Aussehen

Die verholzte, linkswindende Schlingpflanze klettert meist an Sträuchern und Bäumen gegen 15 m hoch. Das Holz der Gemeinen Waldrebe ist mit längsschilferiger, Rinde ummantelt und mit vielen grossen Luftröhrchen (Gefässen) durchzogen. Die Stämmchen sind in der Regel 1 bis 3 cm dick. In Ausnahmefällen können sie aber bis armdick werden. Die 3 - 10 cm langen und 4 - 6 cm breiten Blätter der bei uns einheimischen Waldrebe sind unpaarig gefiedert, meist drei bis fünfzählig, gegenständig und grob gezähnt.

Die Blütezeit der grünlich-weissen, 2 - 3 cm breiten, schwach duftenden, filzigbehaarten Blüten der Gemeinen Waldrebe ist von Juni bis anfangs September. Nach dem Laubabfall entwickeln sich aus den befruchteten Blütenbüscheln perückenähnliche Fruchtstände. Oft bringen die vielen rotbraunen Früchte mit ihren grauweissen, haarähnlichen Flaumlocken beinahe den ganzen, durch die Waldrebe bewachsenen Strauch zum Verschwinden.

Verwendung

Die zähen, strickähnlichen Stengel der Waldrebe fanden früher Verwendung zu mancherlei Bindezwecken und als Befestigungsmaterial, beispielsweise für Baugerüststangen. Auch Flechtwerke wurden aus dieser Waldpflanze hergestellt, wobei noch heute bei den Floristen die Nielen als Basismaterial von Kränzen geschätzt sind.

Auch heute noch üblich, holen sich Schulknaben für ihre ersten Rauchversuche getrocknete Nielen aus dem Wald und machen sich die vielen durchgehenden Gefässe der Kletterpflanze auf diese Art zu Nutze. Dass die Zunge darob etwas arg brennt, wird dabei als selbstverständlich hingenommen.

Der Name

Der lateinische Name Clematis wird abgeleitet vom griechischen Wort Kléma, was Ranke bedeutet. Im deutschsprachigen Volksmund werden viele Namen für die Gemeine Waldrebe gebraucht. So beispielsweise "Waldstrick", "Herrgottsbart", "Petersbart", "Frauenhaar", "Teufels- oder Hexenzwirn". In der Deutschschweiz ist sie bestens bekannt als "Niele". Das Vorkommen dieser Kletterpflanze widerspiegelt sich – wie viele andere Waldpflanzen – auch in Flur- respektive Ortsnamen. So stammt die Bezeichnung des Aargauischen "Lieli" gemäss Aussagen älterer einheimischer Bewohner von "Nielen" ab.

Ein weiterer Flurname, wie beispielsweise "Lielisloo" (Gemeinde Berikon AG) lässt sich wie folgt ableiten: Der Name "Loo" oder "Loh" stammt vom althochdeutschen und bedeutet "mit Gebüschen bewachsene Lichtung" oder "niedriges Holz". Demzufolge schliesse ich aus diesem Flurnamen, dass "Lielisloo" früher, nebst verschiedenen Sträuchern, vor allem mit Nielen überwachsen, respektive überwuchert war. Obwohl Loh oder Loo inzwischen aus dem Wortschatz der Alltagssprache verschwunden sind, dienen sie noch heute als Flurbezeichnungen, was sich unschwer auf vielen Landeskarten festgestellen lässt.
 

Waldreben in der Schweiz

Die zu den Hahnenfussgewächsen gehörenden Waldreben (Clematis) sind weltweit mit rund 300 Arten vertreten. In der Schweiz kommen die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba), die Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) und die Aufrechte Waldrebe (Clematis recta) vor. Die Gemeine Waldrebe besiedelt weite Teile der Schweiz und gedeiht vornehmlich in Auenwäldern, an Bachgehölzen und an Waldrändern von der Ebene bis gegen die Waldgrenze. Die Alpen-Waldrebe findet sich vor allem in Graubünden, während die Aufrechte Waldrebe auf den Kanton Genf, das Mittelwallis und das Tessin beschränkt ist.

Die ursprünglich in Südeuropa beheimatete Italienische Waldrebe (Clematis viticella) ist bei uns häufig als Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen anzutreffen. Ihre duftenden violetten oder blauen Blüten schmücken Gartenlauben oder Pergolen.

(TR)