Meteorologische Messungen und Beobachtungen in der Natur weisen immer wieder auf klimatische Veränderungen im alpinen Raum hin (Kromp-Kolb, 2001). Im letzten Jahrhundert kam es zu einer globalen Erwärmung um 0,6 °C. Im selben Zeitraum stieg die Temperatur in Österreich um ca. 1,8 °C (Abbildung 1), wovon alle Höhenlagen betroffen sind (Böhm et al., 1998).

Besonders in der alpinen Region mit ihren vielfältigen und kleinräumigen Ökosystemen sind klimatische Veränderungen stark ausgeprägt (Kromp-Kolb, 2001). Durch die Verlagerungen der Klimazonen verschieben sich zwangsläufig die Vegetationszonen (Grabherr et al., 1994, Ozenda & Borel 1990).

Betroffen vom Klimawandel ist auch das Ökosystem Wald. Bäume produzieren Pollen und Samen, um ihre Gene an die nächste Generation weiterzugeben und somit den Fortbestand ihrer Populationen zu sichern. Verändert sich nun durch den Klimawandel die Pollenausbreitung, dann ist davon auch die Reproduktion, Samenbildung und natürliche Regeneration von Baumpopulationen betroffen.

Pollen-Monitoring-Netzwerk

Das Pollen-Monitoring-Netzwerk dient der Abschätzung und Dokumentation der Reproduktionsvorgänge im Wald. Sowohl in Beständen als auch auf Saatgutplantagen werden Blühverläufe der windblütigen Baumarten seit 1988 erfasst und können mit Klimadaten korreliert werden.

20 gravimetrische Fallen sind für die Untersuchungen regelmäßig über ganz Österreich verteilt (in verschiedenen Regionen und Seehöhen). Diese Fallen werden auch als passive Fallen bezeichnet (Abbildung 2: Gravimetrische Pollenfalle; Pollenstation Mariabrunn). Hier wird auf einem Objektträger leicht beschichtet Vaseline aufgetragen und der Pollenniederschlag (durch Sedimentation) einer bestimmten Ausbringungsdauer darauf festgehalten. Die Fangzeit beträgt jeweils eine Woche. Somit ergibt sich die Definition: Pollen / cm² und Woche.

Die einzige volumetrische Pollenfalle (Burkard-Pollenfalle; Lacey & West, 2006) befindet sich im Lehrforst Rosalia (Forchtenstein / Burgenland). Diese Falle (aktive Falle – Abbildung 3) besitzt einen strombetriebenen Saugteil, wodurch die im Luftstrom transportierten Aerosoloe (Pollen und Sporen) auf eine mit Vaseline beschichteten Folienstreifen angesaugt wird. Dieses Verfahren ermöglicht sogar die Ermittlung von Pollen für alle zwei Stunden, da die Walze, auf der sich der Folienstreifen befindet, für eine Umdrehung sieben Tage und vier Stunden benötigt. Die Angeben der Daten erfolgt in: Pollen / m³ und Tag.

Die Pollendaten werden in der Regel von Februar bis Juni erhoben. Der Beginn und das Ende der Datenerhebung werden auf die Wettergegebenheiten und das Blühverhalten frühblühender Baum- und Straucharten abgestimmt.

Nach der mikroskopischen Auswertung der Daten für alle windblütigen Baumarten (siehe Kasten) und Stationen stehen folgende Erhebungsgrößen zur Verfügung: Beginn und Ende des Pollenfluges, Dauer des Pollenfluges und die Pollenmenge je
Woche.

Windblütige Baumarten
Laubbäume: Feldahorn, Bergahorn, Schwarzerle, Weißerle, Grünerle, Edelkastanie, Rotbuche, Gemeine Esche, Pappelarten, Traubeneiche, Stieleiche, Ulmenarten
Nadelbäume: Tanne, Lärche, Fichte, Schwarzkiefer, Weißkiefer, Eibe

In Summe stehen Pollendaten von 21 Stationen des BFW zur Verfügung. Dieser Datensatz kann um EAN–Daten (European Aeroallergen Network) aus 29 österreichischen Stationen erweitert werden. Nach mehr als 15-jähriger Untersuchungsdauer wurden jetzt erste Trends vom BFW ausgewertet.

Positive und negative Trends

Positive Pollen- /Blütenentwicklungen zeigen vor allem Baumarten auf Waldstandorten im tief- bis mittelmontanen Bereich mit ausreichenden Niederschlägen während der Herbst- und Wintermonate. Als Beispiele seien die Buche (Fagus sylvatica – Abbildung 4, Baumartenportrait) des Wienerwaldes und die Fichte (Picea abies – Abbildung 5, Baumartenportrait) im Kärntner Seengebiet (Raum Klagenfurt) genannt.

Negative Trends zeigen feuchtigkeitsliebende Baumarten wie die Esche (Fraxinus excelsior) und Erlenarten (Alnus sp.). Hervorzuheben ist hier die Grünerle (Alnus viridis – Abbildung 6, Baumartenportrait) auf Süd- bis südöstlichen Standorten im hochmontanen Bereich südlich des Alpenhauptkammes (Lienz, Spittal/D).

Vorläufige Kausalanalysen zeigen Zusammenhänge der Trends mit sinkenden Winterniederschlägen sowie einer verstärkten Sonnenscheindauer mit stetigem Anstieg der Temperaturmaxima.

Literatur

Böhm, R., Auer, I., Schönder, W. & Hagen, M. 1998: Proc. 8th Conf. on Mountain Meteorology, 3-7 August 1998.

Grabherr, G., Gottfried, M. & H. Pauli 1994: Nature 369: 448.

Kromp-Kolb, H. 2001: Wissenschaft & Umwelt: 3-10.

Lacey, M. E. & West, J. S. 2006: The Air Spora. Springer, Netherlands: 49 – 58.

Litschauer, R. 2000: FBVA-Berichte 123: 45 – 66.

Ozenda, P. & J. L. Borel (1990): Boer & De Groot (eds.): Proc. Europ. Conf. On landscape ecological impact of climatic change, Amsterdam. IOS Press: 221-249.