Gesamtranking schlecht abschnitt. In sechs BFI (Wien Umgebung, Ried im Innkreis, Vöcklabruck, Salzburg Umgebung, Feldkirch und Wien) gilt das Forstschutzgrundrisiko als "sehr gering". Erwartungsgemäß liegt die Mehrheit im Bereich "mittleres Risiko" (Abbildung 1).

Einflussmöglichkeiten

Um das Forstschutzgrundrisiko zu senken, bleiben natürlich nicht viele Möglichkeiten. Die Waldbesitzstruktur wird sich genau so wenig beeinflussen lassen wie der Schutzwaldanteil, das Klima oder der Anteil von Waldflächen mit rechtlichen Einschränkungen. Allerdings ließe sich das Forstschutzgrundrisiko durch Waldbestände mit einer größeren Naturnähe, durch einen höheren Erschließungsgrad oder durch mehr Forstpersonal in den Betrieben und bei den Behörden grundsätzlich vermindern.

Nachdem nun das Forstschutzgrundrisiko je BFI errechnet wurde, soll in einem nächsten Schritt das Forstschutzrisiko für die wichtigsten fünf bis zehn Schadfaktoren (Sturm, Schnee, Borkenkäfer, Eschentriebsterben; Eichenschädlinge, Kiefernschädlinge, Wild etc.) abgeleitet werden. Hier werden zusätzliche Einflussfaktoren, wie etwa Altersklassen- und Baumartenverteilung, Geländeneigung, durchschnittliche Schadholmengen der Vorjahre zur Beurteilung des Schadensrisikos herangezogen werden.

In weiterer Folge wird von den Experten eine Empfehlung herausgegeben, wie die Entwicklung eines Schadfaktors beobachtet und beurteilt werden kann. Wird eine Schadschwelle überschritten, muss die Beobachtungshäufigkeit und Dichte erhöht und im Bedarfsfall geeignete Gegenmaßnahmen zur Eindämmung des Problems ergriffen werden. Das dafür notwendige Monitoring sollte auf Bezirksebene erfolgen. Dies könnte durch eigenes BFI-Personal, aber auch über ein "Waldläufermodell" durchgeführt werden.

Die Festlegung von Forstschutz-Benchmarks soll in einem weiteren Schritt als Richtlinie dienen, wie das Forstschutzrisiko in Zukunft - trotz Klimawandel und Personalproblemen - möglichst gering gehalten werden kann.