Auf vergrasten Kulturflächen können in Jahren mit erhöhtem Dichteaufkommen Erd-, Feld- und Rötelmaus durch Benagen von Jungbäumen massive Schäden verursachen. Während die Mäuse insbesondere Laubbäume benagen, kann der Große Braune Rüsselkäfer (Hylobius abietis) in Nadelholzkulturen wirtschaftlich bedeutende Schäden anrichten. Forstleute und Waldbesitzer haben aber durchaus Möglichkeiten, die Fraßschäden in den Kulturen geringer zu halten und so den Kulturerfolg zu sichern.

Die Wühlmäuse

Wühlmäuse wie Erd-, Feld-, Rötel- und Schermaus gehen aufgrund knapper werdender Nahrung ab Oktober / November zunehmend dazu über die Rinde der Bäume zu benagen. Dies führt im schlimmsten Fall zum Absterben der geschädigten Kulturpflanze.

Schadbilder: Erd- und Feldmaus benagen die Rinde am Stammfuß, die Rötelmaus klettert und kann auch in zwei Metern Höhe noch Schäden anrichten (Plätzefraß). Die Schermaus benagt ausschließlich unterirdisch die Wurzeln (Rübenfraß).

Prognose: Mäusepopulationen durchlaufen etwa alle zwei bis drei Jahre einen Massenwechsel. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) führt jährlich im Herbst eine Prognose mit Fallen durch, um die Dichten von Erd-, Feld- und Rötelmaus zu bestimmen. Die Dichte der Schermausvorkommen wird durch Verwühlproben und das Auftreten erster Schäden ermittelt. Die Fallenprognose ergab für das Jahr 2012 deutlich erhöhte Besatzdichten, die sich auf einzelnen Probeflächen in Indexwerten von bis zu 80 Prozent widerspiegeln (Abb. 1).

natürliche Feinde: Für viele Beutegreifer sind Mäuse eine wichtige Nahrungsgrundlage. Schonung und Förderung dieser natürlichen Feinde können die Mäuse-Populationsdichten negativ beeinflussen. Allerdings können so nur Latenzphasen verlängert werden. Bei Massenvermehrungen ist der Effekt der Beutegreifer dann kaum noch messbar.

Vorwald: Mit Hilfe eines Vorwalds kann man die großflächige Vergrasung einer Fläche verhindern. Das Habitat wird für Mäuse unattraktiv und Massenvermehrungen bauen sich nicht auf. Unter dem lichten Schirm des Vorwalds bringt der Waldbesitzer später die Hauptbaumarten ein. Zusätzlich können durch die Schirmstellung auch Frostschäden empfindlicher Baumarten minimiert werden.

Bekämpfung nach Prognose: Kurative Maßnahmen sind ab Überschreiten der kritischen Dichte von zehn Prozent (Fangindex) notwendig. Die sachgerechte Bekämpfung erfolgt mittels zugelassener Rodentizide, deren Anwendungsbestimmungen zwingend einzuhalten sind. Zur Schermausbekämpfung empfiehlt sich der Einsatz von Köderstationen, die mit einem Hohlspaten in das Gangsystem eingebracht werden.

Der Große Braune Rüsselkäfer

Die Larven der Käfer entwickeln sich an absterbenden Nadelholzwurzeln. Kahlflächen mit frischen Nadelholzstöcken sind für die Art außerordentlich attraktiv. Besonders gefährdet sind daher Nadelholzpflanzen auf oder in unmittelbarer Nähe zu solchen Flächen.

Die jährlichen Schadmaxima liegen im April / Mai (Regenerationsfraß überwinterter Käfer) und im August / September (Sommerfraß der Jungkäfer). Die Käfer haben eine Lebensdauer von zwei bis drei Jahren. Daher sind die Generationsverhältnisse und damit das Schadauftreten häufig unklar.

Schadbild: Der Käfer ernährt sich vom Bast junger Nadelhölzer wie Fichten, Douglasien, Kiefern und Lärchen, aber auch von Laubhölzern. Die Rinde wird an Zweigen und Stammfuß plätzeweise benagt (Pockennarbenfraß) (Abb. 2). Wird der Stamm vollständig geringelt, ist der Saftstrom unterbrochen und der Baum stirbt ab.

Prognose: Die Prognoseverfahren sind mit hohem Aufwand verbunden. Ab einer Lufttemperatur von 8 °C sollten potentiell gefährdete Flächen regelmäßig auf Rüsselkäferbefall kontrolliert werden. Fangrinden können zur Kontrolle ausgelegt werden.

Vorbeugung und Gegenmaßnahmen: Lange Verjüngungszeiträume, Naturverjüngung unter Schirm sowie die frühzeitige Begründung von Mischbeständen helfen das Schadbild zu minimieren. Das Brutraumangebot ist möglichst gering zu halten. Ist das nicht möglich, sollten Waldbesitzer Nadelhölzer frühestens zwei Jahre nach der Flächenräumung pflanzen. Die Nadelholzstöcke sind dann für die Eiablage unattraktiv, die Populationsdynamik der Käfer wird gebremst. Allerdings kann sich die Schlagflora auf der Fläche etablieren und zu einem ernsten Kulturhemmnis werden. Auch hier empfiehlt sich ein Vorwald. Bei der Pflanzung ist grundsätzlich auf ein geeignetes Pflanzverfahren und vitale Pflanzen zu achten, welche den Käferfraß besser kompensieren können.

Chemische Gegenmaßnahmen: Eine chemische Bekämpfung darf nur bei einer konkreten Gefährdung der Kulturpflanzen durchgeführt werden. Zwei Behandlungsverfahren sind möglich: Als präventive Maßnahme bei nachgewiesener Gefährdung empfiehlt sich die Spross-Tauchung für kleinere Flächen (z.B. Nachbesserungen). Für größere Flächen ist dieses Verfahren wegen der Belastung der pflanzenden Mitarbeiter nicht zu empfehlen. Alternativ kann die Einzelpflanze nach Befallsbeginn mit Zangen- oder Gabeldüsen erfolgreich geschützt werden.

Pflanzenschutzmittelverzeichnis

Die aktuellen Pflanzenschutzmittel, die im Bereich Forst in Deutschland angewendet werden dürfen, sowie die jeweiligen Anwendungsbestimmungen sind tagesaktuell im Pflanzenschutzmittelverzeichnis-Forst auf den Seiten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (www.bvl.bund.de) abrufbar.