In Unterfranken entdeckten Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) erstmals in Bayern den Kleinen Eichenborkenkäfer (Taphrorychus villifrons DUF. 1843). Insgesamt sieben Exemplare gingen den Wissenschaftlern bei Rundelshausen (Ortsteil von Werneck bei Schweinfurt, Unterfranken) in so genannte Lichtfallen. Aus Deutschland sind bisher nur wenige verstreute Funde bekannt. Es ist anzunehmen, dass dieser wärmeliebende Käfer auf Grund der Klimaerwärmung günstigere Entwicklungsbedingungen als in der Vergangenheit vorfindet.

Der Kleine Eichenborkenkäfer wurde 1972 erstmals in Deutschland bei Freiburg i. Br. gefunden. In den Jahren zwischen 2000 und 2005 hat man ihn dann auch an weiteren Orten in Baden-Württemberg, der Pfalz und Westfalen beobachtet. Aus anderen Bundesländern sind keine Funde bekannt. Die Fundorte liegen überwiegend in Wärmegebieten. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei diesem "Neubürger" nicht um eine eingeschleppte Art handelt, sondern um kleine Reliktvorkommen an besonders geeigneten Standorten. Auch wegen seiner großen Ähnlichkeit mit dem Kleinen Buchenborkenkäfer (T. bicolor) wurde er bisher vielleicht nicht erkannt. Begünstigt von der Klimaerwärmung könnten reliktär verbreitete Arten, die sich bislang unter der Nachweisgrenze befanden, größere Populationen aufbauen und werden deshalb inzwischen häufiger nachgewiesen.

Von Klimaerwärmung begünstigt

Der Kleine Eichenborkenkäfer ist eine südeuropäische Art mit dem Verbreitungsschwerpunkt rund um das Mittelmeer. Weitere Nachweise waren aus der Slowakei, Ungarn und Österreich bekannt. Besiedelt wird ein breites Wirtsbaumspektrum: verschiedene Eichen-, Ulmen und Kirschenarten, Feldahorn, Esskastanie sowie Buchen- und Hainbuchenarten. In Deutschland wurde die Art bisher ausschließlich an Stieleiche festgestellt. Die Art entwickelt sich bevorzugt in Kronenästen. Der von der Klimaerwärmung verursachte Stress für heimische Baumarten könnte sich durch die Zunahme und Ausbreitung von bisher nur reliktär und in kleinen Populationen vorkommenden Borkenkäferarten nochmals deutlich erhöhen.

Am Brutbild lassen sich die astbesiedelnden Eichenborkenkäfer gut unterscheiden. Die pilzzüchtenden Arten der Gattung Xyleborus und Cyclorhipidion legen ihr Brutsystem im Holz an. Der Eichensplintkäfer (Scolytus intricatus) ist an den tief in den Splint eingreifenden und in Faserrichtung verlaufenden Gangsystemen und Puppenwiegen kenntlich. Das charakteristische Fraßbild des rindenbrütenden Kleinen Eichenborkenkäfers ist bei starkem Befall ungeordnet, meist zeigen sich jedoch Gänge in Sternform. Sie liegen überwiegend im Bast, der Splint wird nur oberflächlich geschürft.