Im Walliser Saastal und Goms zeigten die Lärchen ab Anfang Juni in zahlreichen Beständen zwischen 1600 und 1900 m ü. M. eine auffällige Vergilbung und starken Nadelverlust (Abb. 1). 

Untersuchungen durch Waldschutz Schweiz (WSS) ergaben, dass es sich dabei weitgehend um Frassschäden des Orangegelben Breitflügelspanners (Agriopis aurantiaria) handelte. Neben Lärche waren auch Arve, Berberitze, Grünerle, sowie Vogelbeere von dem Raupenfrass der einheimischen Schmetterlingsart betroffen. Die Lärchenbestände waren flächig befallen und häufig fast kahlgefressen.

Auffällige Massenvermehrungen des Orangegelben Breitflügelspanners werden bei uns selten beobachtet. Wahrnehmbare Insektenschäden an Lärchen in höheren Lagen stammen ansonsten häufig vom Grauen Lärchenwickler (Zeiraphera griseana), der Lärchennadel-Knicklaus (Adelges geniculatus) oder der Lärchenminiermotte (Coleophora laricella). Offenbar haben die zuletzt vorherrschenden Klimabedingungen ein gutes Populationswachstum begünstigt und zu dem auffälligen Schadbild geführt. Der Orangegelbe Breitflügelspanner macht jährlich eine Generation. Seine Raupen (Abb. 2) schlüpfen ab Mai und fressen bis Anfang Juli Nadeln und Blätter verschiedener Nadel- und Laubholzarten, anschliessend verpuppen sie sich im Boden unterhalb ihrer Wirtsbäume. Die adulten Schmetterlinge (Flügelspannweite: 30–40 mm) schlüpfen zwischen Oktober und Anfang November. Nach der Verpaarung erfolgt die Überwinterung im Ei-Stadium an den Wirtspflanzen.

Im Wallis haben die betroffenen Lärchen bereits Anfang Juli mit einem Zweitaustrieb reagiert (Abb. 3). Dies ist auch bekannt nach starken Frassschäden durch anderen Insektenarten wie beispielsweise dem Grauen Lärchenwickler. Massenvermehrungen von entlaubenden Schmetterlingsarten brechen nach einem sichtbaren Höhepunkt von 1–2 Jahren meist von selbst zusammen, so dass keine Massnahmen nötig sind.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurden WSS aus dem Westschweizer Jurabogen auffällige Nadelverfärbungen an Schwarz- und Waldföhre gemeldet (Abb. 4). Verursacht wurden die Schäden durch die Kiefernblutzikade (Haematoloma dorsata, Abb. 5). Diese Zikadenart stammt ursprünglich aus südlicheren Regionen Europas und hat ihr Verbreitungsgebiet in den letzten Jahrzehnten in Richtung Norden ausgeweitet. Im benachbarten Frankreich verursacht die Blutzikade in der Region Bourgogne-Franche-Comté bereits seit 2022 jährlich auffällige Nadelverfärbungen an Schwarz- und Waldföhren. Es wird vermutet, dass die in der Intensität zunehmenden Schäden mit dem heiss-trockenen Klima der letzten Jahre zusammenhängen.

Die adulten Zikaden (Grösse: 6,7–8,6 mm, Abb. 5) haben eine auffällige rot-schwarze Färbung und können in der Regel von Ende April bis Mitte Juli beobachtet werden. Die Saugaktivität der adulten Insekten findet hauptsächlich an älteren Nadeln statt und führt zu einer typischen, ringförmigen Verfärbung (gelb bis braun) an den Saugstellen (Abb. 6). Später verbräunen die ganzen Nadeln und werden abgeworfen. Nach der Verpaarung erfolgt die Eiablage an Gräsern in der Umgebung, die daraus schlüpfenden Nymphen ernähren sich von deren Wurzeln. Die Kiefernblutzikaden haben eine Generation pro Jahr.

Über die Auswirkungen von wiederholten Befällen ist aus Frankreich bisher wenig bekannt. Noch wurden dort keine Absterbeprozesse beobachtet, welche direkt auf die Attacken der Zikaden zurückzuführen waren. Es ist allerdings wahrscheinlich, dass die Entlaubung zu einer Schwächung und Wachstumsreduktion bei den Föhren führen kann. Dadurch erhöht sich ihre Anfälligkeit gegenüber sekundären Krankheiten und Schädlingen. Fundmeldungen adulter Zikaden in öffentlichen zugängigen Datenbanken deuten darauf hin, dass die Kiefernblutzikade in der Schweiz bereits weitverbreitet ist. Die auffälligen Nadelverfärbungen hingegen wurden dieses Jahr erstmals registriert. 

Literatur 

Département de la Santé des Forêts (2025). Des pullulations locales de cicadelle des pins observées chaque printemps entre 2022 et 2025 en région. 5 S. Zugriff (18.07.2025).

Herz K. (1994) Vergleichende Untersuchungen der an Coniferen auftretenden Geometriden und ihrer Parasitoide an alpinen Standorten: Grundlage für die biologische Bekämpfung von Lambdina fiscellaria fiscellaria (Lep., Geometridae) in Kanada. Doktorarbeit. Christian-Albrechts-Universität, Kiel. S. 133.