In der letzten Zeit häuften sich Einsendungen an das Institut für Waldschutz des BFW, Wien, mit Schäden an Knospen und Triebachsen von jungen Tannen aus Christbaumkulturen und Baumschulen. Das Verursacherspektrum reichte von abiotischen Faktoren (Frost, Herbizide) über zumeist eher sekundäre Pilze bis zu den tierischen Schädlingen. Am häufigsten waren neben Mäusen (Rötelmaus) vor allem Insekten (zumeist Kleinschmetterlinge) für die Schäden verantwortlich.

Auffallende Fraßschäden an den Trieben

Ende September bearbeitete das Institut für Waldschutz eine Einsendung aus einer Baumschule mit Tannen­proben, die auffallende Fraßschäden an den Trieben aufwiesen. Sie fanden sich an zwei- und dreijährigen Leittrieben unregelmäßig verteilt, aber auch immer wieder an den Quirlen. Im Bereich der Quirle waren allerdings auch die diesjährigen Triebe ausgehöhlt und hingen schlaff herab. Die Vermutung lag nahe, dass Zünsler am Werk waren, wenngleich die Gesamtheit des Schadbildes für keine Art exakt typisch war.

Bei genauerer Untersuchung fanden sich an den Fraßstellen auch Raupen. Jene an den Trieben konnten als Larven des Fichtenharzzünslers (Dioryctria sylvestrella), jene im Bereich der ausgehöhlten Triebe als die des Fichtentriebzünslers (=Fichtenzapfenzünsler, Dioryctria abie­tella) bestimmt werden. Für die Artbestimmungen waren das Schadensbild und die Färbung der Larven ausschlaggebend (Tabelle 1).

Tabelle 1: Gegenüberstellung von Fichtentrieb- und Fichtenharzzünsler
 Fichtentrieb(zapfen)zünsler (Dioryctria abietella)Fichtenharzzünsler (Dioryctria sylvestrella)
Raupenbräunlich gefärbt mit dunkel-braunem Kopfschmutzig cremeweiß gefärbt mit dunklen Warzen und schwarzem Kopf
Schadensbildvielgestaltig: von Zapfenfraß über plätzeartigem Fraß an stärkeren Trieben bis zu Minierfraß in einjährigen Triebenunregelmäßiger Fraß unter der Rinde von zweijährigen und älteren Trieben; Aufbrechen der Rinde und vor allem an Fichte starker Harzfluss
Schadenim Forst praktisch unbedeutend, ausgenommen in Erntebeständen; in Baumschulen und Christbaumkulturen zuweilen schädlichvor allem in geschwächten Kulturen gefährlich: bei starkem Befall ist das Absterben von Leittrieben und Wipfelsterben möglich
Auftretenlanggezogene Flugzeit der Falter von Juni bis Septemberrelativ kurze Flugzeit im Juli

Noch unbekannter Schädling in Christbaumkulturen

Vor wenigen Jahren trat erstmal ein bislang unbekannter Schädling in Christbaumkulturen auf, der Schäden an jungen Maitrieben verursachte. Dabei verfärben sich die Maitriebe zunächst von der Spitze her gelblich und sind in diesem Zustand auch leicht mit einem Befall durch Grauschimmel verwechselbar.

Später werden die Nadeln braun und fallen ab, die Triebe sterben etwa drei bis fünf Zentimeter zurück und weisen im Übergangsbereich zum gesunden Gewebe ein Ausbohrloch auf. Bricht man den abgestorbenen Teil ab, findet man den Trieb miniert (Abbildung 1). Die Vermutung, dass es sich hier um einen Schmetterling handeln könnte, wird mit dem Fund einer parasitisierten Puppe (Abbildung 2) in einem der untersuchten Triebe begründet.

    Das Schadbild passt allerdings zu keiner jener Arten, die in der Literatur mit ähnlichen Schäden beschrieben werden. Bei seinem Erstauftreten in der Steiermark waren diese Schäden gleichzeitig in der Christbaumkultur wie auch im benachbarten Wald auf Altholz zu beobachten. Neben den beschriebenen Triebschäden wurde kein weiterer Fraß festgestellt.

    Der massive Befall führte zur Schädigung zahlreicher Maitriebe. Im darauf folgenden Jahr traten keine derartigen Schäden auf. Nach der Beschreibung eines Grundbesitzers wurde bereits vor zwei Jahren ein ähnliches Schadbild in Niederösterreich beobachtet. Ob hiefür derselbe Verursacher verantwortlich war, konnte nicht mehr verifiziert werden.