Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) war früher in ganz Europa in großer Zahl anzutreffen. Sein Verbreitungsgebiet hat sich jedoch in den letzten 30 Jahren um 50 Prozent verkleinert. Seine Vorkommensgebiete sind mittlerweile stark fragmentiert. Lediglich im Südwesten Europas, in Spanien und Frankreich kommt er noch flächendeckend vor. Inzwischen gilt die Art in Deutschland sowie in Bayern als "stark gefährdet".

Anders als seine weitaus bekannteren Verwandten – Siebenschläfer und Haselmaus – ist der Gartenschläfer sehr kontrastreich gefärbt. Braungraues Rückenfell, weißer Bauch und eine schwarze Augenbinde. Der Schwanz ist buschig und endet mit einer schwarz-weißen Quaste. Wie bei allen Bilchen oder Schlafmäusen weist sein Schwanz mehrere "Sollrissstellen" auf, die ihn retten, wenn ihn ein Fressfeind zu packen bekommt. Das Tier lebt dann problemlos mit kürzerem Schwanz weiter.

In Bayern ist er im Wald daheim

In Deutschland besiedelt der kleine "Schläfer" zwei ökologisch sehr unterschiedliche Bereiche: Im westlichen, wärmebegünstigten Tiefland ist er vor allem ein Kulturfolger und kommt in Siedlungsbereichen, Gärten, Streuobstwiesen und Weinbergen vor – stellenweise in hohen Dichten. In der Mitte und im Südosten sind vor allem die Hochlagenwälder der Mittelgebirge sein Lebensraum.

Verbreitungsschwerpunkte in Bayern sind die ostbayerischen Grenzgebirge Frankenwald, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald. Aktuelle Nachweise gibt es zudem noch im Alpenraum. In den ostbayerischen Verbreitungsgebieten lebt er primär in strukturreichen Nadelwäldern, Schlucht- und Hangmischwäldern sowie in Blockschutthalden und nutzt Felsstrukturen und vorhandenes Totholz als Verstecke und Beerensträucher als Nahrungsquelle. Knospen, Samen und Nüsse stehen auch auf seinem Speiseplan. Den größten Nahrungsanteil nimmt jedoch tierische Kost ein: Schnecken, Würmer, Amphibien, auch Nestlinge von Vögeln und Mäusen – vor allem aber Insekten

Als Schlafmaus macht er seinem Namen Ehre

Beobachtungen eines Gartenschläfers sind rar: Er ist nachtaktiv und verschläft die Tage in unterirdischen Verstecken, Felsspalten und Baumhöhlen. Und von Oktober bis April hält er Winterschlaf. So entgeht er der kargen Nahrungssituation im Winter.

Nach dem Aufwachen beginnt die bis Juli andauernde lautstarke Paarungszeit. Ab Mai gebärt das Weibchen in einem Kugelnest aus Moos und Blättern vier bis sechs Junge, um deren Aufzucht sie sich allein kümmert. Nach rund fünf Wochen löst sich der Familienverband auf, die Jungen verbringen jedoch noch häufig den Winterschlaf gemeinsam. Bereits im Folgejahr sind die Jungtiere geschlechtsreif. Die Lebenserwartung im Freiland liegt bei drei bis vier Jahren, wobei die Jungensterblichkeit während des ersten Winterschlafs mit 40 bis 60 Prozent sehr hoch ist.

Eine deutsche Verantwortungsart

Da ein großer Teil des Weltbestands des Bilches bei uns lebt, trägt Deutschland für den Artenerhalt große Verantwortung. Die dramatischen Arealverluste der letzten Jahrzehnte führten nun zu einem Weckruf.

Im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wurde 2019 deshalb das 6-jährige Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" initiiert. Ziel ist es, Ursachen für den Rückgang zu finden und Strategien zu entwickeln, die Vorkommen in deutschen Verbreitungsgebieten zu sichern.

Über ein breites Methodenset wurde zunächst die aktuelle Verbreitung der Art ermittelt. Es wurden genetische Untersuchungen durchgeführt, um Hinweise zu bekommen, ob im Erbgut die Ursache für das Verschwinden liegt. Über Telemetriestudien in verschiedenen Lebensräumen ermittelte man die wichtigsten Habitatstrukturen, über Kotanalysen das Nahrungsspektrum. Auch Todesursachen ging man auf den Grund: Welche Rolle spielen Krankheiten, Parasiten, Fressfeinde oder die Konkurrenz invasiver Arten?

Die ersten Ergebnisse zeigen einen anhaltenden Rückgang der Bestände vor allem in Waldlebensräumen – auch in Bayern. Die Vorkommen im urbanen Raum in Südwest-Deutschland dagegen sind noch stabil. Siedlungsräume bieten anscheinend ein besseres Quartier- und Nahrungsangebot. Strukturreiche Gärten und Parks mit Hecken und Beerensträuchern sowie Hausfassadenbegrünungen spielen hierbei eine große Rolle. Eine weitere Verdichtung und Versiegelung der Städte wird für die Art jedoch nicht ohne Folgen bleiben.

Im Visier als Ursache für die starken Rückgänge stehen auch Rodentizide und Pestizide. Die untersuchten Totfunde wiesen zum Teil erhebliche Belastungen mit Giften auf. Entwarnung können die Forscher bzgl. des Erbguts geben. Der Rückgang der Populationen ist nicht auf genetische Verarmung zurückzuführen.

Insektensterben ist ein Problem für die Art

Ein großes Problem sehen die Projektbearbeiter jedoch im Insektensterben. Der Gartenschläfer kann sich zwar flexibel an das vorhandene Nahrungsangebot anpassen, fester Bestandteil und wichtige Eiweißquelle sind jedoch Insekten. Es ist davon auszugehen, dass der Rückgang Einfluss auf die Art hat.

Wie sich der Klimawandel auf den Bilch auswirken wird, ist schwer vorauszusagen. Sicher wird sich der Wald in den Vorkommensgebieten des Gartenschläfers verändern. Es ist zu hoffen, dass dessen Anpassungsfähigkeit ihm helfen wird, mit den neuen Bedingungen zurechtzukommen.

Die Gründe für den Rückgang der Bestände in Waldgebieten sind noch nicht final geklärt und müssen weiter untersucht werden. Aber Waldbewirtschaftende können dem Gartenschläfer bereits jetzt über eine Reihe von Maßnahmen helfen. Vor allem zwei Requisiten stehen dabei im Fokus: Quartiere und Nahrung.

Was Waldbesitzer und Förster tun können

Durch Belassen von liegendem und stehendem Totholz, Baumstümpfen und Höhlenbäumen sowie dem Erhalt von alten Waldhütten und Jagdeinrichtungen (und deren Zugänglichkeit für die Tiere) kann die Quartiersituation für die Schlafmaus verbessert werden. Eine Möglichkeit, die Knappheit an natürlichen Höhlen schnell zu überbrücken, ist das Anbringen von speziellen Bilchkästen. Diese werden gern angenommen.

Das Nahrungsangebot kann über die Pflanzung von Beeren und Nüsse tragenden Sträuchern an Waldinnen- und Außenrändern erhöht werden. Die Förderung von blühenden Wegseitenstreifen und Böschungen, das Einbringen von blütenreichen Sträuchern an Waldrändern sowie das Belassen von Totholz wirken sich zudem positiv auf die Insektenwelt aus.

Für das Belassen von Totholz und Biotopbäumen und die Anlage von strukturreichen Waldrändern gibt es finanzielle Fördermöglichkeiten. Ihr zuständiges Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten berät Sie hierzu gerne.