Die im Kyoto-Folgeprozess (Bonn, Marrakesch, Mailand) geschaffenen Möglichkeiten, durch Waldbewirtschaftung und Aufforstung zur Erfüllung von Emissionsreduktionsverpflichtungen beizutragen, beziehen sich ausschließlich auf den im Ökosystem gespeicherten Kohlenstoff. Bei der Berichterstattung wird nicht berücksichtigt, welche Ursache eine eventuelle Vorratsreduktion verursacht hat, bzw. wohin der Kohlenstoff geflossen ist.

So hat ein Waldbrand in der Berechnung dieselbe Wirkung wie eine Endnutzung oder ein Sturm, bei dem ebenfalls viel Holz für Produkte genutzt wird und der Totholzvorrat massiv ansteigt. Dies ist für die Beurteilung der Klimaschutzleistung irreführend, da für die Verarbeitung genutztes Holz die Speicherleistung des Waldes um die Lebensdauer der Produkte verlängert. Außerdem generiert der Einsatz als Material und Energieträger aufgrund seiner positiven Energiebilanz Substitutionseffekte, durch die zusätzliche CO2-Emissionen vermieden werden.

Die Möglichkeiten einer Integration des Holzsektors wurden mehrfach von den Vertragsstaaten in verschiedenen Gremien thematisiert. Grund dafür ist die Erkenntnis, dass aus Sicht des Klimaschutzes nur eine Berücksichtigung aller relevanten Flüsse und Speicher (vgl. Abb.1) sinnvoll ist.

     

    Die grauen Pfeile zeigen die C-Flüsse in die verschiedenen Speicher, die schwarzen Pfeile aus welchen dieser Speicher er wieder als CO2 zurück in die Atmosphäre fließt.

    Die größte Speicherkapazität haben ungenutzte Urwälder. Sie haben jedoch meistens ihr Klimaxstadium und damit den maximal möglichen Vorrat erreicht. Weil Biomasseaufbau und Zersetzung sich in Urwäldern meist die Waage halten, wirken sie oft nur noch als Speicher und nicht mehr als Senke.

    Die Speicherkapazität von Wäldern hängt auch von standörtlichen Faktoren ab und kann sich durch veränderte Rahmenbedingungen (Niederschlagsverteilung, Durchschnittstemperaturen, CO2-Konzentration, Stickstoffeintrag) ebenfalls verändern, wie dies zur Zeit in Regenwäldern am Amazonas beobachtet wird.

    Wirtschaftswälder erreichen oftmals nicht so hohe Vorräte wie Urwälder, werden aber durch regelmäßige Nutzungen dauerhaft in einem Aufbaustadium gehalten. An der FVA Baden-Württemberg wird untersucht, welchen Beitrag ein nachhaltig bewirtschafteter Wald zum Klimaschutz leisten kann. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie sich die Kohlenstoff-Vorräte in Wald und Holzprodukten in der Vergangenheit verändert haben und wie sie sich in Zukunft entwickeln werden. Ziel dieser Untersuchung ist zu zeigen, welche Dimensionen und zeitliche Dynamik der Produktsektor und der Biomassevorrat eines Wirtschaftswaldes haben und welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten. Eine Integration von Böden, Auflageschicht und Totholz in das Modell ist für die Zukunft geplant.

    Diese Informationen und ein allgemeines Verständnis über Kohlenstoff-Flüsse werden nicht nur von politischen Entscheidern, sondern auch von interessierten Akteuren wie Waldbesitzern und Umweltschutzverbänden benötigt, um in dem komplexen und kontrovers diskutierten Thema "Rolle des Waldes und der Forstwirtschaft im Klimaschutz" konsensfähig zu werden.

    Trotz des gemeinsamen Zieles aller Akteure, den Klimawandel zu bekämpfen, fehlt bislang eine Integration des Forst- und Holzsektors in die deutsche und europäische Klimaschutzstrategie.