Seit 1993 wurde in Deutschland und den Niederlanden ein Triebsterben bei Rhododendron-Arten sowie gelegentlich eine Welke bei Schneeball-Arten beobachtet. Genetische Untersuchungen zeigten, dass es sich beim Auslöser der Krankheit um die damals neue Art Phytophthora ramorum handelte. Die Arten der Gattung Phytophtho­ra (griechisch für «Pflanzenzerstörer») sind Pflanzen­schädlinge und gehören zu einer Gruppe pilzähnlicher Organismen, welche als Eipilze bezeichnet werden.

Ab 1995 wurde in Kalifornien ein Baumsterben beobachtet, das vor allem verschiedene Eichenarten traf und welches durch denselben Erreger verursacht wurde. Wenig später traten die gleichen Symptome auch an Bäumen in Oregon auf. Inzwischen ist der Plötzliche Eichentod in den Küstenwäldern Oregons und Kaliforniens weit verbreitet. Der Erreger hatte dort bis 2014 bereits schätzungsweise 30–45 Millionen Bäume zum Absterben gebracht.

Ursprünglich stammt der Erreger aus Asien. Der Handel mit infizierten Pflanzen spielt bei seiner globalen Verbreitung die Hauptrolle. Aufgrund seiner hohen Anzahl an sehr unterschiedlichen Arten von Wirtspflanzen – über 150 sind bis heute bekannt – könnte P. ramorum auf dem europäischen Festland ähnlich grosse Schäden in den Wäldern verursachen, wie es besonders in den USA und auch in Grossbritannien bereits der Fall ist.

Merkmale und Symptome

Bei befallenen Bäumen kommt es meist zu Absterbeerscheinungen (Nekrosen) unter der Rinde, welche äusserlich zunächst häufig als mehrere kleine, rötliche Flecken zu erkennen sind und die später zu grösseren, rötlich-schwarzen Bereichen (Teerflecken) zusammenfliessen, an deren Rändern häufig Baumsaft austritt (Schleimfluss). Bei Lärchen fällt zudem auf, dass sich die Nadeln braun verfärben und frühzeitig ausfallen, während der Kronenbereich der Bäume allmählich abstirbt. Weitere Symptome, auch bei Bäumen, aber vor allem bei Ziersträuchern, sind Blattflecken und das erwähnte Triebsterben.

In Abhängigkeit von der Pflanzenart treten mehrere oder nur einzelne Symptome auf. Beim Triebsterben verfärben sich die Triebe zunächst dunkelbraun und später schwarzbraun. Bei Rhododendren verläuft das Triebsterben in der Regel von der Triebspitze zur Stammbasis. Die Infektion kann bei anderen Pflanzen aber auch in der Triebmitte oder an der Triebbasis beginnen und sich dann bis zur Triebspitze ausdehnen.

Die Blattflecken können von hell- über dunkelbraun bis schwarz verfärbt sein und sind meist scharf vom gesunden Gewebe abgegrenzt (Abb. 1). Die Blattinfektionen können auch über infizierte Triebe erfolgen. Dann breitet sich die Verbräunung vom Blattstiel ausgehend entlang der Hauptader bis zur Blattspitze aus. Im Gegensatz zu den übrigen Formen der Erkrankung führen Blattflecken nur selten zum Tod der entsprechenden Pflanze, ermöglichen aber dennoch die Verbreitung des Erregers über die Blätter.

Verwechslungsmöglichkeiten

Neben P. ramorum können auch andere Phytophthora-Arten auf den entsprechenden Wirtspflanzen die gleichen Symptome verursachen, wie zum Beispiel P. plurivora an Rhododendren. Daher kann nur eine genetische Untersuchung Klarheit bringen. Alle aufgeführten Symptome können aber auch eine ganze Reihe anderer Ursachen haben als eine Infektion mit Phytophthora.

Vom Plötzlichen Eichentod (engl. «Sudden Oak Death», SOD) zu unterscheiden ist das Akute Eichensterben (engl. «Acute Oak Decline», AOD). Dabei sterben Eichen in einem Zeitraum von wenigen Jahren ab. Die Erreger sind in diesem Fall drei Arten von Bakterien; die entsprechenden Bäume waren jedoch in der Regel schon zuvor durch andere Faktoren geschwächt worden, wie Trockenheit, Frost oder Insektenbefall. Die Krankheit wurde erstmals 2008 in Grossbritannien und 2017 in der Schweiz nachgewiesen.

Verbreitung

Der aus Asien stammende Erreger ist in den USA in den Wäldern der Bundestaaten Kalifornien und Oregon weit verbreitet. In anderen Bundesstaaten, in Kanada und in über 20 europäischen Ländern wird P. ramorum regelmässig in Baumschulen, Gärten oder Parks entdeckt; so auch in der Schweiz. Dort ist die Schneeball-Art Viburnum × bodnantense (Abb. 2) der häufigste Wirt des Eipilzes.

Der erste Nachweis in der Schweiz erfolgte 2003 denn auch an V. × bodnantense. Im Jahr darauf fand man den Erreger an frisch importierten Rhododendren. Bisher konnte P. ramorum  in allen Fällen vernichtet werden, bevor sie in die Wälder gelangen konnte. Auch in den meisten anderen Ländern gelang es bisher, dies zu verhindern.

Nachdem die Krankheit 2009 in England erstmals auf Japanlärche (Larix kaempferi) gefunden wurde, hat sie sich in der Folge entlang der Westküste in ganz Grossbritannien ausgebreitet und befällt dort auch Kastanienbäume (Castanea sativa) in grosser Zahl. In Frankreich wurde P. ramorum schliesslich 2017 erstmals im Wald auf dem europäischen Festland nachgewiesen, ebenfalls auf Japanlärche. Bislang ist ihr Vorkommen dort auf wenige Standorte begrenzt.

Ökologie

P. ramorum gedeiht gut bei hoher Luftfeuchtigkeit und in gemässigtem Klima. Den Winter übersteht der Erreger im Laub oder im Boden. Da er auch Minustemperaturen überdauern kann, ist auch ein zukünftiger Befall in höheren Lagen möglich. Befallene Bäume scheinen sich nach Hitzeperioden von der Infektion erholen zu können.

Der Eipilz P. ramorum verfügt über ein sehr grosses Wirtsspektrum, welches noch nicht abschliessend geklärt ist. In den USA sind verschiedene Eichenarten und insbesondere die Kalifornische Steineiche (Quercus agrifolia) sowie die amerikanische Gerbeiche (Notholithocarpus densiflorus) die am häufigsten befallenen Baumarten. In den europäischen Wäldern ist bislang hauptsächlich die Japanlärche (Larix kaempferi) betroffen, und in Grossbritannien ausserdem die Edelkastanie (Castanea sativa).

Weitaus seltener ist im Wald bisher der Befall anderer Lärchenarten, wie der Europäischen Lärche (Larix decidua) beobachtet worden. Unter den übrigen europäischen Baumarten gelten neben den Eichenarten (Quercus spp.) auch die Rotbuche (Fagus sylvatica), die Hängebirke (Betula pendula), die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und die Eibe (Taxus baccata) als anfällig. Bei der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) wurden in England und Norwegen schon Befälle im Freiland nachgewiesen. Bei den Ziersträuchern gelten die Rhododendren, die Schneeballpflanzen (Viburnum spp.) und die Kamelien (Camellia spp.) als besonders anfällig.

Bekämpfung

In der Schweiz besteht für P. ramorum eine Melde- und Bekämpfungspflicht, denn die Art gilt innerhalb der Landesgrenzen als Quarantäneorganismus, da sie zwar nur lokal auftritt, aber potenziell grossen (wirtschaftlichen) Schaden anrichten kann.

Beim Import aus der EU gilt der Eipilz als potenzieller Quarantäneorganismus, was bedeutet, dass der Import von anfälligen Pflanzenmaterialen aus der EU erlaubt ist, solange die innerhalb der EU geltenden Anforderungen erfüllt werden. Neben den Regelungen beim Import stellt die wichtigste vorbeugende Massnahme in der Schweiz die alljährliche Pflanzenpasskontrolle dar, bei der anfällige Pflanzenarten in Baumschulen, im Wald und auf öffentlichen und privaten Grünflächen auf Phytophthora-Befall kontrolliert werden. Der Pflanzenpass bestätigt, dass die entsprechenden Pflanzen frei von bestimmten Schädlingen sind. Bei einem positiven Befund werden die entsprechenden Pflanzen getilgt.

Wo melden, wo um Rat fragen?

Im Verdachtsfall muss entweder der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst (EPSD) oder der entsprechende Kantonale Pflanzenschutzdienst kontaktiert werden,
wobei Meldung, Diagnose und Beratung teilweise vom Agroscope-Pflanzenschutzdienst und vom Waldschutz Schweiz übernommen werden.

 

(TR)