Jedes Jahr wird einem Säugetier die Ehre zuteil, zum "Säugetier des Jahres" gewählt zu werden, für das Jahr 2004 dem Siebenschläfer (Glis glis). Eine gute Wahl, denn dieser heimische Bilch ist ein ausgesprochener Laub- und Mischwaldbewohner.

Ein verschlafener Geselle

Der Siebenschläfer gehört zur Gruppe der Bilche oder Schlafmäuse, denen ein ausgedehnter Winterschlaf gemeinsam ist. Verwandt ist er mit dem Gartenschläfer, dem Baumschläfer und der Haselmaus. Seine vermeintliche "Verschlafenheit" trug ihm sogar den Namen ein. Von September bis Ende April verschläft er die ungemütliche Hälfte des Jahres, sieben Monate eben. Im Spätsommer und Herbst, wenn er sich den nötigen Winterspeck anfrisst, dringt er auch in die Nähe menschlicher Behausungen am Waldrand vor. Dabei kann er auf seiner nächtlichen Suche nach Leckereien auch zum "Radaubruder" werden.

Delikatesse nicht nur bei den Römern

Im alten Rom wurde der Siebenschläfer dagegen gehegt und gepflegt. Die Römer waren keine Tierfreunde, sondern Feinschmecker, und Siebenschläfer galten als besondere Delikatesse. Die hübschen Tiere wurden in Freigehegen gezüchtet und anschließend in speziellen Behältern, den "Gliarien" mit Eicheln, Nüssen und Kastanien gemästet. Tipps zur Haltung, Pflege und Zubereitung schrieben die Römer genauestens nieder. Gezüchtet und gemästet werden Siebenschläfer heute nicht mehr, aber in einigen Gegenden Europas, besonders in Frankreich und Slowenien, gelten sie noch immer als Delikatesse.

In Deutschland steht er unter gesetzlichem Schutz. Dringt er auf Dachböden und in Speicher ein und wird dort als störend empfunden, darf man ihn daher nur vergrämen, aber auf keinen Fall töten.

Der Siebenschläfer ist selbst wenig wählerisch

Er ernährt sich von Früchten und Sämereien, Knospen und Rindenstücken. Gelegentlich verschmäht er auch tierische Kost nicht, zum Beispiel Insekten. Auch wenn Siebenschläfer stellenweise sehr häufig in Vogelnistkästen angetroffen werden, so entstehen doch an Vogelbruten meist nur geringe Verluste (Robel, Leitenbacher 1993).

Das Benagen der Rinde verursacht gelegentlich Schäden an Bäumen. Sie sind meist nicht gravierend, da sie in aller Regel nur kleinflächig sind. Gern benagt er in Buchen-Lärchen-Mischbeständen im ausgehenden Winter, vor dem Laubaustrieb der Buche, aus Nahrungsmangel die Rinde von armstarken Lärchen.

Strukturreiche Buchenwälder behagen ihm sehr

Wenn er nicht gerade schläft, lebt er gesellig in Laubwäldern, besonders gern Buchenwäldern. Die Verbreitung beider Arten, der Rotbuche wie auch des Siebenschläfers, ist auf Europa beschränkt. Zu ihrem Schutz und ihrem Erhalt stehen wir daher weltweit gesehen in besonderer Verantwortung. Deswegen ist der Siebenschläfer ein würdiges "Säugetier des Jahres".

Reine Nadelwälder meidet er. Daher weist das Areal Verbreitungslücken in manchen nadelbaumgeprägten Regionen auf, wie zum Beispiel im Tertiärhügelland, dem Mittelfränkischen und dem Oberpfälzer Becken (Faltin 1988). Auch kalte Ebenen und die Flußtäler bewohnt er nicht (Bäumler et al. 2002). Ein Verbreitungsschwerpunkt liegt im buchenreichen Jura. Allgemein wird er in Bayern tendenziell zum atlantischeren Westen hin häufiger.

Mischwälder vermag der Siebenschläfer bis in kühlere Mittelgebirgslagen hinauf zu besiedeln, wobei jedoch eine ausgeprägte Strauchschicht mit beerentragenden Sträuchern sein Vorkommen sehr fördert. Auch Streuobstwiesen und andere parkartige Baum- und Waldbestände sind ein bevorzugter Lebensraum. Ein unbedingtes "Muss" ist eine ausreichende Zahl von Tagesverstecken in seinem Lebensraum. Hierfür nimmt er mit allerlei Strukturen vom Holzstoß bis zum Nistkasten und natürlich verschiedenen Baumhöhlen Vorlieb.

Selbst an recht glatten Baumstämmen wie jenen der Buche kann er gewandt empor klettern. Er bevorzugt jedoch eher stufige Wälder mit reichlich Unterholz oder tiefem Astansatz, da ihm dies das Klettern erleichtert.

Wenn er gestört wird, sucht er sein Heil in aller Regel in der Flucht stammaufwärts. Aus sicherer Entfernung lässt er dann ein feines Fauchen oder Knurren ertönen. Um einem Feind wie zum Beispiel dem Baummarder zu entkommen, kann der Siebenschläfer einen Teil seines Schwanzes opfern.

Nistkästen für den Siebenschläfer

Die bis zu elf Jungen werden in Baumhöhlen, Nistkästen oder verlassenen Vogelnestern aufgezogen. Da auch Siebenschläfer schutzwürdig sind, sollte man ihm den einen oder anderen Nistkasten als Tagesversteck nicht verübeln. Er wechselt häufig sein Quartier und belegt den Platz ohnehin nicht lange. Außerdem zieht er meistens erst nach Beendigung der Vogelbruten im Sommer in die Kästen ein (Bäumler et al. 2002, Robel und Leitenbacher 1993). Wenn ein Siebenschläfer einen Nistkasten zum Quartier erkoren hat, erkennt man dies leicht am üblicherweise eingetragenen Buchenlaub.

Für die Überwinterung nutzt er die Kästen jedoch nicht, denn sie sind nicht frostsicher. Den Winterschlaf verbringt er daher meist in frostfreien Verstecken im Boden (Storch 1978).

Den Siebenschläfer kann man in erster Linie durch den Schutz seines Lebensraumes fördern, indem Alt- und Totholz mit natürlichen Baumhöhlen belassen und Laubmischwälder sowie Streuobstwiesen erhalten und deren Flächen vermehrt werden.