Veränderte Käferentwicklung

Die Larven der Rindenbrüter entwickeln sich zwischen Rinde und Splint und ernähren sich von der saftführenden Bastschicht der Bäume. Der Fraß der Larven und der Reifungsfraß der Käfer in der Bastschicht führen zum Absterben der Bäume [1].

Der Befall tritt mit Schwärmbeginn im April ab einer Lufttemperatur von 16 °C auf. Hauptflugzeit sind die Monate April/Mai und Juli/August. Die Flugzeit der Käfer wird durch Temperaturbedingungen und Tageslichtlänge gesteuert. Deshalb schwächt sich die Flugaktivität häufig ab einer bestimmten Tageslänge meist ab Mitte bis Ende August ab. Bei warmer Witterung kann der Käferflug aber auch bis in den September andauern.

Eine Buchdruckerentwicklung vollzieht sich zwischen 8 °C und 39 °C. Die optimale Temperatur für die Entwicklung des Buchdruckers liegt bei knapp über 30 °C [2].
Die gesamte Entwicklung von der Eiablage bis zum Ausflug der voll entwickelten Käfer dauert je nach Witterung etwa 6 bis 10 Wochen, im Ausnahmefall auch nur 5 Wochen (siehe Abb. 1).

Erhöhte Generationenzahl

In der Regel sind bis in mittlere Höhenlagen von ca. 800 m ü. NN zwei Generationen (plus Geschwisterbruten) im Jahr möglich. Wärmere Vegetationsperioden sorgen nun für eine Verkürzung der Entwicklungsdauer. Erhöht sich die Temperatur in der Rinde beispielsweise nur um 2 °C, von 19 °C auf 21 °C, verkürzt sich die Entwicklungsdauer bereits um acht Tage [3]. Aufgrund erhöhter Temperatur (früher Schwärmbeginn im Frühjahr, schnellere Entwicklung der Generationen im Frühjahr/Sommer, spätes Schwärmende im September) konnte es in den vergangenen Jahren sogar bis in die Mittelgebirgslagen eine dritte Generation geben, in tieferen Lagen sogar mit Geschwisterbrut [4]. Der Effekt von zusätzlichen Generation auf das Schadpotenzial ist dabei im schlimmsten Fall exponenziell: Aus 20 Baumbefällen in der ersten Generation können theoretisch 400 Baumbefälle in der 2. Generation und bis zu 8000 Baumbefälle in der dritten Generation werden (vgl. Abb. 2).

Höhere Wintermortalität?

Eine reine Betrachtung der Temperaturentwickung bzw. der jährlichen Wärmesummen wird den tatsächlichen Lebensbedingungen womöglich nicht gerecht [6]. Zwar sind höhere Wintertemperaturen auch der Entwicklung von überwinternden pre-imaginalen Stadien zuträglich, können aber auch negative Effekte mit sich bringen:

So kann sich beispielsweise die Mortalität der überwinternden Käfer durch zunehmenden Pilzbefall erhöhen. Schwankende Temperaturen um den Gefrierpunkt, die einen Wechsel zwischen Aktiv- und Ruhephase induzieren, können auch zu einer Schwächung der Käfer führen.

Ausblick

Die Auswirkungen von wärmeren Wintern auf Buchdruckerpopulationen im Zusammenspiel von positiven und negativen Faktoren sind noch weitgehend ungeklärt. Hier besteht, ebenso wie zur Fähigkeit der raschen phänologischen Anpassung der Buchdrucker an sich wandelnde Klimabedingungen, weiterer Forschungsbedarf.

Quellenangabe

  1. Kautz, M.; Delb, H.; Hielscher, K.; Hurling, R.; Lobinger, G.; Niesar, M.; Otto, L.-F.; Thiel, J. (2021): Borkenkäfer an Nadelbäumen – erkennen, vorbeugen, bekämpfen. FNR, Gülzow-Prüzen, 54 S.
  2. Wermelinger, B.; Seifert, M. (1998): Analysis of the temperature dependent development of the spruce bark beetle Ips typographus (L.) (Col., Scolytidae). Journal of Applied Entomology 122(4), S. 185-191.
  3. Tomiczek, C.; Pfister, A. (2008): Was bedeutet der Klimawandel für die Borkenkäfer? BFW-Praxisinformation 17, S. 23.
  4. Jakoby, O; Lischke, H; Wermelinger, B. (2019): Climate change alters elevational phenology patterns of the European spruce bark beetle (Ips typographus). Global Change Biology 25, S. 4048-4063. https ://doi.org/10.1111/gcb.14766.
  5. ForstBW (2019): Geschäftsbericht 2018. Stuttgart, 64 S.
  6. Schopf, A.; Kritsch, P. (2010): Kältehärte und Überwinterung des Buchdruckers. BFW Forstschutz Aktuell 50, S. 11-16.

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

Zurück zur Hauptseite des Ratgebers Forstliches Krisenmanagement: Übersicht der verschiedenen Themensammlungen

Zurück zur Artikelübersicht in der: Themensammlung Schadinsekten: Was bedeutet der Klimawandel für den Waldschutz?