Schon der Blick in die nacheiszeitliche Vergangenheit zeigt unmissverständlich: Wann immer sich das Klima (stärker) verändert hat, hat sich im Wald auch die Zusammensetzung der Baumarten verändert.

An der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW (FVA) in Freiburg wird daher zum einen untersucht, in welchem Rahmen die heute vorkommenden, gut bekannten Baumarten wohl den Klimawandel werden tolerieren können. Zum anderen ist die FVA für die Fälle, in denen der Klimawandel diese Baumarten überfordert, auf der Suche nach Baumarten (und Herkünften), die als Ergänzung oder Ersatz infrage kommen könnten – landläufig gerne auch als „alternative“ Baumarten bezeichnet.

Zehntausende Baumarten – da fällt die Auswahl nicht leicht

Bei den gut 60 000 verschiedenen Baumarten gestaltet sich diese Suche alles andere als banal. Bereits der Versuch, die in Deutschland vorkommenden 90 Baumarten in soliden Versuchsanbauten auch nur annähernd vollständig auf ihre Eignung im Klimawandel abzuklopfen – eine versuchstechnische Unmöglichkeit. Herkunftsfragen sind dabei noch gar nicht inbegriffen...

Ergo: Beschränkung ist zwingend notwendig. Zur Auswahl der Kandidaten für Versuchsanbauten verwendet die FVA einen systematischen schrittweisen Auswahlprozess. Den Anfang macht die in den Artensteckbriefen 2.0 zusammengefasste Sichtung und Auswertung vorhandener Literatur und – belastbarer – Praxiserfahrungen. Im zweiten Schritt werden dann für eine Auswahl geeignet erscheinender Baumarten klimatische Verbreitungsmodelle erstellt („Klimahüllen“). Aus denen werden dann im letzten Schritt die (wenigen) Baumarten ausgewählt, mit denen schlussendlich die – ziemlich aufwendigen – Versuchsanbauten angelegt werden.

Natürlich bietet auch der Auswahlprozess keine Garantien für einen Sechser in der Baumarten-Lotterie. Aber: Er verbessert zum einen die Chancen, wirklich aussichtsreiche Kandidaten auszuwählen. Und es lässt sich so verhindern, dass in rascher Folge willkürlich vorgeschlagene Kandidat-Baumarten wie die sprichwörtlichen Säue durchs Untersuchungs-Dorf getrieben werden.

Früher ging es um Ertrag, heute um den Klimawandel

Zwar erscheint die Suche nach „alternativen“ Baumarten derzeit besonders dringlich, neu ist sie aber beileibe nicht. Tatsächlich werden solche Versuche im Versuchsflächennetz bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts angelegt und betreut. Und so hat sich aus dem Versuchsflächennetz zwischenzeitlich ein ziemlich großer Fundus mit Daten zu „alternativen“ Baumarten angesammelt. Das Spektrum reicht dabei von Abies bis Zelkovia; einen Eindruck über die häufigsten Baumarten gibt folgende Auflistung:

Die häufigsten „alternativen“ Baumarten; Stand Ende 2021 
(die Baumarten sind nach absteigender Anzahl der Versuchsfelder gereiht)

Aufgegebenen & bestehenden Versuche:
(ohne Dgl, ELä, JLä, SKie, REi)

  • Birke, Große Küstentanne, Drehkiefer, Sitkafichte, Nordmanntanne, Edelkastanie, Roterle, Riesenlebensbaum, Scheinzypresse, Omorikafichte

Bestehende Versuche:
(ohne Dgl, SKie, ELä, JLä)

  • Birke, Große Küstentanne, Nordmanntanne, Bornmüllertanne, Edelkastanie, Pazifische Edeltanne, Intermedianuss, Walnuss, Kirsche, Schwarznuss

Neu angelegte Versuche: Liste aller Baumarten (ohne Dgl)

  • Atlaszeder (59), Libanonzeder (48), Baumhasel (9), Hainbuche (8), Bornmüllertanne (7), Winterlinde (5), Nordmanntanne (4), Elsbeere (1), Flaumeiche (1), Ungarische Eiche (1), Zerreiche (1)

Allerdings hat sich die grundlegende Fragestellung zwischenzeitlich verändert. Früher ging es vordringlich um ertragreiche Alternativen. Bei den derzeit neu angelegten Versuchen steht dagegen klar die potenzielle Eignung im Klimawandel im Mittelpunkt. Hier stehen in näherer Zukunft noch weitere Versuchsserien mit Laubbaumarten an; insbesondere mit verschiedenen europaheimischen Eichenarten.

Beispiel Zedern-Versuchsfläche

Wirklichen Erkenntnisgewinn versprechen nur systematische Vergleichsanbauten in Serien. Will heißen: Versuche, die nach einem abgestimmten Grundschema angelegt sind, möglichst mit Wiederholungen am konkreten Versuchsort – zwingend aber mit Wiederholungen an verschiedenen Versuchsorten; am besten länderübergreifend.

Ein gutes Beispiel dafür bildet die Zedern-Versuchsfläche im Landkreis Lörrach. Sie ist Teil des vom Bayerischen Amt für Waldgenetik federführend koordinierten CorCed-Projekts. In diesem Projekt werden an mehreren Orten in Bayern und Baden-Württemberg verschiedene Zedernherkünfte in einheitlich konzipierten Vergleichsversuchen angebaut. Die Lörracher Fläche beinhaltet auf 39 kleinen Feldern (à 0,035 Hektar) 6 verschiedene Herkünfte der Atlaszeder und 7 Herkünfte der Libanonzeder. Als Referenz-Baumart dient die Douglasie.