Präventive Entrindung

Zum einen kann die Entrindung vorsorglich erfolgen – es wird also nicht befallenes Holz entrindet, damit es nicht von Borkenkäfern besiedelt werden kann. Zum anderen kann Entrinden auch bei befallenem Holz waldschutzwirksam sein – aber nur, solange die Bruten noch im weißen Stadium (Larven/Puppen) sind. Denn die Larven und Puppen können sich durch die verstärkte Austrocknung der Rinde nicht weiterentwickeln und sterben in der Folge ab.

"Debarking Heads"

Bei "Debarking Heads" handelt es sich um Harvesterköpfe mit einer Entrindungsfunktion. Die Waldschutzwirksamkeit ist analog zur oben beschrieben, "klassischen" Entrindung zu bewerten – also als gut, solange sich die Bruten unter der Rinde noch im weißen Stadium befinden. Bei Jungkäfern nach Reifefraß und Altkäfern ist das allerdings anders: Werden sie nicht durch die Walzen des Harvesterkopfes oder bei der Entrindung zerdrückt oder zumindest beschädigt, können sie nach der Entrindung ungehindert ausfliegen und einen neuen Befall verursachen.

Die LWF empfiehlt den Einsatz der "Debarking Heads" zur Borkenkäferbekämpfung ausschließlich präventiv zur Entrindung unbefallener Fichten und zur Aufarbeitung frisch befallener Fichten (Bohrmehl, Harztropfen, weiße Larvenstadien, keine Jung- oder Altkäfer). Während der Aufarbeitungsmaßnahme muss daher die Entwicklung der Brut unter der Rinde laufend kontrolliert werden.

Abb. 3-5: Buchdrucker-Larven (l), hellbraune Jungkäfer (m) und dunkle Altkäfer (r) (Fotos: Tobias Hase, StMELF / Florian Stahl, LWF).

Händische Entrindung

Für die händische Entrindung bei kleinen Holzmengen sind verschiedene Aufsatzgeräte für die Motorsäge erhältlich. Die Motorsägenanbaugeräte mit Streifenmesser tragen die Rinde längs in einem fräsenden Vorgang, dem sogenannten "Streifen" ab. Das "Rindenstreifen" entzieht bei korrekter Anwendung den Fichtenborkenkäfern den Brutraum, erhält aber gleichzeitig vielen anderen an die Baumrinde gebundenen Insekten den Lebensraum, da die Rinde nicht komplett entfernt, sondern nur streifenweise abgelöst wird.

Ausschlaggebend für die Wirksamkeit gegen Fichtenborkenkäfer ist beim Streifen mit dem Motorsägenanbaugerät ein komplettes Durchtrennen der Rinde bis auf den Holzkörper. Bei stärkeren Holzdimensionen mit dicker Rinde können dazu mehrere Bearbeitungsgänge nötig werden. Zudem müssen die Stämme während der Entrindung mehrmals gedreht werden, damit alle Rindenbereiche am Stamm gefräst werden können.

Zur Waldschutzwirksamkeit bei bereits befallenen Bäumen und braunen Entwicklungsstadien kann noch kein abschließendes Urteil gefällt werden; entsprechende Untersuchungen laufen. Denkbar ist, dass auch fertig entwickelte Borkenkäfer durch das Streifen beschädigt oder abgetötet werden. Entscheidend ist allerdings die Frage, wie viele Käfer sich trotzdem fertig entwickeln und ausfliegen können.

Der Ansatz ist aber grundsätzlich vielversprechend, da die Methode direkt nach der Fällung angewendet werden könnte, was wertvolle Zeit spart – gerade, wenn die Logistikketten bei Rückung und Holzabfuhr angespannt sind. Das gilt besonders im Kleinprivatwald, wenn die Schadholzmengen gering sind – und auch im Schutzwald, wo der Verbleib des Holzes im Bestand Vorteile für die Biodiversität, als auch für die Waldverjüngung haben könnte.

Beim Schlitzen des Stammholzes ist aber zu bedenken, dass auch das Kronenrestholz waldschutzwirksam aufgearbeitet werden muss.