Waldarbeit birgt Risiken. Leider passieren dabei immer wieder Unfälle. Seit 2011 gab es im Durchschnitt jährlich etwa 2.600 meldepflichtige Forstunfälle in Bayern. Immer wieder sind auch Todesfälle zu beklagen. Besonders gefährlich sind Motorsägen- und Seilwindenarbeiten, dabei kommt es häufig zu schweren Unfällen. Hinzu kommt, dass der Schadholzanteil in den letzten Jahren zugenommen hat – damit erhöht sich vor allem bei der motormanuellen Holzernte das Unfallrisiko deutlich.

Rettungstreffpunkte sollen schnelle Hilfe erleichtern

Aber auch sonst ist es im Wald nicht ungefährlich, oft passiert auch etwas beim Wandern, auf der Pilzsuche oder beim Mountainbiken. Damit verletzten Personen in diesem teilweise unwegsamem und schlecht beschildertem Terrain schnell geholfen werden kann, wurde die Rettungskette Forst entwickelt.

Sie trägt dazu bei, dass professionelle Rettungskräfte im Notfall auf schnellstem Weg in die Nähe des Einsatzortes gelangen. Sie ermöglicht damit eine rasche Erstversorgung der im Wald verunglückten Menschen. Wie schon erwähnt, passieren Unfälle nicht nur bei der Waldarbeit, sondern auch in der Freizeit. Das Rettungssystem steht selbstverständlich allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung – und es wird auch genutzt. Rückmeldungen der Integrierten Leitstellen (ILS) in Bayern belegen dies.

Die Rettungstreffpunkte der Rettungskette Forst werden mittlerweile zum überwiegenden Teil abseits "typischer" Unfälle bei der Waldarbeit genutzt. Einsätze im Rahmen von Verkehrs- und Freizeitunfällen, Suchaktionen oder die Rettung von erschöpften Personen nehmen einen großen Teil ein. Darüber hinaus nutzen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie Rettungsdienste, Feuerwehren, die Polizei oder das THW die Rettungstreffpunkte als zuverlässige Orientierungs-, Sammel- oder Übergabepunkte. Oft geben die Disponenten der ILS bei Einsatzmeldungen den Rettungstreffpunkt, der dem Einsatzort am nächsten gelegen ist, mit an.

Abb. 1 und 2: Bei einem Unfall zählt jede Minute. Entscheidend ist dabei, so schnell wie möglich zur verunfallten Person zu gelangen. Fotos: Stefan Geßler (LWF)

Jeder Treffpunkt hat eine individuelle Nummer

Aber was genau sind Rettungstreffpunkte? Sie sind definierte Anfahrstellen für Rettungsfahrzeuge. Entscheidend dabei sind deren sorgfältig ausgewählte geografische Lage und ihre standardisierte Beschreibung. Jeder Rettungstreffpunkt hat eine individuell festgelegte Nummer, die aus Buchstaben und Zahlen besteht.

Standort und Rettungstreffpunktnummer sind fest miteinander verknüpft. Nur so können Informationen in den komplexen Einsatzleitsystemen der Integrierten Leitstellen (ILS) verarbeitet werden.

Welche Organisation einen Rettungstreffpunkt anlegt und pflegt ist anhand der Rettungstreffpunktnummer auf dem jeweiligen Rettungstreffpunktschild erkennbar. Bei den Bayerischen Staatsforsten und der Forstverwaltung ist neben den Revierleitern vor Ort jeweils eine zentrale Stelle für die Koordination der Rettungstreffpunkte zuständig.

Die zuständige Stelle der Forstverwaltung befindet sich zum Beispiel an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising. Hier werden die Daten sämtlicher Rettungstreffpunkte der Forstverwaltung gepflegt. Das Einrichten neuer und das Auflösen nicht mehr benötigter Rettungstreffpunkte wird mit den zuständigen Integrierten Leitstellen abgestimmt. Erst nach der Freigabe durch die zuständige Leitstelle sind Rettungstreffpunkte offiziell gültig oder gelöscht.

In regelmäßigen Abständen werden die gewonnenen Daten vom Geodatenmanagement der LWF an das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) geliefert. Beim KWF werden die Daten sämtlicher deutscher Rettungspunkte und Rettungstreffpunkte der an der "Rettungskette Forst" beteiligten Bundesländer gesammelt und im Internet veröffentlicht.

Das verrät die Rettungstreffpunktnummer: Eine Rettungstreffpunktnummer setzt sich aus dem Kürzel für den Landkreis und einer vierstelligen Zahl zusammen, zum Beispiel MSP-1234. "MSP" steht für den Landkreis Main-Spessart, "1" steht für die Erfassung durch die Bayerischen Staatsforsten und "234" steht für die Rettungstreffpunkt-Nummer 234. Die erste Ziffer der vierstelligen Nummer – im Beispiel ist das die "1" – ist bayernweit festgelegt. Entscheidend ist dabei, wer den entsprechenden Rettungstreffpunkt erstmalig beschreibt. Man spricht von sogenannten "Nummernkreisen". In einem Landkreis können Rettungstreffpunkte in mehreren Nummernkreisen angelegt werden. Die "1" (Nummernkreis 1000) steht für die Bayerischen Staatsforsten – die 2 (Nummerkreis 2000) steht beispielsweise für die Forstverwaltung. Um Verwechslungen zu vermeiden ist es daher sehr wichtig, bei einem Notruf immer die vollständige Rettungstreffpunktnummer anzugeben – also das Landkreiskürzel und die vierstellige Zahl.

Die Treffpunktnummern immer griffbereit haben

Rettungstreffpunkte sind im Gelände grundsätzlich an ihren Schildern zu erkennen. Dennoch ist es sinnvoll – ja sogar erforderlich – sich schon vor der Waldarbeit, dem Spaziergang oder sportlichen Aktivitäten abseits von Straßen Gedanken darüber zu machen, welche Rettungstreffpunkte sich in der Nähe befinden. Dazu stehen mehrere digitale Hilfsmittel zur Verfügung. Um vor Ort den nächsten Rettungstreffpunkt zu finden, helfen folgende Quellen, die regelmäßig aktualisiert werden – Handy-Empfang vorausgesetzt:

Sind die passenden Rettungstreffpunkte gefunden, empfiehlt es sich, die Nummern zu notieren, um sie bei einem eventuellen Notruf korrekt angeben zu können. Gute Plätze, an denen man sich die Nummer notieren kann, sind beispielsweise ein Aufkleber am Gehäuse der Motorsäge, auf der Erste-Hilfe-Tasche oder auch ein Aufkleber auf der Rückseite des Handys. Es empfiehlt sich nicht, die Rettungstreffpunkte in Wanderkarten, Schautafeln oder touristischen Flyern abzudrucken. Grundsätzlich sollen die Punkte zwar langfristig angelegt werden, es kommt aber immer wieder vor, dass einzelne Rettungstreffpunkte aufgegeben werden müssen.

Ein Grund hierfür kann beispielsweise sein, dass sich ein Straßenverlauf ändert und der Punkt nicht mehr angefahren werden kann. Die Daten von aufgegebenen Rettungstreffpunkten bleiben zwar weiterhin und dauerhaft in den Einsatzleitsystemen der Integrierten Leitstellen hinterlegt, es findet sich im Gelände allerdings kein Rettungstreffpunktschild mehr. Dieses muss nach Aufgabe des Rettungstreffpunkts abgebaut werden.

Es wird angestrebt, dass jeder Rettungstreffpunkt mit einem Schild versehen ist. Größtenteils wurde diese Forderung auch umgesetzt. In einigen Fällen konnte oder durfte jedoch kein Schild aufgestellt werden.

Leider kommt es auch immer wieder vor, dass Rettungstreffpunktschilder "verschwinden". Schilder werden gestohlen, umgefahren oder für Bauarbeiten abgenommen und danach nicht wieder aufgestellt. Teilweise werden Schilder auch mutwillig beschädigt – zum Beispiel wird die Farbe abgekratzt oder das Schild wird mit Farbe übersprüht. Auf der Fläche finden sich zwei verschiedene Symbole auf den Schildern – es sind aber beide gültig.

Die Rettungskette Forst kann zwar dazu beitragen, die Folgen von Unfällen zu verringern, Unfälle verhindern kann sie sie aber nicht. Waldbesitzende sollten sich daher immer wieder die Frage stellen, ob manche Forstarbeiten vielleicht besser von der örtlichen WBV oder Forstunternehmern ausgeführt werden sollten.

Gute Vorbereitung hilft im Notfall

Grundsätzlich sollte man immer auf einen Notfall vorbereitet sein. Dabei ist nicht nur die Lage des nächsten Rettungstreffpunktes entscheidend. Wichtige Punkte sind außerdem: Viele Waldarbeiten – wie etwa die Motorsägenarbeit – sind keine Alleinarbeit. Bei einem Unfall braucht es mindestens eine zweite Person, die Hilfe leisten und die Rettungskräfte vom Rettungstreffpunkt zum Verunfallten führen kann.

Bei der Waldarbeit ein einsatzbereites Handy dabei haben – und prüfen, wo man im Wald Empfang hat.

Es reicht nicht aus, sich regelmäßig einen neuen Verbandkasten zu kaufen. Das eigene Handeln bei einem Unfall und der Umgang mit Erste-Hilfe-Material müssen geübt werden.