Bei der Wiederbewaldung von Sturmflächen wird der Sukzession eine führende Rolle eingeräumt. Adinger und Kenk (2000) erwarten einen Naturverjüngungsanteil von über 50 %. Schölch (1998) empfiehlt die sukzessionsgestützte Wiederbewaldung als Möglichkeit der extensiven Bestandesbegründung, sieht aber Defizite in der Erfahrung.

Am Beispiel einer 15-jährigen Versuchsanlage zur sukzessionsgestützten Wiederbewaldung im Stromberg, mit gepflanzter Eiche und zusätzlicher Naturverjüngung, wird die Bestandesentwicklung bis zur Oberhöhe 7 m vorgestellt. Anhand der Höhenentwicklung der Eichen im Vergleich zur Naturverjüngung und der Qualitätsentwicklung vitaler Eichen werden notwendige Pflegemaßnahmen diskutiert.

Standort und Bestand

Die Versuchsanlage liegt im Forstbezirk Eppingen. Die überwiegende Standortseinheit ist ein Buchen-Eichen-Wald auf wechselfeuchtem Sandkerf und zu geringen Anteilen ein Buchen-Eichen-Wald auf wechselfeuchtem Lehmkerf. Der z. T. extrem steinige Oberboden und einzelne Tongallen sind als standörtlich problematisch einzustufen.

Der Vorbestand aus 80-jähriger Fichte wurde nicht vom Sturm geworfen, sondern im Zuge einer geplanten Umwandlung flächig geräumt und der Schlagraum gehäckselt. Im Mai 1988 wurden 2-jährige Traubeneichen der Herkunft "Pfälzer Wald" gepflanzt.

Die Versuchsanlage beinhaltet zwei Pflanzvarianten mit je 1.200 Eichen pro ha (Reihenpflanzung im Verband 4 x 2,08 m und "modifizierte Nesterpflanzung" im Verband 5 x 5 m mit je drei Eichen im 1 m-Dreieck). Alle Eichen wurden mit Wuchshüllen geschützt. Abgesehen von einer Spritzung gegen Schwammspinner (1993) unterblieb jede Kulturmaßnahme.

Baumarten und Baumzahlen

Die Entwicklung der Baumarten und Baumzahlen zeigt Abb. 2:

Von den ursprünglich 1.200 gepflanzten Eichen pro ha sind nach 12 Jahren noch 650 (55 %) vorhanden. In der Kulturphase waren ca. 40 % der Eichen abgestorben (Witterung/Standort), danach sind weitere 5 % aufgrund der natürlichen Mortalität ausgefallen.

Die Naturverjüngung konnte sich auf der unterschiedlich starken Mulchdecke ungestört entwickeln. Besonders die Kiefer, die von der Mulchdecke profitierte, samte sich schnell und zahlreich aus den Nachbarbeständen an. Obwohl die Baumzahl im Rahmen der natürlichen Mortalität von 4.700 (1996) auf 3.300 (2000) Kiefern pro ha zurückging, ist sie nach wie vor die dominierende Baumart.

Die Fichte nimmt aktuell mit gut 2000 St./ha einen Anteil von ca. 30 % an der Naturverjüngung ein, ist aber meist nur im Zwischenstand vertreten.

Buche und Hainbuche können sich zunehmend etablieren.

Die sonstigen Laubbäume sind nur vereinzelt vorhanden, vorwüchsige Birken und Aspen bereichern die Höhenstruktur.

Höhenentwicklung

Aufgrund der beschriebenen Ausgangssituation ist zur Sicherung der Eichenanteile die Höhenentwicklung der Eichen im Vergleich zur Naturverjüngung entscheidend für die notwendigen Pflegeeingriffe (Abb. 3).

Die Eiche startete mit einem Alters- und Wuchsvorsprung. Die Wuchshüllen förderten in den ersten Jahren sicherlich das Höhenwachstum der Eichen. Bis zur Höhe von gut 3 m konnte die Eiche den Wuchsvorsprung zur Kiefer beibehalten, danach wurde sie von der Kiefer eingeholt. Inzwischen zeigen beide Baumarten eine weitgehend vergleichbare Höhenentwicklung. Es ist anzunehmen, dass die Eiche auf diesen Standorten in der Höhenentwicklung der Kiefer mittelfristig ebenbürtig, langfristig eher überlegen ist.

Dies bedeutet, dass keine flächige Mischwuchsregulierung notwendig ist und die angestrebten Eichenanteile über punktuelle Eingriffe gesichert werden können.

Qualitätsentwicklung der Eichen

Neben den Eichenanteilen am Gesamtbestand muss auch die Qualität, vor allem der vitalen Eichen gesichert werden.

Zur Dokumentation der Qualitätsentwicklung wurden 1996 und 2000 die Qualitätsmerkmale Kronenform und Schaftform angesprochen. Erstaunlich war die hohe Dynamik in der Qualitätsentwicklung. Innerhalb von 4 Jahren zeigten über die Hälfte der Eichen Veränderungen in den angesprochenen Parametern.

In Abb. 4 wird die Entwicklung der fehlerfreien und der noch brauchbaren (Bäume mit Steilästen) Eichen dargestellt. Grobastige Eichen wurden ausgeschlossen. 1996, bei Höhen von 3,3-4,2 m, sind kaum Unterschiede zwischen den Höhenkollektiven zu erkennen, allenfalls eine geringfügige Abstufung im Bereich der fehlerfreien Eichen. Im Jahr 2000 ist die Abstufung bei den fehlerfreien Eichen deutlich ausgeprägt: Je vitaler die Eichen, desto geringer ist der Anteil an fehlerfreien Bäumen.

Die Anzahl der noch brauchbaren Eichen hat sich bei den Kollektiven der 100 höchsten und 101-200 höchsten Eichen im Zeitraum von 1996 bis 2000 nur unwesentlich verändert, während im Kollektiv der 201-300 höchsten Eichen eine deutliche Zunahme der noch brauchbaren Eichen zu verzeichnen ist.

Pflegemaßnahmen

In diesem, von der Kiefer dominierten, heterogenen Mischbestand, mit nur wenigen guten Eichen, sind die Voraussetzungen zur Erziehung eines qualitativ hochwertigen Eichen, oder Eichen-Mischbestandes, eher ungünstig. Die Ausgangssituation in diesem Bestand ist nicht vergleichbar mit herkömmlichen Eichendickungen.

Aufgrund der Konkurrenzsituation wurden bisher zwei punktuelle Pflegeeingriffe, bei der Oberhöhe von 4 m mit 250 Eingriffen pro ha und der Oberhöhe von 7 m mit 130 Eingriffen pro ha, zugunsten qualitativ guter und vitaler Eichen durchgeführt. Zur Qualitätssicherung vitaler Eichen wurden bei einer Oberhöhe von 7 m Zwieselschnitte an insgesamt 47 Ei/ha durchgeführt.

Voraussichtlich werden bis zum Zeitpunkt der Z-Baumauswahl (Oberhöhe 17 m) noch 2-3 weitere punktuelle Pflegeeingriffe notwendig sein, darüber hinaus wird auch eine Grünästung einzelner Eichen, Kiefern und Lärchen, bei einer Oberhöhe von ca. 10 m in Erwägung gezogen.

Folgerungen

Die hier vorgestellte sukzessionsgestützte Wiederbewaldung mit 1.200 gepflanzten Eichen pro ha und zusätzlicher Naturverjüngung zeigt eine Möglichkeit der extensiven Bestandesbegründung. Der Bestand, der sich daraus entwickelt hat, ist im Alter von 15 Jahren und einer Oberhöhe von 7 m sehr heterogen und stark strukturiert.

Punktuelle Eingriffe sind zur Förderung qualitativ guter und vitaler Eichen notwendig. Aufgrund der heterogenen Bestandesstruktur sollten diese Eingriffe in relativ kurzen Zeitabständen wiederkehren (3-4 Jahre). Die Qualitätsentwicklung zeigt eine deutliche Zunahme fehlerfreier und brauchbarer Eichen im Kollektiv der 201 bis 300 höchsten Eichen, diese Bäume sollten gezielt gefördert werden um auch ihre Vitalität zu sichern. Zur Qualitätssteigerung werden Zwieselschnitte an einzelnen vitalen Eichen und spätere Grünästung in Erwägung gezogen.

Zusammenfassung

Wiederbewaldung unter Mithilfe der natürlichen Sukzession stellt eine interessante und kostengünstige Alternative zur Komplettaufforstung dar.

Im Stromberg wurden in einer Versuchsfläche 1.200 Eichen/ha gepflanzt, z.T. in Reihen und z.T. in "modifizierten Nestern". Die Eichen sind durch Wuchshüllen geschützt. Bis zur Oberhöhe von 7 m wurde der Verlauf der Entwicklungen bezüglich Höhenwachstum, Qualität und der notwendigen Pflegemaßnahmen untersucht.

Früh entwickelte sich reichlich Naturverjüngung, hauptsächlich Kiefer gefolgt von Fichte und einem geringen Anteil an Laubholz-Pionierarten. Im weiteren Verlauf traten vermehrt auch Buche und Hainbuche auf.

Die bisherige Entwicklung führte zu einem heterogenen, stark strukturierten Bestand.

Bis zur Oberhöhe 7 m waren zwei Eingriffe notwendig, um den Anteil und die Qualität der Eichen zu sichern, da das Höhenwachstum der konkurrierenden Arten in dieser Altersphase größer ist. Kulturpflegemaßnahmen wurden keine durchgeführt.

Insgesamt betrachtet stellt die sukzessionsgestützte Wiederbewaldung eine interessante Möglichkeit dar, bei der die Steuerung in weiten Anteilen an die Natur abgegeben wird, die punktuellen Pflegeaufwendungen dafür häufiger wiederkehren müssen.

Literatur

  • Aldinger, E.; Kenk, G. (2000): Natürliche Wiederbewaldung von Sturmflächen. Merkblätter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden – Württemberg Nr. 51/2000, 12 S.
  • Schölch, M. (1998): Zur natürlichen Wiederbewaldung ohne forstliche Steuerung. Schriftenreihe Freiburger Forstliche Forschung, Bd. 1, 245 S.