Merkmale und Symptome

Erysiphe corylacearum erzeugt weisse Beläge auf der Ober- und Unterseite von Blättern von Haseln; in schwereren Fällen sind auch die Fruchtstände und Triebe betroffen. Sie erscheinen zunächst als kleine, weisse Flecken von 0,5–3 cm Durchmesser, die immer grösser werden. Infektionen auf der Blattunterseite verursachen gelbe Flecken auf der Blattoberseite. Schliesslich vereinen sich die weissen Beläge und bedecken die gesamte Blattoberfläche. Bei starkem Befall verformen sich die Blätter und rollen sich zusammen.

Ähnliche Symptome werden auch an Fruchtständen beobachtet, wenn zunächst die Hüllblätter um die Nüsse und schliesslich die oft noch grünen Nüsse selbst befallen werden. Befallene Blätter und Fruchtstände verlieren schliesslich komplett ihre grüne Farbe, werden braun und fallen vorzeitig ab. Bei besonders schwerem Befall kann es auch zu einem  Absterben der Triebe kommen.

Abb. 1 - Von Erysiphe corylacearum befallene Blätter. Fotos: Ludwig Beenken (WSL)

Verwechslungsmöglichkeiten

Der heimische Haselmehltau (Phyllactinia guttata) wächst die meiste Zeit des Jahres im Inneren der Blätter heran. Er erzeugt erst im Spätsommer und Herbst äussere weisse Beläge, aber meistens nur auf der Unterseite der Blätter, und nie auf den Fruchtständen. Mikroskopisch unterscheidet er sich deutlich von dem Asiatischen Haselmehltau. Oft wurden auch schon beide Pilze auf der Unterseite derselben Blätter wachsend gefunden; ihre jeweiligen Beläge überlappten sich jedoch nicht. Da P. guttata die Blätter erst im Herbst zum Abfallen bringt und die Entwicklung der Nüsse kaum beeinträchtigt, stellt er für die Haselnuss-Produktion keine ernsthafte Bedrohung dar.

Ausser E. corylacearum gibt es auch noch weitere Arten der Gattung Erysiphe, welche Haseln befallen (Details siehe Merkblatt). In Europa wurde bislang jedoch noch keine andere Art auf Haseln nachgewiesen.

Biologie und Vermehrung

Der Lebenszyklus von E. corylacearum ist nicht bis ins Detail bekannt, aber er ähnelt vermutlich den Zyklen anderer Erysiphe-Arten. Sicher ist, dass über die sexuellen Ascosporen des Pilzes schon im Frühjahr die jungen Blätter der Haseln befallen werden können. Auf der Blattoberfläche erscheint ein bis zwei Wochen nach der Infektion das Myzel des Pilzes als weisser Belag.

Im Sommer produziert dieses asexuelle Sporen, sogenannte Konidien, die mit dem Wind verbreitet werden. Die sexuellen Fruchtkörper werden meistens im Herbst gebildet. Sie überwintern vermutlich hauptsächlich in der Laubstreu. Im Frühjahr setzen sie wieder Ascosporen frei, die mithilfe des Windes die frischen Blätter infizieren.

Abb. 2 - Detail eines befallenen Blattes sowie ein sexueller Fruchtkörper. Fotos: Ludwig Beenken (WSL)

Verbreitung und Ökologie

E. corylacearum befällt verschiedene Arten von Haseln (Corylus spp.). In Ostasien, wo der Pilz heimisch ist, wurde er am häufigsten auf der Mongolischen Hasel (Corylus heterophylla) gefunden. In der Türkei wurde er erstmals auf Gemeiner Hasel (C. avellana) entdeckt. Seitdem fand man ihn auch in Aserbaidschan, in Georgien und im Iran, und in Europa in der Ukraine, in Rumänien, Italien, der Schweiz und Österreich.

In der Schweiz wurde der Pilz erstmals 2019 an mehreren Standorten um Sonvico im Tessin gefunden. Betroffen waren Haselsträucher, die in Hecken oder Kastanienwäldern wuchsen. 2020 wurde der Haselmehltau fast im ganzen Tessin, in den Südtälern Graubündens und im Wallis bei Gondo nachgewiesen, und ausserdem nördlich der Alpen in den Kantonen Zürich und Zug. Die Höhe der Fundorte reichte von 200 bis 1500 m ü. M.

Im Norden und in höheren Lagen waren nur einzelne Sträucher in oder nahe von Siedlungen betroffen. In der Südschweiz waren auch ausserhalb von Siedlungszonen viele Haselsträucher befallen. Es wurden bislang jedoch schweizweit nur Blattschäden beobachtet, und meist nur an wenigen Blättern eines Strauches. Bei den Funden in Österreich wurde erstmals ein Befall der Baumhasel (C. colurna) festgestellt. Diese Art ist, wie die Gemeine Hasel, in Eurasien weit verbreitet und wird bei uns vermehrt als Strassenbaum gepflanzt. Mit dieser Art als zusätzliche Wirtspflanze könnte die Ausbreitung des Asiatischen Haselmehltaus auch in Zukunft stetig voranschreiten.

Wirtschaftlicher Schaden

Haseln werden neben der Verwendung als Zierpflanze oder Holzlieferant hauptsächlich für die Produktion von Haselnüssen genutzt. Die zunehmende Verbreitung von E. corylacearum gefährdet diese Produktion. Das grösste Anbaugebiet liegt am Schwarzen Meer. Die dortigen Haselnussplantagen sind für die entsprechenden Länder von grosser wirtschaftlicher Bedeutung. Allein in der Türkei wurden im Jahr 2019 776'046 Tonnen Haselnüsse produziert, was etwa zwei Drittel der weltweiten Produktion ausmachte.

2013 wurde E. corylacearum erstmals auf Haselnussplantagen in der Türkei nachgewiesen. Der Mehltau breitete sich in der Folge von Osten nach Westen im Land aus, bis 2016 schliesslich alle an der Haselnussproduktion beteiligten Provinzen betroffen waren. In manchen waren 100 Prozent der Pflanzen befallen. Der Befall der Haseln ist in der Türkei bis heute oft sehr stark und die Ertragseinbussen entsprechend gross. Auch im Nachbarland Georgien richtet der Mehltau grosse Schäden an, sowie in Aserbaidschan. Das am Kaspischen Meer liegende Land ist nach Italien der drittgrösste Haselnussproduzent.

Bekämpfung

Aufgrund der hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit der Art und ihres hohen Schadpotentials für die Haselnussproduktion sollte ihre zukünftige Ausbreitung in der Schweiz und in Europa überwacht werden. Auf diese Pilzart zugeschnittene PCR-Tests machen es möglich, eine Infektion zu erkennen, ehe die Symptome sichtbar sind.

Bei leichtem Befall lässt sich durch Entfernen und anschliessendem Entsorgen infizierter Blätter bereits eine Ausbreitung verhindern. In Plantagen kann die Reduzierung der Pflanzendichte der Ausbreitung von Krankheiten entgegenwirken. Allerdings wird dort bislang hauptsächlich auf chemische Behandlungsmethoden zurückgegriffen in Form von synthetischen Fungiziden, Schwefel oder Salzen (Hydrogencarbonaten). Der mehrfache Einsatz von Fungiziden ist jedoch teuer und umweltschädlich, und in der Schweiz im Wald verboten. Ausserdem stellt sich mit der Zeit das Problem ein, dass der Pilz gegen diese Fungizide zunehmend resistenter wird.

In der Türkei wird daher intensiv daran geforscht, wie die Haseln ihrerseits widerstandsfähiger gegen den Pilz werden können. Substanzen wie acibenzolar-S-methyl (ASM) können die natürliche Abwehr der Pflanzen stimulieren. Für eine biologische Bekämpfung könnte man künstlich die Verbreitung von Pilzen fördern, welche als Parasiten anderer Pilze auftreten, wie Ampelomyces quisqualis, welcher auch in freier Natur oft E. corylacearum parasitiert. ASM oder Pilzparasiten könnten bei schwerem Befall eine Reduktion des Fungizideinsatzes ermöglichen, und ihn bei leichtem Befall überflüssig machen.

Eine andere Methode ist die Züchtung resistenter Pflanzen. Die Suche nach auf natürliche Weise entstandenen Resistenzen verlief bisher jedoch nur mässig erfolgreich. So wurden bei Infektionsversuchen an 257 genetisch verschiedenen Haseln nur acht gefunden, die resistent waren. Bei anderen Anbaupflanzen wie Tomaten wurde entdeckt, dass eine gewisse Resistenz gegen Mehltaubefall erreicht werden kann, wenn jene Gene abgeschaltet werden, die für die Bildung der sogenannten MLO-Proteine (Mildew resistance Locus O proteins) sorgen. Inzwischen wurde das Genom der Gemeinen Hasel entschlüsselt, und die entsprechenden Gene wurden auch bei ihr identifiziert. Mit diesem Wissen dürfte die Züchtung resistenter Haseln in Zukunft einfacher werden, sei es durch Eingriffe ins Erbgut oder durch die gezieltere Suche nach zufällig entstandenen resistenten Sorten.

Wo melden, wo um Rat fragen?

Der Asiatische Haselmehltau ist nicht meldepflichtig. Verdachtsfälle des Haselmehltaus können Sie an Waldschutz Schweiz melden. Dieselbe Stelle bietet auch Beratung bei schwerwiegenden Befällen an.

(TR)