In der Baumpflege ist die Baumhasel (Corylus colurna) eine "alte Bekannte", da sie aufgrund ihrer geringen Standortansprüche und hohen Immissionsverträglichkeit ein beliebter Park und Stadtbaum ist. Aus ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet – es erstreckt sich vom Balkan über die Türkei bis nach Afghanistan – findet die Baumhasel auch zunehmend Eingang in heimische Waldbestände, denn die lichtbedürftige Baumhasel umfasst ein breites Standortspektrum. Ihr wertvolles Holz wächst schnell und ihr wird zugetraut, dass sie Dürreperioden im Klimawandel meistern kann. Für den Wald besteht in Bayern derzeit wegen der noch unzureichenden forstlichen Anbauerfahrungen für die Baumhasel eine eingeschränkte Anbauempfehlung. Aus einer Wiederaufforstung mit Baumhasel hat die Abteilung Waldschutz der LWF eine Einsendung von Blattfraßschäden an Baumhasel erreicht, die die Breitfüßige Birkenblattwespe verursacht hat.

Biologie

Die Breitfüßige Birkenblattwespe (Craesus septentrionalis) zählt mit ihrer Wespengröße von 7 bis 11 mm zu den größeren Blattwespen in Europa. Sie ist in ganz Europa auf großer Fläche zu finden. Ihre bis zu 150 Eier legt sie an die Unterseiten der Blätter. Die Raupen sind durch einen schwarzen Kopf und einen gelbgrünen Rumpf, der zwei schwarze Fleckenreihen aufweist, gekennzeichnet (Abb. 2). Sie fressen ab Ende Mai hintereinander gereiht am Blattrand, wobei die Mittelrippe am Ast verbleibt (Abb. 3). Bei Beunruhigung schnellen sie den Hinterleib zu einem S auf, um unter anderem ihre Duftdrüsen am Abdomen in Richtung Aggressor zu wenden. Die gregäre, also gemeinschaftliche Lebensweise dieser Blattwespe geht so weit, dass alle Raupen das Fressen einstellen, sobald dies nur eine Raupe tut. Nach dem Blattfraß löst sich ihre gregäre Lebensweise auf und die Larven wandern einzeln zum Verpuppen in den Boden. Im nächsten Frühjahr bis Sommer schlüpfen die Wespen von dort aus und beginnen erneut mit der Eiablage. Viele der Eier fallen Schlupfwespen zum Opfer. Neben diesen nehmen auch Tachinen und Schildwanzen die Eier an. Ob eine Regulierung der langfristigen Populationsdynamik von Craesus septentrionalis nur über Parasiten möglich ist, wird in letzter Zeit angezweifelt.

Regulär bildet die Breitfüßige Birkenblattwespe zwei Generationen im Jahr aus, in höheren Lagen meist nur eine. Neueren Belegen aus Südtirol zufolge sind mittlerweile drei Generationen möglich. In tieferen Lagen befällt die Birkenblattwespe – wie der Name sagt – Birken, in höheren Lagen Erlenarten. Man findet sie aber auch an anderen Laubhölzern wie Weide, Pappel, Sorbusarten usw., daher gilt sie als oligophag. Dass die Blattwespe an einer Baumhasel gefunden wurde, ist nicht ungewöhnlich, da sie in den Haselnussplantagen (Corylus avellana) der Landwirtschaft, wenn auch unbedeutend, als Schädling geführt wird.

Schadwirkung

Die Breitfüßige Birkenblattwespe stellt keine gravierende biotische Gefahr für die Baumhasel dar. Bei Altbäumen wirkt sich ihr Blattfraß allenfalls geringfügig auf den Zuwachs aus. Kleinere Bäume können entlaubt werden, diese treiben in der Regel danach aber wieder aus. In schottischen Wäldern kam es bei Sämlingen und jungen Bäumen der Birke zu größeren Schäden. Im Bedarfsfall kann man in kleineren Kulturen die Raupen absammeln bzw. mit dem gesamten Blatt abnehmen. Eine chemische Behandlung erscheint aufgrund des geringen Schadpotenzials nicht zielführend.  Im Zuge der Klimaerwärmung und dem damit verbundenen erhöhten Reproduktionsvermögen kann eine verstärkte Gefährdung der Baumhasel durch die Breitfüßige Birkenblattwespe nicht ausgeschlossen werden.

Auf einen Blick

  • Die Baumhasel ist ein beliebter Park- und Stadtbaum, wird aber dank ihrer geringen Standortansprüche auch für den Wald immer attraktiver
  • Eine Einsendung von Blattfraßschäden an Baumhasel, verursacht durch die breitfüßige Birkenblattwespe, erreichte die LWF
  • Die Breitfüßige Birkenblattwespe stellt keine gravierende biotische Gefahr für die Baumhasel dar
  • Im Bedarfsfall sind die Raupen abzusammeln bzw. mit dem gesamten Blatt abzunehmen