Ab Mai treten sie wieder in Erscheinung: Die Blauen Kiefernprachtkäfer. Dazu gehören der Große Blaue Kiefernprachtkäfer (Phaenops cyanea F.) und der Kleine Blaue Kiefernprachtkäfer (Phaenops formaneki J.). Während diese in der Vergangenheit in Mitteleuropa eher eine entomologische Seltenheit darstellten, entwickelte sich seit Ende der 1940er Jahre im Nordostdeutschen Tiefland insbesondere der Große Prachtkäfer zum bedeutendsten Stammschädling der Kiefer. Aus dieser Zeit stammt auch die die späteren Probleme treffend beschreibende  Bezeichnung „Buchdrucker der Kiefer“. Der kleinere Prachtkäfer tritt bisher eher als Begleitart in Erscheinung. Lange Trockenperioden und der damit verbundene schlechte Vitalitätszustand der Kiefern führte zum Beispiel 2020 zu einer Schadholzmenge über 120.000 Kubikmeter.

Verursacher zunehmender Schadholzmengen sind nicht nur Prachtkäfer. Eine größer werdende Vielfalt Borkenkäfer beeinflusst das Befallsgeschehen. Das richtige Erkennen der am Stehendbefall beteiligten Arten wird auch zukünftig über ein qualitativ hochwertiges Waldschutz-Risikomanagement entscheiden. Ein Merkblatt des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE) soll dazu einen Beitrag leisten, insbesondere in Bezug auf die Umsetzung der Leitlinien des Integrierten Pflanzenschutzes. Das setzt voraus, dass Prachtkäferbefall rechtzeitig erkannt wird und bestehende Risiken realistisch bewertet werden. Nur so ist es möglich, gegebenenfalls geeignete Gegenmaßnahmen zum Schutz des Waldes einzuleiten.

Nutzen Sie den Bestimmungsschlüssel im Waldschutz-Merkblatt!

Steckbrief: Großer Blauer Kiefernprachtkäfer

Merkmale: 

  • Altkäfer dunkelblau, gelegentlich grünlich oder schwärzlich, Punktur auf dem Halsschild unregelmäßig, Punkte zumeist quergestreckt, Flügeldecken meist ohne Behaarung, von Mai bis Juli häufig an Brutholz zu finden, Körperlänge 7-12 mm, Käfer sehr flüchtig

Flugzeit: 

  • Mai bis August

Haupt-Wirtsbaumarten: 

  • Wald-Kiefer, Aleppo-Kiefer, Schwarz-Kiefer, Gemeine Fichte, Kaukasus-Fichte

Lebensweise

Bis auf das Verhalten während der Verpuppung gibt es zwischen dem Großen und dem Kleinen Blauen Kiefernprachtkäfer keine wesentlichen Unterschiede in den Lebenszyklen. Die gesamte Entwicklungszeit dauert bei beiden Arten ein oder zwei Jahre. Allgemein ist der Vitalitätszustand des Wirtsbaumes, insbesondere aber die Bastfeuchte des Brutmaterials für die Entwicklungsdauer ausschlaggebend. An eingeschlagenem Holz verläuft die Entwicklung auf Grund der schnell abnehmenden Bastfeuchte überwiegend einjährig: Bei Stehendbefall an physiologisch geschwächten Kiefern (z.B. nach merklichem oder starkem Nadelverlust durch Raupen von Kiefernspinner oder Nonne) dauert die Entwicklung wegen der höheren Bastfeuchte zumeist zwei Jahre. Im Mai beginnen sich die fertig verfärbten und ausgehärteten Käfer aus der Borke bzw. aus dem Holz zu nagen. Dabei entspricht die Form der gefressenen Gangöffnung ihrem Körperquerschnitt. Das Schlupfloch besitzt somit die für beide Arten typische Linsenform. Nach dem Schlupf beginnen die Käfer mit dem Reifefraß. Als Nahrung dienen vor allem Nadeln der Kiefer. Der Schwarmflug der Käfer findet von Juni bis August statt.

Aktivität und Flugleistung

Prachtkäfer bevorzugen mediterranes Klima. Sie sind wärmeliebende Tiere. Ihr ausgesprochener „Sonnenhunger“ zeigt sich kurz nach Aktivitätsbeginn beim Sonnen. Dabei richten die Käfer zum Beispiel ihre Beine auf der sonnenzugewandten Seite senkrecht zu den einfallenden Sonnenstrahlen aus. Aktiv sind die Käfer bei Temperaturen zwischen 15 und 42 °C. Bei direkter Sonneneinstrahlung konnten am Aufenthaltsort der Käfer unmittelbar unter der Rindenoberfläche über 40 °C gemessen werden. 

Häufig konzentriert sich das Befallsgeschehen auf nur wenige Bäume. Ein großräumiges Suchen nach geeigneten Habitaten wäre mit einem hohen Risiko für die Käfer verbunden. Deshalb verursachen nachfolgende Generationen zumeist Neubefall an ihrem Schlupfort. Nur in heißen trockenen Sommern, mit großem Angebot an geeignetem Brutmaterial, findet eine großräumige Verbreitung statt. Da Prachtkäfer eine hohe Flugtüchtigkeit besitzen, erreicht die Überflugweite bis 1.000 m und mehr.

Ökologische Ansprüche

Intensiv besonnte Kiefern-Bestandesränder mit Süd-Südwest-Ausrichtung sind besonders starker Hitze und Bodenaustrocknung ausgesetzt.  "Klassische“ Befallsorte der Prachtkäfer sind dementsprechend solche Waldränder von mittelalten und alten Kiefernbeständen. 20 bis 80 Prozent des Befalls konzentrieren sich dabei auf die äußeren fünf Meter des Bestandesrandes. Der Stehendbefallt tritt überwiegend einzelstammweise, unter günstigen Bedingungen in Gruppen von zwei bis fünf Stämmen auf. An einem geeigneten Standort werden die aktuell in ihrer Vitalität am stärksten geschwächten Kiefern herausselektiert.

Starke Nadelverluste schränken die Abwehrreaktion der Kiefern gegenüber Sekundärschädlingen ein und erhöhen die Sonneneinstrahlung unterhalb der Kronen am Stamm. Ist das Wärmebedürfnis der Prachtkäfer-Arten in den Beständen erfüllt, stellt sich Befall ein. Eine starke Präsenz der Käfer führt dazu, dass bruttaugliche Kiefern auch gefunden und besiedelt werden. So wurde Befall an Kiefern mit Nadelverlusten zwischen 40 und 100 Prozent nachgewiesen. In Einzelfällen wurde Befall auch schon an Kiefern mit deutlich weniger Nadelverlust festgestellt. Für Kiefern tödlicher Prachtkäfer-Befall war schon ab 40 Prozent Nadelverlust zu beobachten.

Möchten Sie mehr zu diesen Prachtkäfern wissen? Lesen Sie hier das Waldschutz-Merkblatt 56: Blaue Kiefernprachtkäfer. 

Die Literaturangaben finden Sie im Originaltext.