Potenzielle Zukunftsbaumart

Die Douglasie besticht durch einen hohen Zuwachs und gute Holzqualität. Sie gilt besonders im Zeichen des Klimawandels als potenzielle Zukunftsbaumart und mögliche Alternative zur Fichte. Douglasien kommen zudem gut mit Trockenstress zurecht und die Anzahl an Schaderregern ist vergleichsweise überschaubar. Doch immun gegenüber biotischen Schadfaktoren ist auch diese Baumart nicht –   besonders im jungen Alter gilt sie als anfällig für Schäden durch Frosttrocknis, Spätfrost und Wurzelfäulepilze.

In ihrer Heimat Nordamerika ist die Douglasie die wichtigste Wirtschaftsbaumart. Nach ihrer Einführung in Europa im 19. Jahrhundert stellt sie die am häufigsten angebaute fremdländische Baumart in Deutschland dar. Die Wahl geeigneter Herkunft ist dabei elementar. Im Fall einer geeigneten Douglasienherkunft gelten die Bestände bei Beachtung der standörtlichen Anbauempfehlungen wird die Douglasie hierzulande als betriebssicher und stabil. In den letzten zehn Jahren, und besonders seit den Dürrejahren ab 2018, wurden jedoch deutliche Vitalitätsverluste in Douglasien-Beständen beobachtet, besonders in Süddeutschland. Als Hauptursache für die ungewöhnlich „schütteren“ oder sogar absterbenden Douglasien wurde der Befall durch die Rußige Douglasienschütte (Nothophaeocryptopus gaeumannii) und andere pilzliche Schaderreger vermutet. Im Verbundprojekt (VitaDou) der NW-FVA werden zusammen mit der FVA Freiburg und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) die Vitalität und die Anbaurisiken der Douglasie, sowie Schäden und deren Ursachen untersucht.

Beratungsbedarf zu komplexen Erkrankungen in Nordwestdeutschland

Fast vierhundert Mal mussten die NW-FVA-Fachleute zwischen 2010 bis 2021 in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt zu pilzlichen und komplexen Erkrankungen bei Douglasie beraten. Mit einem Anteil von 20 % der Beratungsfälle nahm die Rußige Douglasienschütte den Spitzenplatz ein. Bei weiteren        18 % ging es um Triebsterben-Erreger und zu je 10 % Befall mit Wurzelschwamm oder Diaporthe/Phomopsis-Arten. Weiterer Bedarf bestand zum Befall mit Douglasien-Wollläusen (7 %), Hallimasch (4 %) und mit gleichem Anteil um Douglasien-Gallmücken. Nur ein kleiner Teil der Schäden (7 %) ließ sich ursächlich auf eine unsachgemäße Pflanzung („Entenfüße“), schlechtes Pflanzmaterial oder zu starke Wurzelschnitte zurückführen.

Rußige Douglasienschütte

Die Rußige Douglasienschütte (Erreger: Nothophaeocryptopus gaeumannii) kommt unterschwellig in allen Douglasien-Beständen vor. Sie galt seit ihrer Einschleppung 1925 als einziger schwerwiegender Schadfaktor der Grünen Douglasie (Pseudotsuga menziesii var. menziesii) in Deutschland. Je nach Witterung kam es seitdem im Abstand von mehreren Jahren wiederholt zu auffälligen Erkrankungsschüben. Die Rußige Douglasienschütte tritt oft in Jungbeständen und bei Dichtstand auf. Sie führt zu Vergilbungen, Nadelrötungen und intensiven Nadelschütten von älteren Nadeljahrgängen, wobei die Knospen in der Regel intakt bleiben. Barfröste unter -10 °C können mehrere Tage zeitversetzt den Befall auslösen, besonders bei bereits geschwächten Bäumen.

Rostige Douglasienschütte

Die Rostige Douglasienschütte (Erreger:Rhabdocline pseudotsugae) kann zum Absterben des betroffenen Baums führen. Sie spielt im Zuständigkeitsbereich (Nordwestdeutschland) der NW-FVA keine Rolle, da hier hauptsächlich die Grüne Douglasie angebaut wurde, die weniger anfällig für dieses Nadelpathogen ist. Im VitaDou-Projekt wurde 2022 in hessischen, baden-württembergischen und  rheinlandpfälzischen 50- bis 80-jährigen Douglasien-Beständen die Schwesterart Rhabdocline parkeri (= Meria parkeri) isoliert. Sie gilt in ihrer amerikanischen Heimat als Endophyt und Saprophyt von Douglasiennadeln. Die Infektionsrate steigt mit dem zunehmenden Alter der Nadeln. Fruchtkörper werden an gealterten und abgestorbenen Nadeln oder an solchen mit Gallen gebildet.

Triebsterben-Erreger an Douglasie

Douglasien, die in Beständen wuchsen, die zuvor mit Kiefern bestockt waren, benachbart zu Kiefern wuchsen oder unter einen Kiefernaltbestand vorangebaut waren, wurden oftmals mit Diplodia sapinea (Erreger des Diplodia-Triebsterbens der Kiefer) infiziert. Zum Schadbild gehören absterbende Triebe und Rindennekrosen. Der Erreger der Fichtentriebkrankheit (Sirococcus conigenus) konnte bei Douglasien festgestellt werden, wenn diese in Beständen wuchsen, die zuvor mit Fichten bestockt, benachbart zu Fichten wuchsen oder unter einen Fichtenaltbestand vorangebaut wurden. Wenn durch Dichtstand oder zu nasse Witterungsbedingungen eine zu hohe Luftfeuchtigkeit im Bestand herrschte oder Frostschäden auftraten, kam der Grauschimmel-Erreger Botrytis cinerea als Schad- und Triebsterbenerreger zum Zuge.

Abb. 3 und 4: Triebsterben an Douglasie, verursacht durch Diplodia sapinea.                    Foto: NW-FVA, Abt. Waldschutz

Wurzelschwamm

Der gemeine Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) ist ein Weißfäulepilz, der auch die Douglasie befällt. Bei Jungpflanzen, die in wurzelschwammdurchseuchten Beständen unterbaut werden, kann der Befall zu erheblichen Ausfällen in den ersten Jahren nach der Pflanzung führen. Befallene, überlebende Pflanzen und ältere befallene Douglasien können sehr lange durchhalten, allerdings mit Vitalitäts- und Wachstumseinbußen. Untersuchungen im Jahr 2016 in augenscheinlich gesunden und vitalen 55-jährigen Douglasien unterschiedlicher Herkünfte in Niedersachsen zeigten, dass alle 67 untersuchten Bäume eine Wurzel- oder Stammfäule durch H. annosum aufwiesen. Dieser Anteil ist vergleichbar mit dem Durchseuchungsgrad mit Wurzelschwamm in Kiefern- oder Fichtenbeständen des nordwest- bis nordostdeutschen Tieflands. Der Wurzelschwamm befällt die Bäume meist im Splintbereich und konnte noch im Holz bis zu 5 m Stammhöhe nachgewiesen werden. Eine deutliche Holzverfärbung bzw. Holzfäule wurde jedoch immer bis in eine Stammhöhe von 2 Metern beobachtet. Es ist davon auszugehen, dass diese Bäume schon in ihrer Jugend mit Wurzelschwamm infiziert wurden. Denn schon kurz nach der Pflanzung starben zahlreiche Jungpflanzen infolge des Befalls ab. Bei den Douglasien wurde darüber hinaus ein Befall mit den Braunfäuleerregern Kiefern-Braunporling (Phaeolus schweinitzii) und Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) festgestellt.

Hallimasch

Hallimasch (Armillaria spp.) ist ein sekundärer Schaderreger der Douglasie. Arten dieser Gattung befallen meist vitalitätsgeschwächte, im Wurzelraum verwundete oder unter Sauerstoffmangel leidende Bäume in allen Altersstadien. Die infizierten Bäume können je nach Befallsstärke schnell absterben. Deutliche Erkennungszeichen für ein Hallimaschvorkommen im Bestand sind die schwarzen, schnurförmigen Bodenrhizomorphen, mit denen die Baumwurzeln angegriffen werden. Weiterhin das weiße Fächermycel sowie die schwarzen, abgeplatteten Rhizomorphen, die unter der Wurzel- bzw. Stammrinde gebildet werden. Im Zuge der Dürre- und Hitzejahre 2018 bis 2022 wurden selbst in besonders wüchsigen und bisher sehr vitalen Douglasien-Beständen Absterbeerscheinungen beobachtet. Sie gingen einher mit einem Befall durch den Dunklen Hallimasch (Armillaria ostoyae) mit starken Ausharzungen und Rindennekrosen am Stammfuß, sowie starkem Harzfluss in oberen Stammbereichen durch Befall oder Einbohrversuche von Borkenkäfern.

Douglasien-Wollläuse

In Deutschland kommen zwei Wolllaus-Arten an Douglasie vor. Sie sind an der Bildung von weißen, flaumigen Wachsflocken an den Nadeln zu erkennen. Gilletteella cooleyi wird auch Sitkafichten-Gallenlaus genannt, da sie von der Douglasie auf ihren Primärwirt Sitkafichte wechselt, während G. coweni keinen Wirtswechsel vollzieht. Die Saugtätigkeit beider Lausarten kann zu Zuwachsverlusten und Kümmerwuchs bei Douglasien führen, allerdings ist der Befall in der Regel im Wald nicht bestandesbedrohend.

Douglasien-Gallmücken

Douglasien-Gallmücken (Contarinia cuniculator, C. constricta und C. pseudotsugae) gelten in Deutschland als gebietsfremde und invasive Arten. Sie wurden erstmals im Jahr 2016 im Südwesten Deutschlands nachgewiesen. Die nur schwer morphologisch unterscheidbaren, strikt an Douglasie gebundenen Gallmücken haben sich mittlerweile in weiteren Bundesländern ausgebreitet. Sie bilden Gallen an Knospen und Nadeln, in denen sich Larvenstadien entwickeln. Die betroffenen Bäume überleben den Befall in der Regel, daher sind forstliche Gegenmaßnahmen bisher nicht erforderlich.

Nadelröte durch Frosttrocknis

Im Frühjahr 2022 wurden in Deutschland und in der Schweiz vermehrt Frostschäden an Douglasien beobachtet. Sie führten in der Folge zu einer höheren Anfälligkeit gegenüber biotischen Schaderregern, wie beispielsweise eine Nadelröte. Zum Winterende betreiben Douglasien bei hoher Sonneneinstrahlung weiterhin Fotosynthese, konnten jedoch dann aufgrund zu niedriger Temperaturen nicht ausreichend Wasser aus dem Boden aufnehmen. Dies führt zum Vertrocknen und Verröten der Nadeln von der Spitze her.

Ausblick und Empfehlungen

Der Anbau von Douglasien als mögliche Baumart für den klimagerechten Waldumbau wird in vielen mitteleuropäischen Ländern diskutiert. Die Waldschutzaspekte werden dabei oft vernachlässigt. Im Zuge des Klimawandels ist zu erwarten, dass heimische oder schon eingewanderte Schaderreger der Douglasie ihr Befallsmuster oder ihre Befallsintensität ändern. Weiterhin können weitere Schaderreger aus der Heimat der Douglasie oder Quarantäneschaderreger einwandern.

Geeignete Herkünfte, taugliche Pflanzverfahren, die Beachtung von Anbauempfehlungen sowie umfassender Waldschutz sind daher für Waldbesitzende wichtige Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Kultivierung.

 

Projektförderung aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR).