Die Produktion von Biomasse aus schnellwachsenden Baumarten kann für viele Landwirte eine attraktive Alternative darstellen: Ausgeglichene Erträge über einen längeren Zeitraum, geringerer Betreuungsaufwand und vor allem steigende Energiepreise und Abnehmer vor Ort sind die wichtigsten Argumente dafür. Das Bewusstsein, dass hier ebenso wie bei anderen landwirtschaftlichen Kulturen die Wahl der Sorte für den jeweiligen Standort große Bedeutung hat, muss sich aller­dings erst durchsetzen.

In einem Forschungsprojekt des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) zusammen mit der Agentur für Ernährung und Sicherheit (AGES) und der Probstdorfer Saatzucht werden neue Sorten unter exakten Bedingungen mit bisher bewährten verglichen. Dabei soll vor allem auf die Eignung der Sorten für unterschiedliche Boden- und Klimatypen geachtet werden. Parallel dazu werden Gene untersucht, die für die wichtigen Eigenschaften mitverantwortlich sein können.

Ausschlagsvermögen und Vermehrung mittels Steckhölzern wichtig

Die Idee, schnellwachsende Pappeln und Weiden für Energiezwecke, aber auch für die stoffliche Nutzung abseits von Sägerundholz zu nutzen, hat sich aus der Tradition der Gertengewinnung, des Korbflechtens, zum Teil auch aus der Nieder- und Mittelwaldwirtschaft im Auwaldbereich entwickelt.

Die moderne Form dieser Kultur zielt auf die Gewinnung von Hackschnitzeln für stoffliche oder energetische Verwendung ab. Dafür sind neben dem raschen Wuchs in der Jugend noch zwei weitere Eigenschaften dieser Gehölze Bedingung – das Ausschlagsvermögen nach Rückschnitt und die Vermehrung mittels Steckhölzern, die einer Verklonung entspricht. Eine Sorte besteht daher aus genetisch genau identischem Material. Das ist wichtig, weil Sämlinge bei Baumarten allgemein in ihren Eigenschaften stark "aufspalten".

Erste gezielte Versuche mit dieser Kulturart sind aus der Literatur in den nordöstlichen USA in den 1920er- und 30er-Jahren bekannt. Zeitgleich kamen neue Züchtungsmethoden – gezielte Kreuzung und Hybridzüchtung – für Pflanzen in Mode. Pappeln und Weiden sind zweihäusig – es gibt männliche und weibliche Sorten, und durch Übertragung von Pollen kann gezielt gekreuzt werden. Schon bald stellten sich Krankheiten und Schädlinge als die wichtigsten Probleme heraus, die Suche nach genetisch fixierter Toleranz oder Resistenz ist noch immer das wichtigste Züchtungsziel. Die Kultur im Dichtstand bedeutet für die Pflanzen nämlich erheblichen Stress.

BFW führt Sortenversuche durch

Die Züchtung neuer Sorten ist dabei im Wechsel von privaten und staatlich kontrollierten Institutionen vorangetrieben worden. Private Züchter streben dabei normalerweise Sorten­schutz an, um ihre Kosten hereinbringen zu können. Deshalb ist auch die eigene Weitervermehrung geschützter Sorten mit Steckhölzern rechtlich nicht zulässig. Im Moment überwiegt wieder die private Seite der Züchtung, und verschiedene Firmen bieten ihre Züchtungen europaweit an.

Das BFW führt deshalb wissenschaftlich exakte Sortenversuche durch, in denen viele Sorten auf einigen Versuchsflächen mit unterschiedlicher Charakteristik einander gegenübergestellt werden. Derzeit werden diese Aktivitäten durch das Lebensministerium im Rahmen eines Forschungsprojektes gefördert, und so wurden zusammen mit den Projektpartnern AGES (Bodenuntersuchungen) und Probstdorfer Saatzucht (Maschineneinsatz) vier Pappel- und eine Weidenversuchsfläche angelegt.

Die Pappelflächen liegen im süd­lichen Mühlviertel, im Tullnerfeld, im Marchfeld sowie in der Oststeiermark. Jeweils 20 Sorten – eine davon ein Gemisch verschiedener Klone – sind in jeweils drei Parzellen auf jeder Fläche vertreten. Dadurch können Wuchsergebnisse mit statistischen Methoden verglichen werden. Die Sorten stammen aus Italien (von einem privaten und einem staatlichen Züchter), aus Frankreich bzw. den Niederlanden und aus den USA (als Sämlings-Auslese des BFW). Daneben sind natürlich altbewährte Sorten, die sich seit Jahrzehnten "gehalten" haben, vertreten.

Die Weidenfläche im Tullnerfeld (Versuchsgarten des BFW) ist als Parallel­fläche zu einer älteren an der unteren March angelegt worden; auch hier sind jeweils 20 Sorten vertreten. Der Schwerpunkt liegt auf den im Moment stark beworbenen "schwedischen Sorten", sowie auf eigenen Auslesen des Tullner Versuchsgartens des BFW.

Zwei Pappelsorten mit unterschiedlichem Rostbefall. Mehrjährige Beobachtungen sind notwendig, da sich die Krankheitsrassen ändern können

Der Anwuchs der Flächen im Jahr 2011 war zufriedenstellend, obwohl die Witterung eine große Heraus­forderung darstellte. Hier zeigen sich bereits erste Sorten-Unterschiede (die oft auf der Qualität der Steck­hölzer beim Pflanzen beruhen). Auch beim Befall durch Blattrost, einer der wichtigsten Krankheiten, zeigen sich Unterschiede. Einen Vergleich be­zogen auf die Boden- und Klimagegebenheiten kann es aber erst nach einigen Jahren Beobachtung geben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Wahl der richtigen, standortsgerechten Sorten ist genauso wichtig wie für andere Feldfrüchte.
  • Wenden Sie sich an die Landwirtschaftskammern oder das BFW (Institut für Waldgenetik) für neutrale Beratung in Sortenfragen.
  • Die Leistung der Sorten kann je nach der Witterung jährlich schwanken.
  • Große Flächen sollten niemals nur mit einer Sorte bepflanzt werden, das Risiko wäre zu groß. Stattdessen wird eine "Block-Mosaik"-artige Mischung mehrerer unterschiedlicher Sorten empfohlen; dabei sollten eventuell verschobene Erntetermine der verschiedenen Sorten mit­kalkuliert werden (d.h. die jährlich zu beerntende Fläche sollte groß genug für rationellen Maschineneinsatz sein).
  • Wechseln Sie auch in zeitlicher Folge die Sorten ab, denn auch Krankheiten entwickeln sich weiter und können Resistenzen "brechen".
  • Firmen bieten oft mit allen Serviceleistungen die von ihnen bevorzugten Sorten an; informieren Sie sich vor einer Entscheidung bei mehreren, voneinander unabhängigen Informationsquellen.
  • Die eine "Supersorte" gibt es nicht und wird es nie geben; genetische Vielfalt (Risikostreuung) spielt bei diesen langlebigen Kulturen eine besondere Rolle.