Hilft die Holznutzung dem Klima? Das Thema wird kontrovers diskutiert. Die Standpunkte reichen dabei von der Klima­schädlichkeit vor allem der energetischen Nutzung von Holz und der positiven Wirkung von großflächigen Nutzungsverboten bis hin zu aus­schließlich positiven Wirkungen der Holznutzung aller Art. Auch wenn die Diskussion zu­mindest international nicht ab­geschlossen ist soll ver­sucht werden mit einfachen Argumenten Licht in die Verwirrungen der Wissenschaft zu bringen.

Grundlagen für eine sinnvolle Diskussion

Wenn wir in Österreich von Waldbewirtschaftung sprechen, so meinen wir immer eine nachhaltige und multifunktionale Bewirtschaftungsform. Nicht selten werden Argumente, die für Tropenwaldrodungen und Devastierungen sicher richtig sind, auf Mitteleuropa übertragen. Das weltweite Potenzial, CO2- Emissionen durch den Wechsel der Waldbewirtschaftung zu nach­haltigen Formen zu reduzieren, ist tatsächlich sehr groß. In Mittel­europa ist es jedoch nicht vor­handen, weil diese Entwicklung schon in den letzten Jahrhunderten stattgefunden hat.
Wenn wir über die Wirkung von Holznutzung und -verwendung auf das Klima sprechen, sollten wir vier Bereiche betrachten, die sowohl die Speicher- als auch die Substitutionswirkung umfassen:

  1. der Speicher Wald inklusive Boden
  2. der Speicher Holzprodukte in­klusive Deponien
  3. die Materialsubstitution durch Holzprodukte
  4. die Energiesubstitution durch Holzprodukte

Diskussionen, die nur einzelne Teile dieser zusammenhängenden Be­reiche betrachten, statt das Gesamtsystem unter die Lupe zu nehmen, führen zwangsläufig zu falschen Schlüssen. Viele wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass die Substitutionseffekte langfristig eine deutlich größere Wirkung auf CO2-Einsparungen haben als Ver­änderungen in den genannten Speichern. Für eine sinnvolle Betrachtung muss darüber hinaus auch die räumliche und zeitliche Dimension festgelegt werden. Oft werden Grafiken von der Biomasseent­wicklung einzelner Waldbestände über mehrere Generationen hinweg in der Argumentation eingesetzt. Andererseits werden die sehr kurz­fristigen Berichtszeiträume für das Kyoto-Protokoll als Diskussionsgrundlage genommen. Beides ist nur begrenzt zielführend.

Auch wenn wir die Diskussion eigentlich global führen müssten, macht es Sinn, statt einzelnen Beständen, den Gesamtwald in Österreich heranzuziehen. Da Österreich intensiv mit Holz und Holz­produkten handelt, sollte dieser Handel auch Berücksichtigung finden. Zeitlich sind wir gewohnt, in Umtriebszeiten zu denken, das passt auch für diese Diskussion. Um letztlich Vergleiche zwischen verschiedenen Nutzungsszenarien durchführen zu können, muss natürlich auch die in der Verarbeitungskette ausgestoßene Menge an CO2 betrachtet werden (siehe Treibhausgasbilanz entlang der österreichischen Holzwertschöpfungskette).

Die Argumente der Kritiker

Die Außernutzungstellung des Waldes führt nachhaltig zu einem deutlich höheren Kohlenstoffspeicher als der bewirt­schaftete Wald.

Diese Überlegungen stimmen nur kurzfristig. Tatsächlich würde die Biomasse pro Hektar Wald zunächst zunehmen. Jedoch nach wenigen Jahrzehnten würde in den groß­flächigen Alters- und Zerfallsphasen dieser kurzfristige zusätzliche Speicher zum einem Teil wieder ab­gebaut werden. In unbewirt­schafte­ten Wäldern steigt das Risiko für großflächige Kalamitäten, die den Speicher ebenso wieder reduzieren. Darüber hinaus greift diese Argumentation viel zu kurz, weil sie aus den vier genannten Bereichen eben nur einen - den Speicher Wald - herausgreift und die Wirkungen in den anderen Bereichen nicht berücksichtigt.

Holz hat bei gleicher Heizleistung einen deutlich höheren CO2-Ausstoß als fossile Energieträger.

Erdgas emittiert 0,20 kg CO2 pro kWh und Heizöl 0,27 kg. Der Wert für Holz liegt bei rund 0,36 kg und ist in etwa gleich hoch wie für Braun- und Steinkohle. Die Effizienz des emittierten Kohlenstoffes ist also bei Holz deutlich geringer als bei fossilem Gas oder Öl.

Natürlich ist die Heizwertdiskussion berechtigt und muss offen angesprochen werden. Steigende energetische Nutzung von Holz als Ersatz von Erdgas und Heizöl führt kurzfristig zu einem Anstieg des CO2-Gehaltes der Atmosphäre. Für sich alleine greift diese Rechnung aber viel zu eng, sie ist nur ein Teil der energetischen Substitutions­effekte, die wiederum nur ein Teil des Gesamtsystems sind.

Zurück zum Hausverstand

Erneuerbare Rohstoffe würden ihren Namen nicht verdienen, wenn ihre Produktion und Nutzung nicht kohlen­stoffneutral wäre. Die ge­samte Menge an CO2, die durch jegliche Verwendung von Holz sowohl kurzfristig in Form von Wärme bis hin zu mehreren hundert Jahren andauernden Zersetzung von Bauholz frei gesetzt wird, war davor bereits Bestandteil der Atmosphäre. Jeder Kubikmeter Holz beinhaltet rund 900 kg CO2, das er bei seiner Entstehung der Atmosphäre entzogen hat und bei seinem Abbau wieder frei setzt. Die Atmosphäre kann daher über längere Zeiträume hinweg durch Holznutzung und Verwendung niemals durch zusätzliches CO2 angereichert werden. Bei der Nutzung fossiler Brennstoffe ist das anders: Dabei wird CO2 emittiert, das vor vielen Millionen Jahren der Atmosphäre entzogen wurde.

Die Nutzung fossiler Rohstoffe ist zeitlich begrenzt, da die Lager im letzten Jahrhundert massiv abgebaut wurden. An diesem Trend hat sich bis dato nichts geändert. Im Gegensatz dazu sind erneuerbare Rohstoffe bei nachhaltiger Nutzung zeitlich unbegrenzt einsetzbar. Es stellt sich die Frage, ob die fossilen Rohstoffe in manchen Verwendungen kaum zu ersetzen sind, und daher eine nachhaltige Nutzung dieser Rohstoffe ebenfalls ein Gebot der Stunde ist. Diese Forderung nach Nachhaltigkeit wird bei den fossilen Rohstoffen aber erst gar nicht aufgestellt.

Für die energetische oder thermische Nutzung von Holz ist es sinnvoll, drei Formen zu unterscheiden:

  • die primäre, direkte Nutzung aus dem Wald
  • die sekundäre, kaskadische Nutzung aus der Holzverarbeitungskette
  • die tertiäre Nutzung aus Holzmüll

Generell kann man behaupten: Holz kann nur einmal verbrannt, aber in vielen Schritten davor anderwärtig genutzt werden. Das verbessert auch die Umsatzzeiten der Holzprodukte und speichert somit das CO2 möglichst lange. Daher wäre aus Sicht der Atmosphäre nur die kaskadische Nutzung sinnvoll mit einem möglichst kleinen Anteil im energetisch/thermischen Bereich. Holzmüll sollte erst gar nicht anfallen und wenn, dann müsste er wieder einer kaskadischen Nutzung zugeführt werden. Die aktuelle Holz­nutzung und Verwendung weicht derzeit von diesen theoretischen Überlegungen aus guten Gründen deutlich ab.

Oft sprechen die Markt- und Abnahmebedingungen für die direkte Nutzung aus dem Wald. Zum Beispiel können Erstdurchforstungen bei kleineren Durch­messern ansetzen, da die Deckungs­beiträge bei der Produktion von Waldhackgut früher in den positiven Bereich kommen, als dies bis lange mit Industrieholz möglich war.

Energie sparen, erneuerbare Formen fördern

Die politischen Ziele im Zusammenhang mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien sind sehr ehrgeizig und stehen im klaren Konflikt zu den Biodiversitätsstrategien. Großflächiger Nutzungsverzicht hilft der Atmos­phäre langfristig sicherlich nicht.
Zumindest für Österreich gilt, dass nach Ausnutzung von Einsparungsmöglichkeiten die Energie möglichst aus erneuerbaren Formen kommen soll. Dabei muss Holz eine wichtige Rolle spielen, wobei längerfristig die Möglichkeiten der kaskadischen Nutzung ausgebaut werden sollten. Damit kann ohne das energetische Gesamtvolumen einzuschränken, die direkte Nutzung aus dem Wald verringert werden. Diese Entwicklung kann auch noch mit einer leichten Steigerung der gesamten Holznutzung verbunden sein. All das nutzt letztendlich auch der Atmosphäre.