Der Bausektor ist für einen beträchtlichen Teil des Primärenergieverbrauches und des Ausstoßes an Treibhausgasen in Europa und auch Deutschland verantwortlich. Dem Neubau und der Sanierung kommt deshalb bei der Entwicklung von Bauprojekten im Wohnungs- wie auch im Nichtwohnungsbau eine entscheidende Rolle zu, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren. [1, 2, 3]

Der moderne Holzbau bietet hervorragende Möglichkeiten, die Ziele der Ressourceneffizienz und Einsparung von Treibhausgasen umzusetzen. Der Holzbau hat die einzigartige Möglichkeit, bei der Verwendung des Materials im Gebäude den darin enthaltenen Kohlenstoff zu speichern.

Das Modellprojekt Prinz-Eugen-Park in München hat gezeigt, welche Möglichkeiten es gibt, um die Potenziale im Neubaubereich schnell zu erschließen. Anhand der ökologischen Mustersiedlung Prinz-Eugen-Park wurden die energetischen und ökologischen Fragestellungen mit innovativen Lösungsansätzen bearbeitet [4, 5, 6]. Zur genauen Berechnung der Menge an nachwachsenden Rohstoffen und der daraus resultierenden Fördersumme wurde ein Berechnungswerkzeug vorbereitet.

Allerdings sind die hinterlegten ökologischen Datensätze des dort verwendeten Berechnungswerkzeug nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Zusätzlich wird es als zielführender erachtet, dass sich eine Förderung an dem direkten Beitrag, den die Materialien zum Klimaschutz (Kohlenstoffspeicherung) leisten und nicht an den verbauten Materialien orientiert.

Das "CO2-Tool_Wood" als Umsetzungsinstrument der Bayerische Förderrichtlinie Holz (BayFHolz) zur Förderung des gespeicherten Kohlenstoffs in Gebäuden setzt genau an den vorgenannten Themen an.

Beschreibung "CO2-TOOL_WOOD"

Der Nachweis für den Einsatz nachwachsender, Kohlenstoff speichernder Baustoffe aus nachhaltiger Bewirtschaftung für die bayerische Förderrichtlinie erfolgt über das Berechnungstool "CO2-Tool_Wood". Mit dem "CO2-Tool_Wood" wird die verbaute Menge an nachwachsenden Rohstoffen und die damit verbundene Speichermenge an biogenem Kohlenstoff ermittelt.

Dazu ist eine nachvollziehbare Berechnung der im Gebäude verbauten, nachwachsenden Rohstoffe nach Materialgruppen gegliedert über das "CO2-Tool_Wood" darzustellen. Anhand der gespeicherten Menge biogenen Kohlenstoffs wird wiederum der Förderbetrag festgelegt. Das Tool basiert auf wissenschaftlich fundierten und normkonformen Daten auf Produktebene für unterschiedliche Holzhalbwaren und Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und ist durch die Weiterentwicklung und Erfahrungen aus dem Prinz-Eugen-Park entstanden.

Das "CO2-Tool_Wood" besteht aus einem Berechnungswerkzeug und zwei Nachweisblättern: dem Nachweis der nachhaltigen Forstwirtschaft und dem Nachweis der integralen Planung des Bauprojektes. Die Einzelheiten werden im Folgenden beschrieben.

Materialien und Datengrundlage

Die förderwürdigen Materialien setzen sich aus den konstruktiv im Gebäude verbauten Holzteilen wie etwa tragenden Außen-/ Innenwänden inklusive Dämmung, Decken, der gesamten Tragstruktur und tragenden Fassaden zusammen. Diese Materialien sind lange in einem Gebäude gebunden und werden auch nicht nach kurzer Zeit ersetzt oder ausgetauscht. Ziel ist hierbei die langfristige Bindung von Kohlenstoff im Gebäude. Als Mindestforderung wird ein Hybridbau vorgesehen, möglichst mit mehreren tragenden Bauteilen in Holzbauweise.

Bei der Bestimmung des gespeicherten Kohlenstoffs werden Baustoffe der Materialgruppen Vollholz, Holz-Werkstoffe und Dämmstoffe berücksichtigt. Als Ergänzung der im Berechnungstool des Prinz-Eugen-Parks aufgeführten Baumaterialien werden weitere Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zellulose, Hanfvlies, Stroh und Kork mitaufgenommen.

Außerdem wurde eine Erweiterung der vorhandenen Datensätze zu Vollholz mit Brettsperrholz, Brettschichtholz, etc. vorgenommen, um die industriell verarbeiteten Vollholzsortimente besser abzubilden. Die genaue Auswahl der im "CO2-Tool_Wood" aufgeführten Holzhalbwaren hängt an den in der Datenbank ÖKOBAU.DAT [7] zur Verfügung stehenden Durchschnittsdatensätzen, die durch die Industrie bereitgestellt werden. Damit ist die Rückrechnung zu gespeichertem Kohlenstoff in CO2 exakt nachvollziehbar und über öffentlich zur Verfügung stehende Datensätze darstellbar. Verwendete Materialien, die nicht in der Berechnungsliste auftauchen, müssen mit dem nächstpassenden Datensatz angegeben und berechnet werden.

Nachweis nachhaltiger Forstwirtschaft

Mittels des Tools wird ebenfalls der Nachweis nachhaltiger Forstwirtschaft erbracht. Der Baustoff Holz und die in der Förderrichtlinie abrechenbaren Holzbauteile müssen aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Dieser Nachweis wird über die Zertifikate nach FSC, PEFC oder vergleichbaren Systemen nachgewiesen. Die Anrechenbarkeit von Tropenholz wird ausgeschlossen, da damit keine anrechenbare Klimaschutzwirkung verbunden ist. Eine regionale Komponente der Holzverwendung wurde nicht eingeführt, da dies bisher schwer zu überprüfen ist und einen erhöhten Aufwand erfordert.

Nachweis integraler Planung

Zugehörig zum Tool ist außerdem ein Formblatt für den Nachweis eines integrierten Planungsansatzes. Bei einem Antrag auf Förderung sind hier die Planungsbeteiligten (Architekt und alle Fachplaner) aufzulisten. Es ist nachzuweisen, dass mindestens einer der Fachplaner oder der Architekt eine Holzbauexpertise vorweisen kann. Der Nachweis erfolgt anhand der Angabe von schon umgesetzten Gebäuden. Dies scheint vor dem Hintergrund, dass noch nicht alle Planer in Holzbauweise gebaut haben (gerade in Gebäudeklasse 4 und 5) wichtig, um Baumängel zu vermeiden. Eine Förderung von Holzbauten, die dann nach wenigen Jahren mit Baumängeln in der öffentlichen Kommunikation in Erscheinung treten, ist für den Holzbau absolut kontraproduktiv.

Ergebnisse

Das in diesem Projekt weiterentwickelte "CO2-Tool_Wood" ist ein Beitrag zur Bemessung der Höhe einer Förderung im Rahmen der Umsetzung der Förderrichtlinie der bayerischen Verwaltung zur Förderung des gespeicherten Kohlenstoffs in Gebäuden. Die Förderhöhe kann mit der Masse gebundenen Kohlenstoffs in CO2 verbunden werden. Es soll somit den potenziellen Antragstellern mit an die Hand gegeben und dann ausgefüllt, ausgedruckt, unterschrieben und eingereicht werden.

Zusätzlich wäre es denkbar, das "CO2-Tool_Wood" in einer angepassten online-Version (z. B. über "pro Holz Bayern") angemeldeten, interessierten Kreisen zugänglich zu machen. Das "CO2-Tool_Wood" stellt einen einfachen, klaren Bezug von Holznutzung zu Klimaschutz her. Es sollte nun im Rahmen der Förderrichtlinie getestet und evaluiert werden. Eventuelle Anpassungen an eine praktische Handhabbarkeit oder die Ergänzung von zusätzlichen neu, in der ÖKOBAU.DAT vorhandenen Datensätzen könnte so zukünftig umgesetzt werden.

Auch in einem größeren Maßstab wäre die Förderung und mit ihr die Verwendung des "CO2-Tool_Wood" denkbar. Wie in dem aktuellen Gutachten des Wissenschaftlichen Beirates Waldpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) "Die Anpassung von Wäldern und Waldwirtschaft an den Klimawandel" [8] dargestellt, zielt eine Empfehlung bei "Nachhaltige Holzverwendung fördern" darauf ab, dass "Die Vergrößerung des Kohlenstoffspeichers in Gebäuden […] durch Anreizsysteme honoriert werden [sollte], zum Beispiel in Form eines zusätzlichen Fördertatbestandes in der KfW-Förderung für die Einlagerung von Kohlenstoff in Gebäuden." Das Tool könnte hier als Blaupause zur Nutzung durch die KfW dienen.

Holz als Baustoff für Gebäude muss aber immer ressourceneffizient eingesetzt werden. Dies geschieht über die Baukonstruktionswahl. Aus den Auswertungen des Projektes Prinz-Eugen-Park konnten wir feststellen, dass die Förderung nicht dazu führte, Bauteile nur nach der Höhe der Kohlenstoffspeicherung zu wählen, nur um die Förderung zu erhöhen. Die Architekten werden immer die Wirtschaftlichkeit prüfen und nur da das Holz einsetzen, wo es auch baukonstruktiv und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Das Projekt " KlifH002 – Aktualisierung und Anpassung des CO2-Berechnungstools zur Förderung von gespeichertem Kohlenstoff in Gebäuden" wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) gefördert und von dem Lehrstuhl Ressourceneffizientes Bauen der Ruhr-Universität Bochum bearbeitet.