Das gilt speziell für Forstsaatgut, dem man auf den ersten Blick die inneren Werte nicht ansieht. Allerdings bestimmen diese Eigenschaften entscheidend die Aussaat, die Kosten für das Handling in der Pflanzschule und die Anzahl der produzierbaren Sämlinge.

Gesetz sichert die Qualität von forstlichem Saatgut

Im Forstlichem Vermehrungsgutgesetz ist deshalb fest verankert, dass bei der Weitergabe und dem Verkauf (laut Gesetz dem "Inverkehrbringen") von forstlichem Saatgut Angaben zur Qualität des Saatgutes auf einem Lieferantendokument kenntlich zu machen sind. Die Prüfung des Saatgutes muss gemäß der Forstlichen Vermehrungsgutverordnung in einem fachlich befähigten Labor erfolgen.

Am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) ist seit 123 Jahren ein Saatgutprüflabor installiert und erfolgreich tätig. Von Adolf Cieslar im Jahr 1889 als "Waldsamen – Controlle in Maria­brunn bei Wien" eingerichtet, hat das Forstsaatgutlabor seit seiner Gründung mehr als 40.000 Untersuchungsprotokolle ausgestellt.

Prüfung der Saatguteigenschaften

Heute werden im Forstsaatgutlabor des BFW nach international standardisierten Methoden der International Seed Testing Association (ISTA) die gesetzlich verpflichtenden Parameter Reinheit, Tausendkorngewicht sowie Keimfähigkeit bzw. Lebensfähigkeit geprüft. Darüber hinaus wird die Zahl der lebenden Keime pro Kilogramm Saatgut berechnet, so dass der Forstpflanzenproduzent die für die Aussaat nötigen Mengen einfach ermitteln kann.

Keim- oder Lebensfähigkeit

Methode und Zeitdauer der Untersuchung sind baumartenspezifisch. Vor allem bei jenen Arten, bei denen eine Untersuchung sehr lange dauern würde, wird statt des Keim­fähigkeitstests eine Prüfung auf Lebens­fähigkeit durchgeführt. Für beide Prüfverfahren werden streng genormte Bedingungen bei der Verwendung der Substrate und der Umweltbedingungen angewandt, um vergleichbare Bedingungen und reproduzierbare Resultate zu gewährleisten. Unabhängig von Methode und Baumart werden im Zuge einer Saatgutprüfung grundsätzlich 400 Samen untersucht.

Bei der Keimfähigkeitsprüfung wird als Substrat nahezu ausschließlich Filterpapier verwendet. Über einen Papierdocht, der in ein temperiertes Wasserbad ragt, werden die Samen gleichmäßig mit Wasser versorgt. Dafür sind die so genannten Jacobsen-Keimapparate im Einsatz (Abbildung 1).

Einen Sonderfall bei der Keimfähigkeitsuntersuchung stellen großsamige Arten wie Eichen und Esskastanie dar, für die als Wachstumssubstrat Quarzsand verwendet wird. Neben der exakten Umgebungstemperatur ist die Unter­suchungsdauer für jede Baumart klar definiert. Dabei werden die Samen und Keimlinge an festgelegten Tagen beurteilt und den Kategorien zugeordnet. Nach Zwischenbeurteilungen wird die Endbewertung in Abhängigkeit von der Baumart nach 14 bis 28 Tagen durchgeführt.

Tetrazoliumtest auf Lebensfähigkeit

Die Untersuchung auf Lebensfähigkeit stellt besonders hohe An­sprüche an die Saatgutprüfer. Zunächst werden die Samen mit entsprechendem Werkzeug präpariert, in Wasser eingeweicht und in eine Tetrazoliumchloridlösung gegeben.

Nach 24 Stunden erscheinen lebende Samen in einem kräftigen Rot, denn die auch im Ruhezustand aktive Zellatmung verfärbt die anfangs farblose Flüssigkeit. Ungefärbte und nur teilweise verfärbte Samen sind nicht lebensfähig und werden entsprechend kategorisiert. Die Präparierung der Samen und die Beurteilung der Lebensfähigkeit verlangen viel Erfahrung und regel­mäßige Schulungen, unter anderem im Rahmen von Workshops der ISTA.

Die Dienstleistungen des Forstsaatgutlabors werden derzeit vor allem von Saatguthändler und Ernteunternehmern genutzt. Darüber hinaus empfiehlt sich die regelmäßige Saatgutprüfung für alle Baumschulen, die Saatgut ernten und lagern und deshalb über die Eigenschaften ihres Saatgutes Bescheid wissen sollten. In Abhängigkeit vom Reifejahr, das sowohl hinsichtlich Qualität als auch Quantität sehr stark variieren kann, werden pro Jahr durchschnittlich 100 Proben am BFW untersucht.

Qualitätssicherung im Saatgutlabor

Die am BFW eingesetzten ISTA-Prüfmethoden gewährleisten weltweit einheitliche Prüfbedin­gungen. Zudem bietet die ISTA Schulungen für Labormitarbeiter an, die von BFW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern regelmäßig absolviert werden.

Zusätzlich wurde im Saatgut­labor des BFW vor mehr als zehn Jahren ein Qualitäts­sicherungs­management ein­geführt, das standardisierte Prüfverfahren, Arbeitsanweisungen, Leitlinien und interne sowie externe Schulungen vorsieht. Diese umfassen alle konkreten Arbeits­anweisungen vom Eingang der Proben, die eigentlichen Unter­suchungen, die statistisch zu­lässigen Spielräume der Ergebnisse, Richtlinien zur Fehler­analyse bis hin zum Versand der Unter­suchungsberichte.

Ein weiterer Aspekt der Qualitäts­sicherung sind internationale Vergleichsprüfungen. In diesen als Ringtest bezeichneten Prüfungen werden ausgewählte Samenherkünfte aufgeteilt und einer größeren Anzahl Saatgutlabors verschickt. Arbeiten alle Labors mit denselben Prüfverfahren und Bedingungen, so kann erwartet werden, dass alle Labors ähnliche Ergebnisse erzielen. Prüfstellen, deren Ergebnisse außerhalb der von den anderen Labors erreichten statistischen Kennziffern liegen, sind aufgefordert, ihre Methoden und Bedingungen zu überprüfen.

In den vergangenen Jahren hat das Saatgutlabor des BFW sehr erfolgreich an 19 Ringversuchen mit Teilnehmern aus Europa und Nordamerika teilgenommen. Dabei erreichte das BFW-Labor in jedem Test die geforderten Standardergebnisse.