Optimierung biochemisch-genetischer Methoden

Die Herkunft bzw. das Erbgut von Forstpflanzen ist ein wichtiger Faktor für die ökologische Stabilität und den ökonomischen Erfolg künftiger Waldbestände. Daher gilt es sicherzustellen, dass bei Kunstpflanzung nur Forstpflanzen mit geeigneter Herkunft ausgebracht werden. Die gesetzlichen Vorschriften, die die Herkunftssicherheit gewährleisten sollen (FoVG), können in der Praxis bislang nur mit unverhältnismäßig hohem Kontrollaufwand wirksam und lückenlos überwacht werden. Über die Analyse der Erbanlagen aber kann die Identität des Vermehrungsgutes von der Ernte des Saatgutes bis zur Pflanze beim Endabnehmer durch einen genetischen Vergleich überprüft werden. Das Projekt hat die Grundlagen für ein Verfahren geschaffen, das einen solchen Vergleich und damit den Identitätsnachweis nach genau festgelegten Regeln möglich macht.

Ergebnisse

An verschiedenen Stellen des Produktionsprozesses von forstlichem Vermehrungsgut, z. B. bei der Ernte, nach der Aufbereitung des Saatgutes etc., werden Stichproben aus Saat- und Pflanzgutpartien gezogen und langfristig eingelagert. Diese "Referenz- oder Vergleichsproben" werden bei einer späteren Identitätsprüfung zum Vergleich der genetischen Strukturen herangezogen. Die Rücklage von Referenzproben ist notwendig, weil sich bei der Fortpflanzung über Samen (sog. generative Vermehrung) die Erbanlagen jedes Mal neu ordnen. Deshalb ist die Samenpopulation eines Bestandes nicht jedes Jahr gleich und kann sich auch von der des Erntebestandes stark unterscheiden.

Wichtig ist, dass die Referenzproben für die Gesamtpartie repräsentativ sind. Das heißt, sie dürfen sich in ihrer genetischen Zusammensetzung von der Gesamtpartie nicht signifikant unterscheiden.

Beim genetischen Vergleich wird zur Zeit die Isoenzymanalyse als Untersuchungsmethode eingesetzt. Eine Ausdehnung auf molekulargenetische Methoden ist für die Zukunft geplant. Für viele Baumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG, ehemals FSaatG) unterliegen, wurden standardisierte Methoden sowohl zur Ziehung repräsentativer Stichproben als auch zu deren biochemisch-genetischen Analyse erarbeitet. Diese wurden in Verfahrensregeln und Handbüchern zur Analyse festgeschrieben.

Dies bedeutet, dass in Zukunft von den Baumschulen Forstpflanzen mit überprüfbarer Herkunft angeboten werden können – soweit diese Baumschulen das entwickelte Verfahren anwenden, d. h. die notwendigen Referenzproben ziehen und das Vorgehen lückenlos in der dafür konzipierten Internet-Datenbank dokumentieren.

Die Bayerische Staatsforstverwaltung und die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg werden in Zukunft vorrangig Saat- und Pflanzgut mit überprüfbarer Herkunft bei den Pflanzungen einsetzen. Ebenfalls sehr interessiert äußerte sich der Bayerische Waldbesitzerverband. Es werden zur Zeit auch Überlegungen angestellt, die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Kriterien zur Vergabe des Pan-Europäischen Forstzertifikats (PEFC) zu integrieren.

Das Verfahren zur Herkunftssicherung wurde im Februar 2002 durch die Gründung des Zertifizierungsrings für überprüfbare forstliche Herkunft ("ZüF") Süddeutschland erstmals in die Praxis umgesetzt.

Den Verfahrensregeln dieses Vereins, dem sowohl Pflanzenproduzenten als auch Abnehmer angehören, liegen die aus den Arbeiten des Projektes gewonnenen Erkenntnisse zugrunde. Inzwischen werden in Süddeutschland bei den meisten Ernten von forstlichem Saatgut Referenzproben zurückgelegt, die nach den im Projekt ausgearbeiteten Handlungsanweisungen sichergestellt wurden.

Auf dem Pflanzenmarkt werden Forstpflanzen angeboten, deren Identität überprüft werden kann. Sie tragen das Zertifikat "überprüfbare Herkunft", das von einem unabhängigen Zertifizierer ausgestellt wird, wenn die Produzenten nachweisen, dass sie nach den festgeschriebenen Regeln produzieren und entsprechende Referenzproben zurückgelegt haben.

Auch im europäischen Ausland hat das Verfahren großes Interesse geweckt.

Verwertbarkeit der Projektergebnisse

Als Abnehmer der Forschungsergebnisse profitieren:

  • Alle Waldbesitzer, denn sie können durch die Verwendung von geeignetem Vermehrungsgut stabile und gesunde Bestände begründen und so spätere ökonomische Gefährdungen minimieren;
  • die Forstbaumschulen, da die Qualitätssicherung helfen wird, ihren Absatz zu sichern;
  • die Wissenschaft, weil die erarbeitete Analysemethodik die Basis für genetische Untersuchungen an Waldbäumen auch in anderen Projektbereichen darstellt.

Letztendlich sind die Projektergebnisse ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des genetischen Potenzials unserer Waldbaumpopulationen.