Im Für und Wider zwischen Plenterwald und alternativen Aufbauformen werden in erster Linie seine günstigere Sortenproduktion und geringere Betriebsrisiken angeführt. Diese sind bisher jedoch kaum mit langfristigen Messreihen belegt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der sieben langfristig von der FVA Baden-Württemberg betreuten Plenterwaldversuchsflächen seit 1950 dargestellt und den Daten des Staatswaldes Baden-Württemberg sowie jeweils benachbarter Forstbezirke gegenübergestellt.

(Vgl. hierzu auch den Artikel Langfristiges Wachstum Schwarzwälder Plenterwälder).

Ergebnisse

Sortenproduktion

Die Sortenstruktur der Nutzung resultiert im Plenter- wie im Altersklassenwald aus der Zielsetzung sowie der Baumarten- und Durchmesserverteilung: Im gleichaltrigen Bestand steigen die mittleren Durchmesser in der zeitlicher Abfolge der Nutzungen. Bei Plenterbeständen im Gleichgewicht bleiben sie annähernd gleich und weisen als Folge des ständigen Nebeneinanders von Pflege und Ernte eine weite Variation auf.
Abb. 4 zeigt die Baumzahlverteilung nach Durchmessern der planmäßigen Nutzung 1950 bis 2001 aller Plenterwaldversuche der letzten 50 Jahre. Die auffällig hohen Entnahmen von Bäumen bis 15 cm BHD resultieren aus notwendigen Standraum- und Mischungsregulierungen. Bäume zwischen 30 und 55 cm BHD werden bevorzugt eingeschlagen um den Überhang einiger Versuchsfelder (Todtmoos) an Mittelholz / angehendem Starkholz abzubauen. Insgesamt werden auf den Versuchsflächen rund 7,5 Efm/Jahr/ha planmäßig genutzt. Zusammen mit den zufälligen Nutzungen von jährlich 1,5 bis 2,0 Efm entspricht dies dem Zuwachs von 11,0 Vfm/Jahr/ha seit 1950.

Am Beispiel des Versuchs Plw 5, mit einer von Beginn an ausgeglichenen Plenterstruktur, wird der mittlere BHD der Nutzungen 1931 bis 2001 dargestellt (Abb. 5). Die mittleren Durchmesser der planmäßigen Nutzung liegen i.d.R. über denen der Gesamtnutzung. Ursache sind die zusätzlich außerplanmäßig in relativ hoher Zahl anfallenden schwachen Bäume, die durch Konkurrenz absterben bzw. nach Fällungsschäden oder Schneebruch entnommen werden müssen.

Die Durchmesserspreitung der Eingriffe reicht bei allen Hieben vom Schwachholz bis zum Zieldurchmesser. Bei jedem planmäßigen Eingriff müssen auch schwache Bäume entnommen werden, da die natürliche Mortalität zu keiner ausreichend effizienten Standraumregulierung führt. Nach Volumen ergibt sich bei der Versuchsfläche Plw 5 Alpirsbach folgende Verteilung: Von 1931 bis 2001 werden 450 Bäume/ha mit einem Volumen von 460 Vfm/ha entnommen; 66 % der Bäume sind mindestens 15 cm stark und bringen 99 % des Volumens. Die verbleibenden 34 % liegen im unverwertbaren Durchmesserbereich <15 cm BHD. Bei 15 Aufnahmen sind dies im Durchschnitt 10 Bäume/ha und Eingriff. Insgesamt beträgt die mittlere Stückmasse der verwertbaren planmäßigen Nutzung 1,5 Vfm. Das Durchmesserspektrum der einzelnen Eingriffe reicht von unter 10 bis über 80 cm (Abb. 5), wenngleich sich insgesamt deutlich geringere Eingriffszahlen im Schwachholz als in konventionell behandelten Betriebsklassen des schlagweisen Hochwaldes ergeben (LfV BW 1997).

Um zu klären welche Sortengliederung aus diesen Nutzungen resultiert und wie sie im Vergleich zum Altersklassenwald einzuordnen ist, wird der Hiebsanfall aller Plenterwaldversuche mit dem des Staatswaldes Baden-Württemberg verglichen. Hierzu sind die Plenterwaldnutzungen (inkl. ZN) von 1950 bis 2001 mit dem Kalkulationsprogramm "Holzernte 7.1" der Abteilung Biometrie, FVA Baden-Württemberg (Schöpfer et al. 2003) sortiert und der Stammholz-Einschlagsstatistik 1953 bis 2001 des gesamten Staatswaldes gegenübergestellt. Ergänzend wird für einen Lokalvergleich die Sortenstruktur der Jahre 1985 bis 1989 des Staatswaldes Todtmoos (LfV BW 2005) als Beispiel eines im langfristigen Femelschlag behandelten Fichten-Tannen-Buchen-Bergmischwaldes aufgeführt. Die bis Mitte der 90er Jahre übliche Heilbronner Sortierung ist mit einer modifizierten Umrechnungstabelle nach Klebes (Klebes 1985) in Mittenstärkenklassen umgerechnet (Abb. 6).

Im Staatswald Baden-Württemberg fällt mit rund 80 % der überwiegende Teil des Fi/Ta/Dgl-Stammholzes der Jahre 1953 bis 2001 in die Stärkeklassen bis L3a. Die Klassen L3b und stärker machen dagegen nur 20 % des gesamten Stammholzanfalls aus. Demgegenüber sind in den Plenterwaldversuchen seit 1950 lediglich etwas über 40 % des Stammholzes in den Klassen bis L3a angefallen. Fast 60 % entfallen auf die Stärkeklassen L3b und darüber.

Die sehr schwachen Sortimente (L1b und IL) machen mit 7 % weniger als die Hälfte des Anfalls im Staatswald Baden-Württemberg aus. Aufgrund der Sortiervorgaben (X-Holz lang bis 17 cm BHD, Mittendurchmesser im Stammholz mindestens 15 cm) fällt bei der Sortierung der Plenterwaldnutzung kein Stammholz in der Stärkeklasse L1a an; die entsprechenden Dimensionen werden vielmehr als Industrieholz ausgehalten, das daher mit der ersten Stammholzstärkeklasse L1a im Staatswald gleichgesetzt werden kann. Insgesamt ist die Sortenstruktur seit 1950 in den Plenterwaldversuchen damit deutlich günstiger.

Dieser Vergleich ist in seiner Aussagekraft allerdings dadurch erheblich eingeschränkt, dass für den Schwarzwald als regional vergleichbare Einheit keine so langfristigen Zahlenreihen zur Verfügung stehen und zum Vergleich, als sicher problematische Ersatzgröße, der Staatswald des gesamten Landes Ba-Wü herangezogen werden musste. Darüber hinaus besteht im Staatswald kein "normaler" Altersklassenaufbau (z. B. aufgrund der Reparationshiebe nach dem 2. Weltkrieg), die Standorte sind im Mittel eher günstiger und bei Fichte/Tanne werden erst seit weniger als einem Jahrzehnt Zieldurchmesser von 60 cm BHD angestrebt. In den Plenterwaldversuchen sind dagegen in 4 von 7 Versuchen Zieldurchmesser von 80 cm BHD vorgegeben. Hier liegt der Anteil der Klassen L3b bis L6 bei 60 % des Stammholzeinschlags, bei Zieldurchmesser 60 cm BHD dagegen bei "nur" 52 %. Der Starkholzanteil (im Plenterwald) wird also vom Zieldurchmesser bestimmt. Im Staatswald hat sich die Bestandesbehandlung inzwischen hin zur Z-baum-orientierten Auslesedurchforstung und zur längerfristigen Naturverjüngung weiterentwickelt, was in der Zukunft auch hier zu größeren Starkholzanfällen führen wird (BWI2, 2005). Die Rolle der Waldbaustrategie wird deutlich an der Sortenstruktur im Staatswald Todtmoos FWJ 1985 bis 1989 (LfV BW 2005) als Beispiel für einen im langfristigen Femelschlag behandelten Fichten-Tannen-Buchen-Bergmischwald: Der Starkholzanteil liegt hier mit 42 % zwischen dem der Plenterwald-Versuchsflächen und dem des Staatwaldes Ba-Wü.

Allerdings sind diese in den zurückliegenden 50 Jahren beobachteten Unterschiede im Sortenanfall zwischen den Plenterwald-Versuchen und den Betriebsklassen des schlagweisen Hochwaldes kaum in die Zukunft fortzuschreiben. Denn über geringe Baumzahlen bei der Begründung und/oder frühe, starke und zielgerichtete Eingriffe (Auslesedurchforstung) bestehen noch weithin unausgeschöpfte Möglichkeiten zu einer erheblichen Verbesserung der Sortenstruktur im Altersklassenwald (Kenk et al. 1989, Kenk 1994). Bei optimierter Behandlung und vergleichbaren Zielstärken dürfte sie der von Starkholz-Plenterwäldern kaum nachstehen.

Zufällige Nutzungen

Die Verteilungen der planmäßigen und zufälligen Nutzungen 1950-2001 zeigt Abb. 7: Die Schadanfälle durch Sturm resultieren in erster Linie durch den Ausfall stärkerer Bäume, wenngleich zufällige Nutzungen in Folge Sturm fast das gesamte Durchmesserspektrum betreffen. Schwächere Bäume fallen dabei weniger durch direkte Windeinwirkung aus als durch umfallende stärkere Bäume oder herunterbrechende Kronen. Unter "Sonstiger ZN" werden im wesentlichen "fehlende" Bäume erfasst, d.h. Bäume, die bei Fällarbeiten zusätzlich oder zwischen den periodischen Aufnahmen aufgearbeitet aber nicht gesondert erfasst werden können. Dürrholz tritt eher im Bereich schwächerer Durchmesser als Folge von Konkurrenz bzw. Überschirmung auf. Zufällige Nutzungen infolge Pilzen und Insekten spielen fast keine Rolle. Die hohen Tannenanteile mit ihrer geringeren Disposition für Borkenkäferbefall (Gerwig 1868) spielen hier eine nicht unwesentliche Rolle. Dagegen führen Schäden durch Schneebruch/-druck vor allem im Schwachholz zu zahlenmäßig hohen Ausfällen (mit allerdings insgesamt geringem Volumen). Ursache hierfür dürften u. a. die von starken, großkronigen Plenterwaldbäumen abgehenden "Schneelawinen" sein. Zusammen mit den hohen h/d-Werten im Schwach- und geringen Mittelholz ergibt sich eine besondere Disposition für Schneeschäden. Aus solchen Schadereignissen werden die oft zu geringen Baumzahlen bei Durchmessern zwischen 15 und 25 cm BHD verständlich. Sie resultieren offenbar aus diesen speziellen Risiken der Mehrschichtigkeit.

Der mittlere BHD aller ausgeschiedenen Bäume ist im Durchschnitt aller Versuche unter 30 cm. Dabei liegen zufällige Nutzungen durch Sturm mit 39 cm im stärkeren Bereich und noch 3 cm über dem BHD des planmäßigen Einschlags.

Vom gesamten Einschlagsvolumen aller Plenterwald-Versuche der letzten rund 50 Jahre gehen 79 % des Volumens auf planmäßige, 21 % auf zufällige Nutzungen zurück (Tab. 1). Den größten Anteil hiervon hat Sturm mit 9 %, es folgen mit jeweils 5 % Schneeschäden und Sonstige ZN. Die restlichen 2 % sind abgestorbene Bäume. Die zufällige Nutzung auf den beiden Plenterwaldversuchsflächen im Südschwarzwald ist mit 16 % deutlich niedriger als auf den fünf Flächen im nördlichen Schwarzwald mit 23 %.

Tab. 1: Vergleichswerte zur planmäßigen und zufälligen Nutzung.

Zum Vergleich sind den zufälligen Nutzungen der Plenterwald-Versuchsflächen die der jeweils benachbarter Forstbezirke und des Staatswaldes Baden-Württemberg gegenübergestellt (LfV BW 1953-2001); dabei überwiegt der Anfall im Altersklassenwald bei Weitem. In so gut wie allen Fällen sind die Ausfälle durch Sturm, Schnee, Dürre usw. höher als in den Plenterwaldversuchen.
Absolut beträgt die jährliche zufällige Nutzung auf den Plenterwaldversuchsflächen zwischen 1,5 und 2,0 Efm, in den umliegenden Altersklassenwäldern dagegen zwischen 2,5 und 3,0 Efm/Jahr/ha. Hanewinkel (2004) kommt für den Altersklassenwald und den Zeitraum 1925 bis 2001 mit einem Schadanfall von 3,0 Efm/Jahr/ha in vier Staatsforstbetrieben des Südschwarzwaldes zu einem ähnlichen Wert.

Bemerkenswert ist die Entwicklung der zufälligen Nutzung (Abb. 8): So sind im Nordschwarzwald die zufälligen Nutzungen der Vergleichsforstämter (Vergleich Nord) bis Mitte der 80er Jahre kaum höher als in den Plenterwäldern. Im Zusammenhang mit den Orkanen "Vivian", "Wiebke" und "Lothar" steigen die zufälligen Nutzungen sowohl in den Plenterwäldern als auch im Altersklassenwald erheblich an. Die zufälligen Nutzungen liegen nach 1990 nur im Nordschwarzwald deutlich über denen der entsprechenden Plenterwald-Vergleichsflächen.

Zusammenfassung

Die Daten von langfristig beobachteten Versuchsflächen geben Einblick in die variablen Wachstumsgänge, in die Risiken durch Sturm und Schnee sowie in die Sortenleistungen von Plenterwäldern. Damit tragen sie dazu bei, Entscheidungen und Bewertungen zu objektivieren.

Die Sortenstruktur der Nutzungen 1950 bis 2001 ist Abbild der Durchmesserverteilung in den Beständen und der Zielsetzung der Plenterwälder. Der Zuwachs wurde dabei voll genutzt, allerdings keineswegs nur durch Entnahme zielstarker Bäume. Um das Plentergefüge zu erreichen oder zu erhalten, sind Eingriffe auch im schwachen und mittelstarken Holz notwendig, wenngleich ihr Anteil am gesamten Hiebsanfall durch das Streben nach einem Plentergleichgewicht stark variiert und die Durchmesserspreitung der Hiebsanfälle groß ist. Trotzdem überwiegen im Mittel bei weitem die stärkeren Sortimente.

Die Höhe des Zieldurchmessers bestimmt den Starkholzanfall im Plenterwald. Das Beispiel Todtmoos zeigt, dass sich – entsprechende Bewirtschaftung vorausgesetzt – auch im Altersklassenwald die Starkholzanteile bei Erhöhung des Zieldurchmessers deutlich anheben lassen.

Durch Schadereignisse ausgelöste Nutzungen liegen bei 21 % der Gesamtnutzung und damit tendenziell unter denen der umgebenden Altersklassenwälder. Allerdings sind Standorte, Baumartenzusammensetzung etc. nicht ohne weiteres vergleichbar. Die genannten Ergebnisse können daher lediglich als grobe Orientierung dienen.
Absolut beträgt die zufällige Nutzung im Mittel der letzten 50 Jahre auf den vorgestellten Plenterwaldflächen zwischen 1,5 - 2,0 Efm/Jahr/ha. Außerhalb der Versuchsflächen sind die Ausfälle durch Sturm, Schnee, Dürre u. a. um rund 1,0 Efm/Jahr/ha höher – vor allem nach den Orkanen 1990 und 1999.

Auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach den Auswertungen von Mitscherlich (1952, 1961, 1963) bleibt die Frage offen, ob Überführungen in Dauer- oder Plenterwald auf größerer Fläche tatsächlich empfehlenswert sind – dies auch im Hinblick auf die Unwägbarkeiten einer hierzu über viele Jahrzehnte notwendigen konsequenten Bestandesbehandlung und Unsicherheiten in den forstwirtschaftlichen Rahmenbedingungen? Der Plenterwald hat unbestritten seine Vorzüge gegenüber der Bewirtschaftung im Altersklassenwald. Andererseits sind auch manche Erschwernisse der Plenterbewirtschaftung nicht wegzuleugnen und in der langfristigen Verjüngung von Bergmischwäldern findet sich eine nicht weniger naturnahe Alternative. Im Für und Wider wird letztendlich der Eigentümer über Zielsetzung und Bewirtschaftung seines Waldes entscheiden müssen.