Der Wald in den Tropen schwindet. Die Fläche des Tropenwaldes ist allein in Afrika seit 1990 um ein Zehntel zurückgegangen. Gründe dafür sind vor allem die Armut der Bevölkerung und organisatorische Defizite in Politik und Verwaltung. Die wachsende Bevölkerungsdichte sowie steigende Weltmarktpreise für Nahrungsmittel und Energie werden dies noch verschärfen. Die zunehmende Erschließung Afrikas ermöglicht dabei den Zugriff auf bisher unberührte Ressourcen und Waldgebiete. Ein schonender Umgang mit dem Tropenwald kann nur dann erreicht werden, wenn die nachhaltige Nutzung des Waldes bessere Ertragsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung bietet als die bisherigen Einkommensquellen.

Die frühesten Zeugnisse menschlicher Aktivitäten befinden sich im nordöstlichen Teil Afrikas: in Äthiopien. Dort wurden Knochen der ersten Menschen gefunden. Ihr Alter beträgt 3,2 Millionen Jahre. Nachweise für die Entwicklung des Ackerbaus reichen bis zu 8.000 Jahre vor unserer Zeit zurück.

In der Wiege der Menschheit

Trotz der langen Siedlungsgeschichte besitzt Äthiopien eine vielfältige tropische Pflanzen- und Tierwelt. Es zählt zu den wichtigsten Zentren der Biodiversität. Die äthiopische Flora umfasst etwa 7.000 höhere Pflanzenarten, von denen zwölf Prozent endemisch sind.

Als Endemit werden Pflanzen oder Tiere bezeichnet, die nur in einer bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebung vorkommen. Diese sind in diesem Gebiet endemisch. Quelle: wikipedia

Durch die abwechslungsreiche Topographie und Geologie ist eine Vielfalt unterschiedlicher Standorte in Äthiopien zu finden. Gemäßigte Temperaturen und eine Trockenzeit prägen die klimatischen Verhältnisse.

Äthiopien war ursprünglich zu etwa einem Drittel bewaldet. Heute beträgt die Waldfläche nur noch ein Zehntel der Landesfläche. Davon ist ein Fünftel Hochwald. Seit 1995 hat Äthiopien 15 Prozent seiner Waldfläche verloren, zählt damit zu den afrikanischen Ländern mit überdurchschnittlichen Waldflächenverlusten. Der Holzvorrat beträgt durchschnittlich 22 Festmeter pro Hektar. Ein Viertel der Waldfläche ist Wirtschaftswald.

Plantage statt Naturwald

Eines der größten geschlossenen Waldgebiete bildet mit etwa 35.000 Hektar der Munessa-Shashamene-Wald im Zentrum Äthiopiens. Die natürliche Vegetation sind tropische Regenwälder. Ihr Kronenraum wird von der Steineibe (Podocarpus falcatus) dominiert, die je nach Standort mit den Baumarten Ekebergia capensis, Celtis africana, Croton macrostachyus und Prunus africana vergesellschaftet ist.

Seit den 1960er Jahren pflanzte die Shashamene Forest Industry auf 7.000 Hektar die fremdländischen Baumarten Eucalyptussaligna, Cupressuslusitanica und Pinuspatula in Reinbeständen an. Bestände mit 20 Jahren besitzen einen jährlichen Zuwachs von 20 bis 25 Festmetern pro Hektar bei Vorräten von durchschnittlich 300 Festmetern pro Hektar. Die Entwicklung der Bestände wird durch Schadinsekten beeinträchtigt (Abb. 1).

Die lokale Bevölkerung hat in den Plantagen ihre gesamten traditionellen Nutzungsrechte verloren. Sie betreibt auf den verbleibenden Flächen Ackerbau und Viehzucht. Die Naturwaldreste werden noch intensiver zur Brennholzversorgung und als Viehweide genutzt, wodurch die ehemaligen Urwälder einen parkähnlichen Charakter erhalten (Abb. 2).

Ökologischer Waldbau

Das zeigt, dass es problematisch ist, die Konzepte des europäischen Altersklassenwaldes auf das tropische Afrika zu übertragen. Für die Zukunft müssen also nachhaltige Nutzungskonzepte entwickelt und die naturfernen Holzplantagen in naturnahe multifunktionale Naturwälder überführt werden.

Hierzu müssen die Eigenarten und die Dynamik des Naturwaldes erforscht werden, was seit 2006 an einer Versuchsstation im Munessa-Shashamene-Wald geschieht. Die waldbaulichen Studien verfolgen dabei vor allem zwei Fragestellungen:

  • Wie kann der übernutzte Naturwald durch die Anreicherung mit wirtschaftlich interessanten heimischen Baumarten regeneriert und für eine nachhaltige Nutzung interessant gemacht werden?

Durch Übernutzung weist das Kronendach des Naturwaldes an vielen Stellen Lücken auf. Die nachkommenden Baumgenerationen fallen durch Verbiss und Brennholznutzung aus. Auf diesen Flächen werden in einem Experiment unterschiedliche heimische Baumarten angepflanzt, um deren Entwicklung bei unterschiedlichem Lichteinfluss zu untersuchen (Abb. 3). Daraus ergibt sich, welche heimischen Baumarten unter welchen Beleuchtungsverhältnissen für die Anreicherung übernutzter Naturwälder eingesetzt werden können.

  • Wie können die naturfernen Plantagen durch intensive Durchforstung und Verjüngung mit heimischen Baumarten stabilisiert und in ihren Funktionen verbessert werden?

Aus den Pflanzungen in den letzen Jahrzehnten sind meist schlecht gepflegte und anfällige Nadelholzmonokulturen hervorgegangen, die im Alter von 30 bis 35 Jahren genutzt werden. Eine Versuchsreihe untersucht daher, wie durch gezielte Förderung von Z-Bäumen der Zuwachs und die Stabilität der Bestände verbessert werden kann. Auf einem Teil der Fläche werden heimische Baumarten durch starke Auflichtung in der Verjüngung gefördert und so die Umwandlung der Reinbestände in Mischbestände eingeleitet.

Mit der Rückumwandlung der Plantagen könnten die negativen Veränderungen des Oberbodens wieder rückgängig gemacht werden. Durch die Umwandlung des Naturwalds in Holzplantagen hat der Stickstoffvorrat im Oberboden um ein Drittel abgenommen, der Vorrat an organischen Bodenkohlenstoff wurde dort auf die Hälfte reduziert und wasserresistente Makrobodenaggregate wurden nachhaltig abgebaut.