Andere Arten treten zwar von Natur aus kleinstandörtlich in Waldgesellschaften dominant auf, sind aber auf dem überwiegenden Teil der Standorte nur als Mischbaumarten geeignet. Diese Tatsache wurde bei der Planung von Laubholzaufforstungen oft ignoriert, die nach Schäden an der Fichte außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes in den letzten Jahrzehnten vermehrt durchgeführt wurden. Die Baumartenwahl orientierte sich zu selten an den standörtlichen Voraussetzungen, sondern an den Preisen aktueller Modehölzer, an der Verfügbarkeit von Pflanzmaterial und dem Anwuchsverhalten der Pflanzen. Der unüberlegt praktizierte Rollentausch von Mischbaumart und Hauptbaumart führte vielerorts zu Misserfolgen.

Die Eiche lange ein Stiefkind, warum?

Ihr ausgeprägtes Pfahlwurzelsystem macht die Eiche bei den derzeit steigenden Sommertemperaturen und den häufigeren  Trockenperioden zu einer unverzichtbaren Option auf einer zunehmenden Anzahl von Standorten in Österreich. Aber dieser fast lebenslange Vorteil ihres Wurzelsystems kann während der Etablierungsphase in künstlich begründeten Kulturen ein Nachteil sein: Junge Eichen investieren im ersten Jahr den Großteil ihrer Energie in den Ausbau einer 30 – 90 cm langen Pfahlwurzel, um für ihre Wasserversorgung in tiefe, ausgeglichen feuchte Erdschichten zu gelangen.

Die für die Ernährung des ober­irdischen Sprosses wichtigen Faser­wurzeln werden anfangs nur spärlich gebildet, das gleicht die Pflanze durch gedämpftes Wachstum der oberirdischen Teile aus. In diese ihrer Ökologie entsprechenden Entwicklung muss aus pflanztechnischen Gründen eingegriffen werden: Die lange Pfahlwurzel wird gekürzt. In der Baumschule erfolgt das gewöhnlich durch das Unterschneiden im Saatbeet. Der richtige Zeitpunkt des Unterschneidens  hat große Auswirkungen auf die Pflanzqualität, geschieht es zu spät, werden im oberen Wurzelbereich nur mehr spärlich Faserwurzeln ausgebildet und durch das schlechte Verhältnis von Spross zu Wurzel kommt es zu schlechten Anwuchserfolgen.

Aber auch bei optimalem Verlauf der Pflanzenproduktion und selbst bei Containerpflanzen sind andere Laubbaumarten wie z.B. Ahorn und Kirsche tendenziell den Eichen in ihrem Anwuchsverhalten überlegen. Allerdings rechtfertigt der daraus resultierende Kostenvorteil in den ersten Jahren der Kulturpflege keinesfalls eine Baumartenwahl, die den standörtlich vorgegebenen Rahmen der Baumart oder deren Mischungsanteil sprengt.

Voraussetzungen und Varianten von Eichenkulturen

Praxistauglich sind Eichenbegründungskonzepte dann, wenn zum Zeitpunkt der Erstdurchforstung eine ausreichende Anzahl von geeigneten Z-Bäumen in guter Verteilung vorhanden ist. Im Folgenden werden drei verschiedene Designs von Eichenkulturen und ihre Kosten besprochen, die bei korrekter waldbaulicher Behandlung einen hohen Wertholzanteil im Endbestand erwarten lassen. Die Auswahl wurde beispielhaft aus den Gruppen der gängigen Begründungsformen von Eichen getroffen und vom BFW auf teils eigenen Versuchsflächen von der Kultur bis zur Erstdurchforstung und darüber hinaus getestet.

  • Die Verbände wurden so gewählt, dass die Vorgaben mit Herkünften von durchschnittlicher Qualität erreicht werden können. Bei entsprechender genetischer Eignung der Herkünfte wären prinzipiell auch Verbände mit größeren Abständen möglich.
  • Es wurde angenommen, dass keine oder zu geringe natürliche Verjüngung der gewünschten Baumarten vorhanden ist.
  • Der Wildschutz durch Zäunung kann bei Eichenaufforstungen als Konstante angenommen werden, da die Wildstände nur in seltensten Fällen eine Planung ohne Schutz zulassen. Die kalkulierten Kosten für einen rehwildsicheren Zaun belaufen sich bei einer mittleren Länge von 550 lfm/ha und 7 €/lfm, inklusive Abbau, auf 3850 €/ha.
  • Beim natürlichen Ankommen der vorgesehenen Mischbaumarten können diese durch Teilflächenbepflanzung mit Eiche in das Design miteinbezogen werden. Die Bepflanzungskosten reduzieren sich dann entsprechend.
  • Für die Kalkulation der Pflanzenkosten wurden die Preise für nacktwurzeliges Pflanzenmaterial herangezogen. Bei der Verwendung von Containerpflanzen, die für viele Situationen Vorteile haben, muss mit Mehrkosten von ca. 50 Cent pro Pflanze gerechnet werden.
  • Die vorgestellten Aufforstungsmodelle sind so konzipiert, dass sie einen  hohen Wertholzanteil im Endbestand erwarten lassen. Auf Standorten, die aufgrund ihrer Bonität erreichbare Oberhöhen von über 18 m bei der  Eiche nicht zulassen, sind diese aufwändigen Methoden nicht ratsam, was jedoch kein Aufruf sein soll, dort generell auf sie zu verzichten.

Der Klassiker

Reihenaufforstung mit reiner Eiche

Es ist der Klassiker der Eichenaufforstung und viele Praktiker schwören bei der Eichen­erziehung auf die innerartliche Konkurrenz: Eiche gegen Eiche. Der Vorteil dieser Begründungsform ist der  homogene Höhenwuchs, deshalb besteht keine Gefahr, dass die Eichen von Mischbaumarten überwachsen werden und die Pflege der Jungbestände beschränkt sich auf die Entnahme von Protzen. Alles in allem handelt es sich um ein sehr stabiles System. Ein gravierender Nachteil: Es fehlt die Schatt­baumart, welche die Eiche als Licht­baumart ökologisch ergänzt und für  Boden- und Stammbeschattung sorgt.

 

 

Die Reihenmischung

Reihenaufforstung 3 Eiche/2 Hainbuche

Hier handelt es sich ebenfalls um eine Reihenaufforstung mit dem Unterschied, dass neben der Eiche auch eine Schattbaumart vorgesehen ist. Da der Hainbuche hier nur eine dienende Rolle zugedacht ist, wird sie als untergeordnete Mischung zur Eiche in einem weiteren Verband gesetzt. Der Vorteil dieses  Designs ist, dass eine Schattbaumart in die Baumartenwahl miteinbezogen wird und die Pflanzenmenge gegenüber dem vorigen Modell kleiner ist. Nachteilig ist das meist unterschiedliche Höhenwuchsverhalten von Hainbuche und Eiche. Ist die Hainbuche vorwüchsig, muss man regulierend eingreifen, was meist das durch Köpfen der Hainbuchen geschieht.

Die Trupppflanzung

Bei diesem Konzept setzt man die Eichen nur auf jene Plätze der Aufforstungsfläche, wo sie später als Z-Bäume auch ausgewählt werden können. Die räumliche Verteilung richtet sich nach dem ge­planten Z-Baumabstand. In unserem Fall wurde er mit 13 x 13 m angenommen, was etwa 60 Bäumen pro Hektar entspricht. Wenn man pro Pflanzkollektiv 25 Eichenpflanzen im Abstand von 1 m zueinander setzt, findet man bei der Erstdurchforstung mit hoher Wahrscheinlichkeit einen brauchbaren Z-Baum. Zwischen den Trupps wird als dienende Mischung eine Schattbaumart im Weitverband eingebracht. Die Vorteile dieses Konzepts sind, dass man die Eichen dort hat, wo man sie braucht und mit relativ niedrigem Pflanzenbedarf einen engen, für die Eiche optimalen Verband wählen kann. Ein Nachteil gegenüber Modellen mit reiner Eiche kann wieder die Konkurrenzsteuerung an der Kontaktlinie zwischen Eiche und Schattbaumart sein.

Die Pflege

Obwohl es schwierig ist, allgemein­gültige Aussagen über den Pflegeaufwand in Eichenkulturen zu treffen, sollen hier durchschnittliche Werte genannt werden, um ein Gefühl für die Größenordnung der Kosten zu schaffen. In  Abhängigkeit vom Gelände und von  der Konkurrenzvegetation können die Kosten sowohl nach unten als auch nach oben jedoch stark abweichen.

Am kontroversesten beim Thema Pflege wird die Diskussion Reihen- versus Trupppflanzung geführt. Das Hauptargument der Reihenbefürworter ist die maschinelle Pflegbarkeit zwischen den Reihen, wobei vergessen wird, dass auch bei der Reihenpflanzung eine manuelle Pflege innerhalb der Reihen durchzuführen ist und man auch beim Truppdesign Maschinen zur Pflege zwischen den Pflanzplätzen einsetzen kann. Die Er­fahrungen auf den vom BFW betreuten, bis zu 30 Jahre alten Dauerversuchen zu beiden Begründungsformen haben gezeigt, dass die Höhe des Pflegeauf­wandes zwischen Standorten mit unterschiedlicher Vegetation mehr variiert  als zwischen den beiden Designs auf Standorten mit ähnlicher Konkurrenz­vegetation.

Für die Kalkulation der Kosten wurde ein kombiniertes System aus maschineller (zwischen den Reihen bzw. Trupps) und manueller Pflege (in den Reihen bzw. Trupps) herangezogen. Um Maschinen einsetzen zu können, muss die Aufforstungsfläche im Vorfeld mit einem Forstmulcher von den Stöcken des Vorbestandes befreit werden, was Kosten von ca. 2000 €/ha verursacht. Für die weitere Pflege wurden pro Einsatz 3 Traktorstunden/ha mit Häcksler und 20 Mannstunden/ha mit Motorsense oder Sichel gerechnet, was eine Summe von ca. 700 €/ha ergibt. Bei durchschnittlich sieben Eingriffen bis zur Sicherung der Kultur im angenommenen Alter von 5 Jahren betragen die Gesamtkosten ca. 5000 €/ha.

Neben dieser sehr maschinenintensiven Variante kann es aber auch sinnvoll sein, Kulturen ausschließlich manuell zu pflegen. Die Kosten für den Forstmulcher werden eingespart und sollten die Maschinen am eigenen Betrieb nicht vorhanden sind, kann bei freien Arbeitsressourcen durch Eigenleistung Wertschöpfung erzielt werden. Bei bindigen, zur Verdichtung neigenden Böden sollte man von vornherein auf die Befahrung mit schweren Maschinen verzichten.

Schlussbemerkung

Welche der bewährten Formen man für seine Eichenkultur wählt, hängt vom persönlichen Geschmack und anderen Voraussetzungen ab. Zum Beispiel kann in die Modelle „Trupp“ und „Reihenmischung“ problemlos eine bereits vorhandene Naturverjüngung  mit erwünschten Mischbaumarten integriert werden. Das senkt die Kosten und erhöht gleichzeitig die Baumartenvielfalt.

Aber viel wichtiger als die Form der Aufforstung sind ein klares Konzept, gutes Pflanzmaterial und intensive Pflege in den ersten Jahren. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann der Eiche mit vertretbaren Mitteln jener Raum gegeben werden, der ihr zusteht. Sie hat mit ihren Arten das Potential mit der Klimaerwärmung als wirtschaftliche Leitbaumart auf unseren wärmsten Standorten am ehesten zurechtzukommen.