Waldkindergärten fordern und fördern unsere Kinder

Die Waldwichtel, Wurzelkinder, Erdflöhe, Waldfüchse oder wie die Jungen und Mädchen vom Waldkindergarten sich auch immer nennen mögen, sind bei fast jedem Wetter draußen. Sie haben kein fertiges Spielzeug dabei. Alles, was sie als Piraten, Indianer oder Lokomotivführer brauchen, finden sie im Wald und in ihrer Fantasie. Wald- und Naturkindergärten fordern und fördern unsere Kinder.

Die Familie sitzt beim Frühstück. Regentropfen klopfen gegen die Fenster. Während die Laune der Eltern in den Keller sackt, strahlt die kleine Anna: "Toll! Es regnet! Da können wir schön rummatschen!" Und in Gedanken ist sie schon im Wald und spielt mit ihren Freunden vom Waldkindergarten.

Die Idee der Waldkindergärten stammt aus Skandinavien. Die Erfolgsgeschichte begann 1993, als in Flensburg der erste deutsche staatlich anerkannte Waldkindergarten nach dänischem Vorbild eröffnet wurde. Heute existieren mehrere hundert Einrichtungen dieser Art in Deutschland. 1996 wurde ein Bundesarbeitskreis gegründet, im Jahr 2000 der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland e.V. ins Leben gerufen. Es gibt mehrere Landesverbände, darunter auch den Landesverband Wald- und Naturkindergärten in Bayern e. V. (vgl. auch das Interview mit Herrn Franz J. M. Huber "Waldkindergärten im Aufschwung").

Wald- und Regelkindergarten - rein oder gemischt

In reinen Waldkindergärten sind die Kinder vier bis sechs Stunden täglich und fünf Tage pro Woche draußen. Im Winter sind die Öffnungszeiten etwas kürzer. Allerdings gibt es normalerweise einen Schutzraum, meist ein umgebauter Bauwagen, der bei extremen Witterungsverhältnissen aufgesucht wird und in dem Bastelmaterial, Ersatzkleidung usw. lagern (Miklitz 2005).

Neben den reinen Waldkindergärten bestehen auch integrierte Kindergärten, in denen Wald- und Regelkindergarten kombiniert werden. Eine mögliche Mischform besteht in einem Ganztagesprogramm mit Vormittag in der Natur und Nachmittag im Regelkindergarten. Häfner (2002) empfiehlt diese Kombination, weil sie die Vorteile beider Kindergartenformen vereint. Der Waldkindergarten bietet die Freiräume, die Kinder für eine natürliche und gesunde Entwicklung benötigen. Der Regelkindergarten dagegen dient dem Erwerb kulturgebundener Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Wald- oder Regelkindergarten was bringt's?

In seinen Untersuchungen über Wald- und Regelkindergartenkinder, die auf einer Befragung von 103 Lehrern aus acht Bundesländern beruht, bescheinigt Häfner: "Im Schnitt verfügen sie [die Waldkindergartenkinder] über eine sehr eloquente Ausdrucksweise und zeichnen sich auch etwa im musischen Bereich durch hohe Leistungsfähigkeit aus. Sowohl hinsichtlich Fantasie und Kreativität als auch der Mitarbeit im Unterricht, dem sozialen Verhalten und ihrer Motivation schneiden sie evident besser ab als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler aus dem Regelkindergarten." Erstaunlicherweise sollen die Regelkindergarten-Kinder jedoch bei der Koordination der Grobmotorik und Feinmotorik mehr Vorteile haben. Das erklärt Häfner aber damit, dass sie gleichgeschaltete Formen der Bewegung (z. B. Bewegungsspiele und Tanz) erlernt haben, die den in der Schule verlangten Bewegungsformen ähnlicher sind. Im Hinblick auf die Feinmotorik arbeiten die Kinder im Wald weniger mit Schere, Papier oder Stiften.