Alle Jahre wieder schmücken festlich dekorierte Weihnachtsbäume unsere Wohnzimmer in der Weihnachtszeit und wir erfreuen uns an diesem Stück Natur in unseren Stuben. Was wir dabei nicht bedenken, die meisten Weihnachtsbäume sind eine Belastung für die Natur und ins Haus holen wir uns oft reine Chemiecocktails mit fragwürdiger Klima- und Ökobilanz.

Umweltbelastung herkömmlicher Weihnachtsbäume

Zum Heranwachsen einer prächtig gewachsenen Nordmanntanne (Abies nordmanniana) oder Blaufichte (Picea pungens) auf einer Weihnachtsbaum-Plantage beispielsweise benötigt man neben Platz, viel Wasser und oft auch Insektizide gegen Käfer und Läuse und Herbizide gegen pflanzliche Konkurren­ten sowie Mineraldünger für guten Wuchs und intensive Nadelfärbung.

Laut BUND sind in Deutschland rund zwei Drittel aller Weihanchtsbäume mit Pestiziden belastet. "Die Wechsel­wir­kung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt.“ erklärt dazu die BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel. 

Darüberhinaus belastet der Anbau unserer Weihnachtsbäume Böden, Gewässer und das gesamte Ökosystem, denn die beliebtesten Weihnachts­baum­arten sind hierzulande nicht einheimisch.

Zudem ist die Ökobilanz einer Zuchttanne  fast viermal so schlecht wie die eines Baumes aus dem Wald. Kommt der Weihnachtsbaum direkt aus dem Ausland (Österreich, Polen, Tschechien, Dänemark), vergrössert sich der CO2-Fußabdruck durch den Transport und wenn der Baum dann hierzulande noch mit dem Auto nach Hause transportiert wird, verschlechtert sich die Klimabilanz abermals.

Wie sehr all das auf Kosten der Umwelt geht, hat das Schaffhauser Büro für Umweltberatung ESU-Services in einer Untersuchung berechnet. Dazu wurden Umweltbelastungspunkte für diverse Aspekte, darunter die Art des Weihnachtsbaumes, die Zucht- oder Herstellungsbedingungen, der Transport und die Entsorgung vergeben. Diese zeigen am Ende, "wie gut oder schlecht die Ökobilanz" der Varianten sei, fasst Umweltingenieur und ESU-Geschäftsführer Niels Jungbluth zusammen. Ergebnis: Am schlechtesten schneidet die Zuchttanne ab, die auf einer Plantage großgezogen wurde. Ihre Umweltbilanz ist laut der Berechnungen des Schweizer Umweltbüros fast viermal so schlecht wie die eines Baumes aus dem Wald. (Details siehe Weihnachtsbaumrechner).

Umweltfreundliche Alternativen – wie entscheiden?

Hier einige Beispiele: 

Regionaler Weihnachtsbaum mit Biosiegel

Einen Weihnachtsbaum aus der Region zu kaufen, ist demnach eindeutig klimafreundlicher. Auch diese Bäume wachsen meist nicht direkt im Wald, sondern auf Sonderflächen, welche Teil der regionalen Forstbetriebe sind. Ansprechpartner sind dann die Försterinnen und Förster oder das jeweilige Forstamt. Beim umweltfreundlichen, nach klaren ökologischen Regeln bewirtschafteten Weihnachtsbaumanbau werden die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von Aufwuchs befreit. Im Weiteren wird auf Pestizideinsatz verzichtet. Die Weihnachtsbäume werden mechanisch von den Gewächsen befreit, die ihr Wachstum behindern können. Oft übernehmen auch Schafe diese Aufgabe und halten die Gräser kurz. Tannen und Fichten werden dabei nicht gefährdet, sondern durch ihre Ausscheidungen sorgen die Tiere zusätzlich für die Düngung der Bäume. Bei dieser Anbaumethode wird möglichst wenig in den Naturhaushalt eingegriffen.

Ohne Pestizideinsatz überleben auch die nützlichen Insekten, die in der Lage sind, sich einem Schädlingsbefall wirksam entgegen zu stellen. Totalverluste wie in konventionellen Weihnachtsbaumkulturen gibt es daher laut NABU im Ökoanbau nicht.

Die Ökobäume kann man u.a. anhand von diversen Bio-Siegeln wie Naturland,  FSC (ökologisch ausgerichteter Waldbau), Naturbaum, Bioland (ökologischer Landbau) etc. erkennen. 

Bio-Weihnachtsbäume aus regionalem Anbau mit Biozertifikat kommen ohne Pestizide aus. Ausserdem wird auf Mineraldüngung und Entwässerung verzichtet. Vom Aufwuchs anderer Pflanzen werden sie entweder mechanisch oder durch Schafe freigehalten. Bei der Aufzucht wird möglichst wenig in den Naturhaushalt eingegriffen. Eine Liste mit ökologisch zertifizierten Weihnachtsbäumen findet man u.a. bei Robin Wood.

Baum direkt aus dem Wald

Noch besser für Klima und Umwelt sind Bäume, die natürlich gewachsen sind und direkt aus dem Wald der Region stammen. Waldbesitzer sorgen dafür, dass die Nadelbäume nicht zu dicht stehen und die Waldfläche nicht zu eng bewachsen ist. Einzelne Bäume herauszunehmen, schadet nicht, sagt Thomas Seifert, der die Professur für Waldwachstum an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg leitet. Zum anderen ist ein Weihnachtsbaum bis auf den Transport CO2-neutral, weil er, während des Wachstums, genau die Menge CO2 speichert, die er später einmal wieder abgibt.     

Baum-Alternativen für echte Bäume

Für alle, die einen nachhaltigen Baum aus Echtholz möchten, gibt es noch die Möglichkeit, sich selbst einen Baum aus Holz zu bauen und lange zu nutzen, damit nachhaltig Kohlenstoff gespeichert werden kann. Oder sie besorgen sich einen etwas anderen Weihnachtsbaum, der nicht extra gefällt werden muss und trotzdem so aussieht wie einer.

Schnittgrün statt ganze Bäume: in einen Holzstamm werden einfach entsprechende Nadelholzzweige gesteckt. Das Schnittgrün ist jedes Jahr frisch und stammt entweder von Bäumen, die extra dafür angepflanzt werden (Schnittgrünflächen) oder von Bäumen, die sonst an Ort und Stelle geschreddert worden wären (Ausschuss aus Weihnachtsbaumplantagen).

Nachhaltig, langlebig, leichter Trans­port, individuell gestaltbar: Ein Beispiel ist hier der "Keinachtsbaum", ein mo­du­la­rer, hand­gearbeite­ter Stän­der für Tannen­zweige aus nach­haltig an­ge­bau­tem Eschen­holz, der in jeden handels­üblichen Weih­nachts­baum­ständer passt und dessen Grösse variabel ist. Der Eschen­stamm wird in mehre­ren kleinen Manu­fak­turen und einer Werk­statt für Men­schen mit Behinderung in Hand­arbeit gefertigt. Die Idee hinter dem Keinachts­baum ist es, den Bäumen nur einzelne Zweige zu entnehmen anstatt sie komplett zu fällen, was zu 100% nachhaltig ist. Diese Zweige nennen sich Schnitt­grün und man bekommt sie zum Beispiel bei den lokalen Weih­nachts­baum­verkäu­fern, Gärtne­reien oder im Forst­amt.

Schnittgrünflächen – eine Idee mit Zukunft 

Die Bäume in Schnittgrünflächen bleiben nach der Ernte der Zweige stehen und wachsen weiter, sodass sie Jahrzehnte lang genutzt werden können, speichern während dieser Zeit jede Menge CO2, produzieren Sauerstoff und dienen Tieren als Lebensraum. Man unterscheidet bei der Ernte zwischen Kronenschnitt (also die Äste, die man oben entnimmt) oder man schneidet die unteren Äste nach und nach ab. Das Wuchsbild der Schnittgrün-Bäume ist dem eines Nadelbaumes im Wald also gar nicht so unähnlich.

Frisches Schnittgrün wird erst 2-3 Tage vor der Lieferung geerntet und hält dann genauso lange wie ein herkömmlicher Weihnachtsbaum (2-4 Wochen).

Ausschuss aus Weih­nachts­baum­plan­tagen: Aktuell werden 30-70 % der Bäume aus Weihnachtsbaumplantagen nicht genutzt, weil die Bäume dem Schönheitsideal der Konsumenten nicht genügen. Einem "Keinachtsbaum" ist die Wuchsform jedoch egal, da man ja nur die Zweige verwendet, um die Baumform zu gestalten. Langfristig sind Schnitt­grün­flächen die Wahl für diese Art von Weihnachtsbaum und nicht der Abfall von Plantagen. Aber im Augenblick ist es besser, den Abfall dort zu nutzen als ihn zu schreddern.

Weihnachtsbaum mieten statt sägen

Ökologisch und nachhaltig denkende regionale Gärtnereien verkaufen oft Weihnachts­bäu­me im Topf und nehmen diese nach dem Fest wieder zurück oder bieten Weihanchstbäume zur Miete – auch mehrmalig – an.

Damit diese Bäume im Topf ein zweites Leben haben können, dürfen ihre Wurzeln nicht zu weit verzweigt und vor dem Verkauf gekappt werden. Am Besten lässt man sie direkt in einem Topf wachsen. 

Im Wohnzimmer sollte der Weihnachts­baum nicht an warmen Orten wie einem Kamin oder der Heizung platziert und aussreichend gegossen werden. Beim Schmücken ist darauf zu achten, die Zweige nicht zu beschädigen.

Bevor der Baum im winterlichen Wald wieder ausgewildert wird, muss er vollständig und rückstandsfrei abgeschmückt werden und sollte sich langsam akklimatisieren können.

Einige Gärtnereien nehmen die Weih­nachts­bäume auch wieder zurück und erledigen die abermalige Anpflanzung für den Käufer, wobei sie ebenfalls auf die richitge Akklimatisierung achten.

Seit ein paar Jahren gibt es diese Mög­lichkeit, einen Tannenbaum zu mieten, der mit Wurzeln im Topf geliefert und nach dem Fest wieder abgeholt und in die Erde gepflanzt wird. Meist handelt es sich hier zwar auch um Nord­mann­tannen, die auf Plantagen herangezogen wurden. Der Ansatz verhindert aber, dass jedes Jahr Millionen Bäume auf dem Müll landen - auch wenn nicht alle Tannen den Ausflug ins warme Wohnzimmer überleben. Diese Bäume werden dann zu Häckselmaterial oder zu ökologisch nachhaltigem Biogas verarbeitet.

Die überwiegende Mehrheit der Weihnachtsbäume kann aber von den Baum-Vermietern wieder eingepflanzt werden, da sich die Tannen während der Winterzeit in der Vegetationsruhe befinden. Der Baum gelangt von den warmen Wohnzimmern übergangslos in den Sommer und wird nach der Rückgabe wieder gepflegt. Je nach Angebot und Möglichkeit kann im Folgejahr derselbe "Familienbaum" erneut gemietet werden. Man kann natürlich seinen Weihnachtsbaum imTopf auch mehrere Jahre hintereinander selbst nutzen und zwischendurch als Kübelpflanze behalten.

Entsorgung oder Upcycling

Weihnachten ist vorbei und der Weihnachtsbaum muss weg - aber wie?

Ein Weg ist die spezielle Weihnachtsbaumentsorung (Sammlung, Sammelstelle, Recyclinhof, etc.), die von Städten und Gemeinden angeboten wird. Alleine in Berlin sammelt die Müllabfuhr jedes Jahr ca. 350.000 Weihnachtsbäume, die an Biomasse-Kraftwerken zur Erzeugung von Fernwärme und Strom weitergegeben werden. Die so gewonnene Energie reicht dabei aus, um ungefähr 500 Haushalte  ein Jahr lang mit Wärme und Strom zu versorgen. 

Aber es gibt auch eine Alternative – allerdings nur für ökologische Nadelbäume ohne Chemibehandlung:

  • man kann die Zweige des Baumes anschliessend als Frostschutz-Abdeckung im Garten oder auf dem Balkon oder als Grababdeckung verwenden.
  • geschredderte Bäume dienen im Garten als Mulch.
  • den Stamm kann man als duftendes Brennholz verwenden.
  • ausserdem können die Nadeln  kleingemörsert als duftender Badezusatz dienen oder als Tee und zum Würzen von Speisen.
  • Manche Reiterhöfe, Ziegenhalter oder Tiergehege nehmen Bäume ohne Schmuck von einheimischen Fichten und Tannen manchmal gerne für die Beschäftigung ihrer Tiere. Allerdings eignen sich für Pferde keine Nordmanntannen!

Den ausrangierten Baum im Wald aussetzen ist übrigens nicht erlaubt und kann, je nach Region, mit einem Bussgeld bestraft werden.

Auch das Entsorgen in der Biotonne  ist nicht erlaubt, da die Stämme und Äste nicht zur Vergärung in der Biogasanlage geeignet sind.

Eine andere Alternative: Die Baumspende – nicht roden, sondern neu pflanzen

Aufforsten statt Fällen – damit wird das Weihnachtsfest noch nachhaltiger. Gegen eine Spende pflanzen Umweltschutzorganisationen einen echten Baum und helfen so, den Wald als wertvolles Ökosystem zu erhalten. Das Bergwaldprojekt etwa engagiert sich für den Schutz der heimischen Wälder und veranstaltet zu Weihnachten eine Baumspendenaktion. Auch international aktive Initiativen wie Primaklima oder Treedom bieten an, stellvertretend Bäume zu setzen – oder als symbolisches Weihnachtsgeschenk zu verpacken.