Niedrige Holzpreise und stockende Holzabfuhrketten bestimmten in den letzten Jahren in weiten Teilen Bayerns den Holzmarkt mit Nadelholz - und tuen es noch. Gleichzeitig breiten sich Buchdrucker und Kupferstecher bedingt durch die günstige Witterung und das große Brutraumangebot immer weiter aus.

Der Auftrag an die Waldbesitzer ist klar: Das Borkenkäferholz muss raus aus den Wäldern – und wenn das nicht möglich ist, muss eingeschlagenes Fichtenholz zumindest "unschädlich" gemacht werden. Aber wie?

Eine Möglichkeit stellt die Entrindung der Stämme dar. Sie kann vorbeugend erfolgen, um beispielsweise einen Befall von Windwurfholz durch Fichtenborkenkäfer zu vermeiden. Außerdem ist eine Entrindung auch dann sinnvoll, wenn Holz bereits befallen ist. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist dann jedoch, dass die Käferlarven unter der Rinde das sogenannte "weiße Stadium" noch nicht überschritten haben. Nur dann ist ein Absterben der Käferlarven durch Austrocknung nach der Entrindung gewährleistet.

Für das Entrinden stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Fallen größere Mengen an, kann die Entrindung maschinell mittels mobiler Entrindungsanlagen erfolgen, die auf einen LKW aufgebaut ist. Bei kleineren Mengen bleibt die Option der manuellen Entrindung mit einem Schäleisen – oder die weniger kräftezehrende Variante mit Aufsatzgeräten auf Motorsägen. Letztgenannte Anbaugeräte existieren am Markt bereits seit mehreren Jahrzehnten.

Die bewährte Technik weiterentwickelt

Dabei handelt es sich um Zusatzgeräte, welche anstelle von Führungsschiene und Sägekette an handelsübliche Motorsägen angebaut werden können. Je nach Hersteller und Ausführung des Anbaugerätes können leichte Modifikationen der Motorsäge notwendig oder nur bestimmte Modelle für den Anbau geeignet sein - beispielsweise bei Keilriemenantrieb in der Regel nur Modelle ohne elektronische Vergaser.

Die Motorsäge treibt dann mittels Kette oder Keilriemen eine mit hobelmesserartigen Klingen bestückte Welle an, wodurch die Rinde in einem fräsenden Vorgang abgetragen wird. Auf Basis der altbewährten Technik wurden die Geräte in den letzten Jahren weiterentwickelt. Federführend waren dabei Forstleute aus dem Nationalpark Bayerischer Wald. Sie haben eine spezielle Messerform entwickelt, die die Rinde nicht komplett, sondern lediglich in Form von Längsstreifen entfernt. Man spricht hier in der Regel nicht von einer Entrindung im klassischen Sinn, sondern vom Streifen der Bäume. Das Grundgerät blieb dabei unverändert und es wurden lediglich die Messer ausgetauscht.

Dieses "Rindenstreifen" entzieht bei korrekter Anwendung den Fichtenborkenkäfern den Brutraum, erhält aber gleichzeitig vielen anderen an die Baumrinde gebundenen Insekten den Lebensraum, da die Rinde nicht komplett entfernt wird.

Ausschlaggebend für die Wirksamkeit gegen Fichtenborkenkäfer ist ein komplettes Durchtrennen der Rinde bis auf den Holzkörper. Bei stärkeren Holzdimensionen mit dicker Rinde können dazu mehrere Bearbeitungsgänge nötig werden.

Wie auch bei der manuellen Entrindung mit einem Schäleisen müssen die Stämme vor dem Schlitzen mit dem Anbaugerät mit einer Motorsäge aufgearbeitet und entastet werden. Allerdings muss der Entastungsschnitt nicht derart sauber unter der Rinde angebracht werden wie für eine reibungslose Handentrindung notwendig. Durch die fräsende Arbeitsweise der Geräte ist es auch möglich, einzelne kleinere Aststummel mit dem Entrindungsgerät zu entfernen.

Da die Vorsatzgeräte das Eigengewicht der Motorsäge signifikant erhöhen (um etwa 2,5 kg), ist es empfehlenswert, die Stämme während des Entrindungsvorganges öfters zu drehen, um ein Aufliegen des Gerätes auf dem Stamm zu ermöglichen und somit nicht das gesamte Gerätegewicht bei der Arbeit tragen zu müssen.

Abb. 4+5: Von der Kettensäge zum Entrindungsgerät: Durch die fräsende Arbeitsweise der Streifmesser können einzelne kleinere Aststummel entfernt werden. Die Entastung muss also nicht so penibel erfolgen wie bei der Entrindung mit dem Schäleisen (Fotos: Andreas Hohenadl, LWF).

Praxisversuchen mit erfreulichen Ergebnissen

In Praxisversuchen im Nationalpark Bayerischer Wald wurde bei der Verwendung des Motorsägenanbaugerätes mit Streifenmessern eine Zeitersparnis von 28% gegenüber den Standardmessern zur vollständigen Entrindung ermittelt. Insgesamt wurden im Versuch 12 Stämme bearbeitet. Die ermittelte Zeitersparnis entspricht einer Steigerung der Produktivität um 38% und ist vermutlich auf den verringerten Materialabtrag mit den Streifenmessern zurückzuführen.

Kürzlich durchgeführte Untersuchungen der Bayerischen Staatsforsten ergaben mit dem Rindenstreifverfahren je nach Dimension der Hölzer Stundenleistungen zwischen 0,7 und 5,8 Festmeter pro Stunde für die reine streifenweise Entrindung – im Mittel waren es 3,2 fm pro Stunde. Damit ist die Stundenleistung mit dem Streifenmesser je nach Baumdimension in etwa doppelt so hoch wie bei der manuellen Entrindung mittels Schäleisen.

Zu den genannten Zeiten kommt natürlich noch der Zeitaufwand für das Fällen und Entasten. Im Praxisversuch stammten die bearbeiteten Bäume aus einem Windwurf und mussten somit nicht mehr gefällt werden. Der Zeitaufwand für die Entastung betrug im Durchschnitt knapp zehn Minuten pro Baum inklusive Kleinschneiden des Gipfelmaterials. Im Versuch wurden insgesamt 25 Bäume mit dem Schäleisen und 44 mit dem Motorsägenanbaugerät mit Streifenmessern bearbeitet. Die meisten Bäume hatten Brusthöhendurchmesser von 15 cm bis 30 cm beim Schäleisen bzw. bis 35 cm beim Motorsägenanbaugerät. Der mittlere BHD aller Bäume betrug etwa 26 cm. Bei allen genannten Zeiten handelt es sich um reine Arbeitszeiten, sie beinhalten also keinerlei Unterbrechungen, Rüst-, Erholungs- oder Wegezeiten.

Es herrscht noch Forschungsbedarf

Bei bereits befallenen Bäumen und braunen Entwicklungsstadien kann über die Waldschutzwirksamkeit des Streifens noch keine Aussage gemacht werden. Denkbar ist, dass auch fertig entwickelte Borkenkäfer durch das Streifen beschädigt oder abgetötet werden. Entscheidend ist allerdings die Frage, wie viele Käfer sich trotzdem fertig entwickeln und ausfliegen können.

Zudem muss zur wirksamen Bekämpfung des Fichtenborkenkäfers auch das Kronenmaterial der entrindeten Bäume durch Häckseln auf Haufen oder Verbringen aus dem Wald unschädlich gemacht werden. Unbefallenes fängisches Kronenmaterial kann auch durch ein schnelles Austrocknen brutuntauglich gemacht werden. Dazu müsste es in sehr kurze, etwa 5 cm lange Stücke geschnitten werden.

Entrindungsgeräte zum Anbau an marktübliche Motorsägen sind im Fachhandel von verschiedenen Herstellern je nach Ausführung zu Preisen ab etwa 250 € erhältlich. Einen Umbausatz auf die thematisierten Streifenmesser bietet im Moment lediglich der Hersteller Eder Maschinenbau GmbH für seine Geräte an. Zusätzlich führt die Firma ein spezielles Gerät unter dem Namen "Borkenkäferfräse" im Sortiment. Das Gerät erzielt ein ähnliches Ergebnis wie das Standardgerät mit den Streifenmessern und kann ersten Untersuchungen zur Folge ebenso wirksam zur prophylaktischen Borkenkäferbekämpfung eingesetzt werden. Das Gerät arbeitet ähnlich den Streifenmessern, jedoch sind die gefrästen Schlitze etwas schmäler ausgeformt.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass sich durch die schmälere Form der Schlitze die Abschätzung einer ausreichenden Arbeitstiefe schwieriger gestaltet und somit sorgfältiger darauf geachtet werden muss. Ein Umbau auf Standardmesser und eine damit einhergehende vollständige Entrindung ist mit diesem Gerät technisch bedingt nicht möglich.

Auf einen Blick

  • Streifen kann zum derzeitigen Kenntnisstand nicht als gleichwertiger Ersatz zum vollständigen Entrinden gewertet werden. Dazu bedarf es noch weiterer Forschung.
  • Eine vollständige Entrindung jedoch kann vorbeugend gegen den Borkenkäfer erfolgen, um beispielsweise einen Befall von Windwurfholz zu vermeiden.
  • Auch bei befallenem Holz kann Entrinden sinnvoll sein – aber nur, wenn die Käferlarven unter der Rinde das "weiße Stadium" noch nicht überschritten haben. Nur dann ist ein Absterben durch Austrocknen gewährleistet.
  • Nicht vergessen: Auch das Kronenmaterial muss brutuntauglich gemacht werden.
  • In der Datenbank forstlicher Unternehmen sind im Moment mehrere Firmen gelistet, welche die Entrindung von Hölzern mit unterschiedlichen Arbeitsverfahren als Dienstleistung anbieten.
  • Zur Unterstützung der privaten und kommunalen Waldbesitzer fördert der Freistaat Bayern die Borkenkäferbekämpfung mittels Entrindung.
  • Dabei kann das bearbeitete Holz entweder zur Erhöhung der Artenvielfalt im Wald verbleiben oder im Anschluss genutzt werden.
  • Nähere Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Beratungsförster der Bayerischen Forstverwaltung. Diesen finden Sie ganz einfach in unserem Försterfinder unter www.waldbesitzer-portal.bayern.de.