Waldpädagogik ist mehr als nur ein lehrreiches Spiel im Wald

Der Wald kann uns wie kein anderer Lehrmeister soziale Werte erleben lassen, die in unserer Gesellschaft vielfach unterzugehen drohen: Respekt vor der Natur, verantwortungsvoller Umgang der Lebensgrundlagen kommender Generationen oder auch Hoffnung nach großen Schadereignissen. Auch wenn die Waldpädagogik kein Allheilmittel für unser in manchen Bereichen verkümmerndes Gemeinwesen ist, so leistet sie dennoch einen wichtigen Beitrag in Richtung nachhaltige Entwicklung.

Waldbesitzern und Forstleuten ist der Begriff Nachhaltigkeit vertraut. Wir empfinden uns als Erfinder der Nachhaltigkeit. Aber können wir im Wald gleichsam auf einer Insel nachhaltig sein und um uns herum werden die Ansprüche auf Nachhaltigkeit weder bei umweltbezogenen, sozialen noch wirtschaftlichen Kriterien erfüllt?

Für Viele ist der Wald Inbegriff der verletzlichen Natur, die man am besten in Ruhe lässt. Mangelndes Wissen um Wald und Umwelt führt zur irrigen Ansicht, dass das Einwirken des Menschen immer schädlich sein müsse. Dies kann Auslöser für Verhaltensgewohnheiten werden, die trotz bester Absichten ganzheitlich betrachtet schädlich werden.

Wegen mangelnden Wissens und Erlebens scheint so manches in unserem Gemeinwesen aus den Fugen geraten. Die Generationen haben zwischen Großeltern und Enkeln ihre Balance verloren. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung wird mehr von der Erwartungshaltung in Richtung staatlichen Handelns begleitet als von eigener Initiative und Selbstverantwortung des Einzelnen. Die öffentlichen Mittel werden aber knapp. Nicht mehr das Wünschenswerte, nur das unabdingbar Notwendige soll und kann der klamme Staatshaushalt finanzieren. Aber was ist das? Nur neue Autobahnen oder der Transrapid? Nur High-Tech-Forschung, um im globalen Wettbewerb gut aufgestellt zu sein? Nur Schul- und Universitätsbildung? Oder gehört dazu auch die Bewusstseinsbildung, dass unser Lebensstil nicht wirklich zukunftsfähig ist und noch viel Nachholbedarf in Richtung Nachhaltigkeit besteht?

Lehrmeister Wald

Der Wald als Erlebnisraum hilft uns lernen, wovon und wofür wir wirklich leben. Er macht viele Werte ganz praktisch erlebbar:

  • Respekt vor der Schönheit der Natur,
  • Demut vor Gottes guter Schöpfung,
  • Verantwortung für unser Handeln heute und für die Lebensgrundlagen kommender Generationen,
  • pflegliches Nutzen, weil wir von der Erde leben müssen,
  • Zuversicht und Zupacken, da trotz natürlicher und menschengemachter Kalamitäten kein Schaden endgültig ist.

Ohne diese grundlegenden Werte - das erkennen viele gerade erst dramatisch - wird die schönste Infrastruktur hohl und nutzlos. Wer nur auf in Geld messbare Größen setzt, dem fehlt viel zu einem wirklich gelungenen Leben.

Nun kann an der Waldpädagogik sicher nicht unsere vielfältige Gesellschaft genesen. Sie kann aber einen wichtigen Beitrag leisten, dass es bei uns etwas mehr als bisher in Richtung nachhaltige Entwicklung geht. Waldpädagogik darf sich dabei nicht auf die reine Wissensvermittlung beschränken. Wissen muss sich mit dem eigenen Erleben des Waldes verbinden. Durch entsprechende Angebote wachsen bei Kindern und Erwachsenen wieder neue Beziehungen zu Wald und Natur und damit das Verständnis für unsere Lebensgrundlagen.