Auswirkungen auf die verschiedenen Baumarten

Der Wald konnte sich nach den extremen Trockenjahren in dem vergleichsweise feuchteren Jahr 2023 etwas erholen. Das Frühjahr war niederschlagsreich und im Verlauf der Vegetationsperiode waren die Waldbäume relativ gut mit Wasser versorgt. Im Vergleich zum extrem schlechten Zustand im Vorjahr verbesserte sich der Waldzustand leicht. Dennoch sind die mit dem Klimawandel zusammenhängenden Trocken- und Hitzeschäden der vergangenen Jahre weiterhin sichtbar.

Die Kiefer

Die Waldkiefer ist mit rund 70 Prozent die flächenmäßig bedeutsamste Baumart in Brandenburg. Der Anteil der Kiefern ohne sichtbare Schäden stieg sprunghaft von einem Rekordtief im Vorjahr auf nun 30 Prozent. Diese merkliche Verbesserung des Kronenzustandes ist vornehmlich auf die gute Wasserverfügbarkeit zu Beginn der Vegetationsperiode zurückzuführen. Der Anteil an Kiefern mit einer deutlichen Kronenverlichtung von über 60 Prozent nahm jedoch auch leicht zu, ebenso wie die jährliche Absterberate. Offensichtlich konnten sich die in den Vorjahren besonders stark geschädigten Kiefern nicht mehr erholen und starben ab.

Die Eiche

Mit fast sieben Prozent ist die Eiche die flächenmäßig bedeutsamste Laubbaumart in Brandenburg. Aktuell deutet sich eine gewisse Erholung an, wobei die Verbesserung des Kronenzustands vor allem auf die jüngeren Eichen beschränkt ist. Der Zustand der älteren Eichen hingegen verbesserte sich kaum. Diese Eichen zeigen jedoch, dass sie auch starke Kronenschäden überstehen und ihre Kronen regenerieren können. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie massive Strukturschäden in der Krone aufweisen und ihre Vitalität noch über Jahre geschwächt sein kann.

Die Rot-Buche

Die Rot-Buche hat in Brandenburg einen Flächenanteil von drei Prozent. Insbesondere im Norden Brandenburgs prägt sie viele Waldbilder. Angesichts aktueller Klimaprojektionen ist es jedoch vielerorts fraglich, ob die Buche ihre vorherrschende Stellung beibehalten wird (Riek et al., 2023). In Folge der Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 war bei den Buchen ein noch nie dagewesener Vitalitätseinbruch zu beobachten. Seither ist der Gesundheitszustand der Baumart kritisch und über 90 Prozent der Buchen-Waldflächen in Brandenburg weisen Kronenschäden auf. Auch 2023 war trotz der günstigen Frühjahrswitterung keine nennenswerte Erholung des Belaubungszustandes der Buchen festzustellen. Der Gesundheitszustand der Buche befindet sich weiterhin auf einem historischen Tiefstand.

Andere Laubbäume

Alle anderen Laubbaumarten werden zu dieser Baumartengruppe zusammengefasst. Birken, Erlen und Robinien sind die hier am häufigsten vertretenen Gattungen. Diese Baumartengruppe zeigt im Trend einen vergleichbaren Verlauf der Kronenschadstufen wie Eiche und Buche, jedoch auf einem etwas besseren Niveau. Auch hier konnten sich die bereits stark geschädigten Bäume nicht erholen und die jährliche Absterberate lag mit mehr als sechs Prozent erneut deutlich über dem langjährigen Mittel. Bei den frisch abgestorbenen Bäumen handelte es sich bei knapp 70 Prozent um Birken. Wie schon in den Vorjahren zeigt diese Baumart als Folge der Trockenheit eine deutlich erhöhte Sterblichkeit.

Andere Nadelbäume

Diese Baumartengruppe umfasst die Europäische Lärche, die Gemeine Fichte und die Douglasie, um die drei häufigsten Baumarten in dieser Gruppe zu nennen. Ähnlich wie bei der Kiefer ermöglichte das relativ feuchte Frühjahr gute Startbedingungen für einen vitalen Nadelaustrieb. Allerdings konnten die Vorjahresschäden an den älteren Nadeljahrgängen nicht regeneriert werden, so dass diese auf einem hohen Niveau verbleiben.

Biotische und abiotische Schäden

Das Jahr 2023 war im Hinblick auf witterungsbedingte Schäden durch Stürme, Dürre, Spätfröste oder Hagel vergleichsweise unauffällig. Auch das Waldbrandjahr 2023 war für Brandenburg durchschnittlich. Durch die Witterung in diesem Jahr entstanden deutlich weniger Waldbrände als 2022. Mit 244 Bränden auf einer Brandfläche von 763 Hektar war das Waldbrandgeschehen etwa halb so hoch wie 2022. Der größte Brand mit 688 Hektar war im Raum Jüterbog auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu verzeichnen.

Obwohl die zu Massenvermehrungen neigenden blatt- oder nadelfressenden Insekten nur lokal eine Rolle spielten, gibt es insgesamt keinen Trend zur Verbesserung der Waldschutzsituation. Infolge der nur eingeschränkten oder ausbleibenden Erholung der Bäume nach den Dürrejahren, der überdurchschnittlichen Häufung starker Stürme oder Waldbrände in den Vorjahren sowie flächiger Fraßschäden durch nadelfressende Insekten kommt es nicht nur bei Kiefer, Eiche und Rot-Buche, sondern auch vielen weiteren Baumarten zunehmend zu Absterbeprozessen.

Profiteure der von Stürmen, Waldbränden, Dürre oder Insektenfraß zunehmend häufiger betroffenen Wälder sind – landesweit – verschiedenste pilzliche Schaderreger und Insekten, darunter eine Vielzahl holz- und rindenbrütender Käferarten. Das landesweit im Sommer 2023 beobachtete neuartige Schadgeschehen in Douglasienbeständen belegt das hohe Gefährdungspotenzial komplexer Schadereignisse, an denen auch eingeschleppte invasive „Mittäter“ beteiligt sind.

Fazit

Trotz der günstigen Witterung zeigen insbesondere die stark geschädigten Bäume keine Anzeichen von Erholung, so dass auch weiterhin mit einer erhöhten Sterblichkeit zu rechnen ist. Die Vitalität aller Hauptbaumarten in Brandenburg wird durch das komplexe Zusammenspiel zahlreicher Einflussfaktoren negativ beeinflusst, insbesondere durch die seit 2018 fast durchgehend anhaltende Trockenheit. Die Waldzustandserhebung spiegelt somit eindrücklich die Folgen des Zusammenwirkens der in den vergangenen Jahren häufiger und intensiver auftretenden abiotischen und biotischen Schadfaktoren. Auch das Waldschutzmonitoring zeigt mit jedem Jahr deutlicher die Folgen der mit dem Klimawandel verbundenen extremen Witterungsereignisse, die sich bei den Hauptbaumarten zunehmend durch Komplexkrankheiten äußern.

Insgesamt sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Brandenburger Wälder bereits deutlich spürbar. Die Daten zum aktuellen Waldzustand sind daher eine wichtige Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der Baumartenempfehlungen mit dem Ziel der Entwicklung widerstandsfähiger und vielfältiger Mischwälder. Die angestrebte Vielfalt von Waldstrukturen stellt jedoch bei gleichzeitig höherer Dynamik und Variabilität der Witterungs- und Standortsbedingungen auch das Monitoring vor neue Herausforderungen.

Weitere interessante Informationen finden Sie im Waldzustandsbericht 2023 von Brandenburg.