Bereits seit 2018 sind die Fangzahlen der Fichtenborkenkäfer (v.a. Buchdrucker und Kupferstecher) im Frankenwald massiv angestiegen. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichten sie im Jahr 2020. Zeitgleich ging die Holzabfuhr nur noch sehr schleppend voran und der Holzpreis fiel in den Keller.

Waldbesitzer und Förster waren bis an ihre Belastungsgrenze gefordert und es wurden Alternativen gesucht, das Holz waldschutzwirksam, aber ohne Insektizideinsatz zu behandeln. Neben dem Verbringen auf einen Lagerplatz außerhalb des Waldes und dem Hacken des Käferholzes wurde auch das Einpacken in Silofolie als eine waldschutzwirksame Alternative bei der Borkenkäferbekämpfung gefördert.

Man hoffte, dass durch das Auflegen der Folie im Polterinneren so hohe Temperaturen entstehen, dass die Buchdrucker "überhitzen". Ferner sollte die Folie als mechanische Barriere den Buchdrucker am Ausfliegen hindern. Schließlich bestand die Hoffnung, dass durch das warmfeuchte Klima unter der Silofolie die Käfer mit Schimmelpilzen befallen werden würden.

Kupferstecher spielten bei den weiteren Untersuchungen keine Rolle, da es sich bei dem untersuchten Holz vorwiegend um stärkeres Stammholz handelte.

Probleme zeigten sich schon beim Einpacken

Um das Verfahren hinsichtlich seiner Wirksamkeit in der Praxis zu überprüfen, startete die Abteilung Waldschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft im Sommer 2021 einen Feldversuch. Dazu wurden im Bereich des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach mit tatkräftiger Unterstützung von betroffenen Waldbewirtschaftern sieben Polter mit von Borkenkäfern befallenem Fichtenholz in handelsübliche Silofolie eingeschlagen.

Die schwarze Seite der Folie musste dabei nach außen zeigen, um eine möglichst hohe Innentemperatur zu erzielen. Bei vier Poltern wurde die Folie auch unter die Polter gelegt, um absterbende Käfer am Ende des Versuchs besser auffinden zu können. Inner- und außerhalb der Polter wurden Temperatur- und Feuchtesensoren angebracht. Vor und nach dem Einpacken des Holzes wurden Rindenfenster aus den Stämmen geschnitten, um die Entwicklung der Individuenzahlen, der Entwicklungsstadien und der Käferaktivitäten während der Lagerungszeit unter Folie beurteilen zu können.

Schon beim Einpacken mit einem Team von fünf Personen zeigte sich, dass es nicht nur ein enormer Kraftakt ist, die Folie händisch und sicher über die Polter zu bringen, sondern auch beinahe unmöglich, diese dabei dicht zu halten, denn schon kleinste Waldbärte und Äste reißen Löcher in die Folie.

Silofolie ist keine oder zu geringe Barriere für Käfer

Zwei der Versuchspolter wurden nach acht, die restlichen fünf nach zwölf Wochen Lagerdauer unter der Folie ausgepackt. Schon beim Auspacken wurden an jeder Folie Ausbohrlöcher gefunden, die aufgrund ihrer Form und Größe eindeutig dem Buchdrucker zugeschrieben werden können. Damit war die angenommene Barrierewirkung der Silofolie bereits widerlegt. Da Buchdrucker auch kleinste Lichtimpulse wahrnehmen können und die Löcher unter der dunklen Folie für die Käfer dadurch besonders attraktiv wirken, kann durch das gleiche Ausbohrloch eine Vielzahl von Käfern entkommen. Die Auswertung der Temperatursensoren zeigte, dass selbst in sonnenexponierten Lagen unter der Folie keine für den Buchdrucker tödlichen Temperaturen erreicht werden. Im Gegenteil: Im Polter stellte sich sogar mit geringeren Temperaturschwankungen ein "Wohlfühlklima" für Buchdrucker ein. Das haben auch die großen Mengen Bohrmehl beim Auspacken der Polter bewiesen. In den regulär eingepackten Poltern ohne Bodenfolie wurden kaum noch lebende, aber auch fast keine toten Käfer gefunden. Auch bei der Untersuchung von Bodenproben unter dem Polter wurden keine Borkenkäfer gefunden. Daher muss davon ausgegangen werden, dass die überwiegende Anzahl von Buchdruckern aus diesen Poltern entkommen ist.

In den Poltern mit Bodenfolie wurden hingegen auch zahlreiche tote Käfer gefunden. Dennoch handelte es sich angesichts der enormen Zahl an Buchdruckern, die sich im Polter befunden haben müssen, auch hier nur um einen Bruchteil der fertig entwickelten Käfer. Dabei kann das Absterben der Käfer nicht zweifelsfrei auf die Folie zurückgeführt werden, da z. B. auch Altkäfer ihr natürliches Lebensende erreicht haben könnten. Die Auswertung der Rindenstücke zeigte, dass sich auch nach zwölf Wochen in den Poltern mit Bodenfolie noch vitale Buchdrucker im Inneren der Rindenschichten befanden. Verpilzte Käfer wurden dagegen nur ganz vereinzelt gefunden. Die Käfer haben sich vielmehr unter der Folie fertig entwickelt und sehr zahlreich aus der Rinde ausgebohrt.

Bedenklich, unwirksam, keine Förderung mehr

Holzpolter unter Silofolie zu packen, ist ein teurer Kraftakt, aus Sicht des Arbeitsschutzes bedenklich und zudem ein Verfahren, bei dem zusätzliches Plastik in den Wald gebracht wird. In der Praxis ist es äußerst schwierig und zeitaufwendig, die Folie dauerhaft dichtzuhalten.

In regulär eingepackten Holzpoltern sind nur noch wenige lebendige und kaum tote Borkenkäfer zu finden. Der Großteil der Käfer findet dagegen einen Weg, aus den eingepackten Poltern zu entkommen. Das Verfahren, befallene Polter mit Silofolie abzudecken, muss somit als nicht waldschutzwirksam eingestuft werden. Eine finanzielle Förderung im Rahmen der insektizidfreien Borkenkäferbekämpfung ist somit nicht mehr möglich.