Wie steht die Bevölkerung zum Wald und seinen Funktionen, wie zu seiner Bewirtschaftung und wie sieht sie die Forstwirtschaft? Im Projekt "Soziokulturelles Waldmonitoring Bayern – WaMos Bayern" wurde im Jahr 2020 in Anlehnung an die Untersuchungen aus der Schweiz und Baden-Württemberg eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Thema Wald erstellt und ausgewertet.
Die Studie wirft einen aktuellen Blick auf das gesellschaftliche Stimmungsbild zu wichtigen forstpolitischen Fragen. Als Beginn unserer Artikelserie "Die Bayern und ihr Wald" geht es in diesem Beitrag darum, die Einstellung der Bevölkerung zum Thema Waldbewirtschaftung aufzuzeigen. Schwindet die Akzeptanz für die Bewirtschaftung des Waldes in der Gesellschaft? Obwohl die meisten von uns gerne Holz und Holzprodukte in ihrem Umfeld haben, scheinen gleichzeitig die aktuellen Diskussionen um den Wald darauf hinzuweisen.

Vertrauen in den Förster/Bewirtschafter: Wer kümmert sich gut um den Wald?

Der Förster vom Silberwald und der Förster Rombach vom Forsthaus Falkenau haben jahrzehntelang den Blick der Deutschen auf den Berufsstand geprägt: Ein kompetenter und vertrauensvoller Mann mit Hut und Hund in grüner Kleidung streift durch den Wald, den er hegt und pflegt.

Das Berufsbild des Försters hat sich von dieser romantisch geprägten Vorstellung stark entfernt. Eine Vielfalt an unterschiedlichen Aufgaben unter immer stärkerem Wirtschaftsdruck bestimmen den Arbeitsalltag im Wald. Zusätzlich nimmt das Interesse an Maßnahmen im und um den Wald stetig zu.

Konflikte zwischen Bürger*innen und forstlichen Akteuren sind an der Tagesordnung. Ist also das romantische Bild des Försters als "Kümmerer" und das Vertrauen in sein Bemühen, den Wald zu schützen und zu bewahren, in der Gesellschaft verloren gegangen? Übernehmen andere Institutionen nun die Rolle des "Anwalts und Beschützers" des Waldes? Diesen und anderen spannenden Fragen sind wir im Rahmen unserer Bevölkerungsbefragung nachgegangen.

Fragt man die bayerischen Bürger*innen danach, wer sich gut um den Wald kümmert, erhält man ein überraschend eindeutiges Bild. Noch immer sind Försterinnen und Förster aus Sicht der Bevölkerung diejenigen, die für den Wald verantwortlich sind und gut mit diesem umgehen (85 %). Auch in den Waldeigentümer*innen und Waldarbeiter*innen sehen jeweils über 50 % der Befragten wichtige Verantwortliche für den Wald (Abb. 2). Naturschützer werden von 41 % erwähnt, gefolgt von den Jägerinnen und Jägern mit 26 %.

Aus den Antworten lässt sich herauslesen: Das Image des Berufstandes des Försters, aber auch der anderen eng mit der Forstwirtschaft verwobenen Gruppen (Waldeigentümer, Waldarbeiter und Jäger) ist in der Gesellschaft gut. Trotz der Häufung lokaler und oft auch medial ausgefochtener Debatten um die Zukunft der Wälder ist der Begriff des "Försters" immer noch positiv belegt. Dies ist ein enormes Potenzial, das es zu erhalten, aber auch in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit zu nutzen gilt.

Letztendlich geht es aber um den Eindruck, den die Bayern von den im Wald aktiv Tätigen haben. Unsere Wälder erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben. Und das ist nicht nur uns bewusst, sondern auch dem Großteil der Bevölkerung. Nicht umsonst landet die Erholungsfunktion ganz oben auf der Liste der bedeutsamsten Eigenschaften, gefolgt von "frischer Luft", Ruhe und dem Naturschutz. Der Wald ist also vielen wichtig und viele fühlen sich verantwortlich. Umso genauer werden diejenigen betrachtet, die tagtäglich im Wald arbeiten. Wenn ihnen ein Zeugnis ausgestellt wird, dass sie sich gut kümmern, darf dies sicher als große Wertschätzung verstanden werden.

Abb. 3-5: Waldbau, Beratung, Naturschutz, Vegetationsgutachten - diese und viele weitere Aufgaben erfüllen die Försterinnen und Förster der Bayerischen Forstverwaltung kompetent und zuverlässig seit vielen Jahren (Fotos: Tobias Hase, StMELF / Lisa Schubert, AELF FFB).

Vertrauen in die Bewirtschaftung unserer Wälder?

Das Vertrauen in die Bewirtschaftenden ist also vorhanden, aber wie und mit welchem Zweck soll die Bewirtschaftung des Waldes aus Sicht der Bevölkerung Bayerns erfolgen? Für die meisten Befragten dient die Bewirtschaftung der Wälder dem Erhalt der biologischen Vielfalt, der CO2-Speicherung und der Bewahrung seiner Schutz- und Erholungsfunktionen (Abb. 6). Knapp 70 % der Beteiligten halten die Waldbewirtschaftung auch für die Bereitstellung von Nutzholz für wichtig (= eher wichtig und sehr wichtig). Dieses Ergebnis bestätigen auch die Antworten auf andere Fragen, die wir den Befragungsteilnehmer*innen stellten. Für 80 % der Befragten ist der Wald eine Rohstoff- und Erwerbsquelle und 74 % stufen die Nutzfunktion des Waldes als Holzproduzent für sich persönlich als wichtig ein. Bei der Frage nach der angemessenen Menge der Holznutzung ist die Meinung der Bevölkerung dann aber schon geteilter.

Es sind zwar immerhin noch 44 % der Befragten der Meinung, dass die Menge der Holznutzung gerade richtig ist, aber 40 % der Teilnehmer sagen, dass zu viel Holz genutzt wird. Eine Bewirtschaftung der Wälder zur Holzgewinnung für nachgelagerte Bereiche der Bioökonomie wird also von der Mehrheit der Befragten als wichtig und sinnvoll angesehen. Es zeigt sich aber auch, dass die Bereitstellung von Holz in der Wahrnehmung der Bevölkerung Bayerns nicht mehr die alleinige Legitimation für Forstwirtschaft ist. Besonders sensibel scheinen einige der Bürger*innen auf die Holzeinschlagsmengen zu reagieren. Eine gefühlte Übernutzung des Waldes, beispielweise durch die bei Spaziergängen sichtbaren, großen Polter an beliebten Wanderwegen, schüren die Sorge um einen möglichen Waldverlust.

Der Beitrag der Forstwirtschaft zu den Funktionen des Waldes

So wie der Wald nicht nur Rohstoffquelle ist, sondern bekanntlich vielfältigste Ökosystemleistungen erbringt, reduziert sich auch die Forstwirtschaft nicht auf das schlichte Fällen von Bäumen. Die Bewirtschaftung des Waldes muss beispielsweise auch Themen wie Erholung, Biotop- und Artenschutz, Totholz und Habitatstrukturen, Schulführungen und Walderlebnistage, Waldkindergärten und Friedwälder und vieles mehr berücksichtigen. Mit dem Weg der integrativen Waldbewirtschaftung, also Schützen und Nutzen auf gleicher Fläche, ist es möglich, einen Ausgleich für die vielfältigen Ansprüche zu finden.

Dass dies mittlerweile auch zunehmend in der Bevölkerung ankommt, zeigt die Beantwortung der Frage nach dem Beitrag der Forstwirtschaft zu gesellschaftlich wichtigen Ökosystemleistungen des Waldes. So stimmen 77 % und damit über Dreiviertel der Befragten der Aussage (voll) zu, dass die Forstwirtschaft dazu beitrage, dass der Wald ein Lebensraum für Pflanzen und Tiere sei (trifft voll zu: 50 %; trifft eher zu: 27 %). Nur 7 % stimmten nicht zu, 16 % antworteten mit "teils/teils". Und immerhin noch 65 % der Teilnehmer konnten bei der Aussage, dass die Forstwirtschaft dazu beiträgt, dass der Wald ein Erholungs- und Erlebnisraum ist, ihre (volle) Zustimmung geben (trifft voll zu: 32 %; trifft eher zu: 32 %). Nur 11 % stimmten dagegen und 23 % konnten die Frage nicht eindeutig beantworten.

Handeln nach Katastrophen: Aktiv oder passiv?

Der Klimawandel verstärkt die Intensität und die Häufigkeit von Waldbrand-, Dürre-, Sturm- und Borkenkäferereignissen im Wald. Das schlägt sich auch in der öffentlichen Debatte um den richtigen Umgang mit Katastrophen im Wald nieder und in der Frage, ob die Wälder wieder aufgeforstet oder sich besser selbst überlassen werden sollen.
Nach dem Auftreten von Kalamitäten wie zum Beispiel Stürmen, Käfern oder Waldbränden werden Bewirtschaftungsmaßnahmen grundsätzlich als positiv angesehen und eine Unterstützung des Waldes bzw. ein aktives Handeln wird unter bestimmten Umständen als sinnvoll betrachtet (Abb. 8). So wollen 57 % der Befragten, dass geschädigte und umgestürzte Bäume aktiv entfernt und neue Bäume gepflanzt werden.

Es gibt jedoch auch knapp ein Viertel der Teilnehmer (23 %), die dafür sind, nur die Wege zu räumen und geschädigte und umgestürzte Bäume im Übrigen stehen und liegen zu lassen. Ein aktives Vorgehen sollte ihrer Meinung nach also vermieden werden. 16 % befürworten ein selbstständiges Aufkommen von Naturverjüngung nach der Räumung der Fläche. Nur 2 % würden gar nichts tun. Hier liegt die Vermutung nahe, dass der Wunsch nach der sogenannten "Wildnis" sich in den Antworten der Befragten widerspiegelt. Das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer vermeintlich wilden Natur manifestiert sich in dem Slogan "Natur sich selbst überlassen", der in politischen Debatten, aber auch medial wiederkehrend die Runde macht.

Insgesamt zeigt sich also, dass ein aktives Handeln von der Mehrheit als positiv betrachtet wird, wenn es darum geht, aufzuforsten und Bäume nach Windwurf zu entfernen. Dies bestätigt sich auch in einer weiteren Frage. So sind 79 % der Befragten für das Fällen erkrankter und mit Schädlingen befallener Bäume, um ein Ausbreiten der Schädlinge einzudämmen, und immerhin noch gut die Hälfte (52 %) der Beteiligten sind für das Fällen von potenziell betroffenen Bäumen, bevor sie erkranken, um das Ausbreiten von Schädlingen von vornherein zu verhindern. 76 % sind dafür, bei Neuanpflanzungen Baumarten zu wählen, die an die veränderten Standortsbedingungen besser angepasst sind. Das Sperren von Wegen oder Waldabschnitten aufgrund von Risiken durch trockenheitsbedingte Waldschäden (herabfallende Äste, umstürzende Bäume) wird zu 67 % ebenfalls befürwortet.

Forstleute können für ihre Mühen, den Wald zu erhalten und wieder zu bestocken, auf eine breite gesellschaftliche Unterstützung bauen. Trotzdem sollten die Verantwortlichen für den Wald nicht vergessen, dass bei gut einem Drittel der Bevölkerung auch der Wunsch nach einem anderen Umgang mit Katastrophen besteht.

Fazit

Dass der Wald bewirtschaftet und gepflegt werden sollte, wenn wir den ökologischen Rohstoff Holz nutzen wollen, scheint in Bayern akzeptiert zu sein. Dass das Eingreifen in den Komplex "Wald" für einige dennoch als destruktiv wahrgenommen wird, verwundert vielleicht nicht, muss doch immer die jeweilige Sichtweise des Betrachters eingenommen werden. Noch weniger erstaunt, dass in einigen Antworten die Sorge um den Wald in Zeiten des Klimawandels zum Ausdruck kommt, die ja auch in der Tat berechtigt ist. Insgesamt zeichnet sich aber ein durchaus positives Stimmungsbild zu den Leistungen der Forstwirtschaft ab. Und so scheint es uns in Bayern am Ende doch allen um dasselbe zu gehen, um den Erhalt und Schutz dieses wertvollen Ökosystems. Diese Chance müssen wir in unserem Handeln und in unserer Kommunikation darüber immer berücksichtigen.