In den georgischen und russischen Herkunftsgebieten der Nordmannstanne zeichneten sich im Sommer 2009 gute Zapfenbehänge ab. Allerdings veranlassten die georgischen Behörden erst relativ spät, nämlich im September, die Ernte- und Exportrechte für zehn Jahre an verschiedene Saatgutfirmen zu versteigern. Die Zapfen wurden in den Beständen überreif. Außerdem erschwerte der frühzeitige Wintereinbruch die Ernte in den bevorzugten Populationen. Daher wurde ein Großteil des Saatgutes in weniger geeigneten, hochgelegenen Gebieten des südlichen Kaukasus geerntet.

Dieses Beispiel belegt, wie schwer es immer wieder ist, geeignetes Saatgut aus den bewährten Herkunftsgebieten des Kaukasus für die Baumschulen zu importieren. Außerdem zeigt es, wie wertvoll eigene Saatgutplantagen sind bzw. wären. Bei den vereinzelten Plantagen in Deutschland stellt sich allerdings die Frage: Unter welchen Prämissen wurden sie angelegt? Leider belegen die Nachkommen aus einigen dieser Plantagen nach Prüfungen und Qualitätseinschätzungen nur mittlere Plätze.

Saatgutplantagen für sicheres und besseres Saatgut

Die Anlage von Saatgutplantagen ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Zum einen lässt sich das Saatgut rationell und kontrolliert gewinnen. Aber vor allem besteht die Möglichkeit, es hinsichtlich der genetischen Eigenschaften weiter aufzubessern.

In Nachkommenschaftsversuchen wurden über 50 Herkünfte sowie Nachkommen beernteter Auslesebäume überprüft. Ziel war, geeignete Herkünfte auszuwählen und damit die Produktion von Weihnachtsbäumen wirtschaftlich zu verbessern. Dazu zählt,

  • den Anteil qualitativ wertvoller Weihnachtsbäume in den Christbaumkulturen zu erhöhen;
  • die Rentabilität mittels optimaler Kulturverfahren zu steigern;
  • neuartige Produktlinien aufzubauen;
  • die Kulturzeiten von zehn bis zwölf auf maximal acht Jahre zu reduzieren.

Das Ergebnis war eine Klassifizierung in die Qualitätsstufen I., II. und III. Wahl. Die Einnahmen variieren abhängig von den Baumqualitäten schätzungsweise folgendermaßen:

  • III. Wahl = bis 32.000 Euro pro Hektar
  • II. Wahl = 55.000 bis 118.000 Euro pro Hektar
  • I. Wahl = 84.000 bis 154.000 Euro pro Hektar

Die Weihnachtsbaumproduzenten sollten gemeinsam mit den Baumschulen langfristige und strategisch richtige Wege einschlagen. Züchterische Aspekte werden bei der Kultur von Weihnachtsbäumen derzeit immer noch weitestgehend vernachlässigt. Der Aufbau einer qualitativ hochwertigen Samenplantage ist allerdings mit langjährigen vorbereitenden Arbeiten verbunden.

Verschiedene Plantagen

Für die Anlage von Saatgutplantagen der Nordmannstanne existieren in Deutschland nur wenige empfehlenswerte Beispielanlagen. Die Meinungen Kernwüchse aus Feldversuchen oder Pfropflinge mit Reisern älterer, bereits blühfähiger Auslesebäume zu verwenden, gehen auseinander.

Es ist möglich und durchaus sinnvoll, aus angelegten Weihnachtsbaumkulturen negative Phänotypen zu entfernen und dann geeignete Kernwuchs-Plantagen aufzubauen. Wenn die Bäume aus wertvollen, geprüften Herkunftsbeständen stammen, können Nachkommen gezogen werden. Auslesebäume lassen sich aus diesen Beständen besser selektieren. Die Kernwüchse der Nordmannstanne blühen relativ spät, erst ab einem Alter von 20 bis 25 Jahren. Wertvolles Saatgut kann hier dann geerntet werden, wenn das ursprüngliche Sämlingsmaterial von wertvollen Herkünften stammte und Fremdbefruchtungen durch z.B. die Weißtanne auszuschließen sind.

Mit zunehmendem Alter der Bäume erhöht sich grundsätzlich ihre endogene Neigung zum Blühen. Für den Aufbau von Pfropflings-Plantagen werden blühfähige Reiser aus den Baumgipfeln der Mutterbäume gewonnen und auf vorbereitete Unterlagen oder bestehende ältere Kulturen gepfropft. Die Reiser behalten die Neigung zur Blütenbildung auch auf Kernwuchs-Unterlagen bei und beginnen bereits ab einem Alter von acht bis zehn Jahren zu blühen. Vorteilhaft sind Reiser von Mutterbäumen, deren morphologische und physiologische Eigenschaften bekannt sind.

Für den Aufbau von Klon-Saatgutplantagen sollten Reiser für mindestens 25 bis 30 Klone je Fläche ausgewählt werden. Die Selektion sollte sich an den besten Auslesebäumen orientieren, die sich in Feldversuchen bewährt haben und keinesfalls ausschließlich aus Reisern von Plusbäumen bestehen. Feldversuche zeigten, dass verschiedene Nachkommen selektierter Plusbäume bester Herkunftsgebiete vorteilhafter waren als die Nachkommen aus diesen Ausgangspopulationen.

Vorteile von Kernwuchsplantagen

Nach neueren Erkenntnissen sprechen folgende Gründe für die Anlage von Kernwuchs-Plantagen:

  • die Umweltfaktoren bei Feldversuchen auf eigenen Anbaustandorten sind konstanter als die der natürlichen Herkunftsgebiete im Kaukasus; damit reflektiert der Phänotyp dieser geprüften Tannen genauer ihren Genotyp;
  • die Umweltbedingungen der Prüfflächen unterscheiden sich merklich von denen der natürlichen Standorte im Kaukasus
  • Weihnachtsbaumproduzenten sind an Wuchsleistung und Wuchsform junger Bäume interessiert; es ist aber unbekannt, wie die alten Bäume am Herkunftsstandort im Alter von acht bis zehn Jahren ausgesehen haben.

Schlussfolgerungen

Neben dem Import von Saatgut empfiehlt sich eine langfristige Anlage von Saatgutplantagen. Diese sollten nur mit bewährten Herkünften in Gebieten angelegt werden, in denen Weißtannen als mögliche Bestäuber auszuschließen sind. Die Nachkommen der Saatgutplantagen sollten möglichst auf verschiedenen Anbaustandorten geprüft werden.