Die Nanotechnologie ist ein aktuelles Forschungsgebiet, dem ein grosses Potenzial für technische Entwicklungen beige­messen wird und aus dem bereits eine Vielzahl von neuen Anwendungen her­vorgegangen ist. Sie beschäftigt sich mit einer faszinierenden, kleinen Welt mit unvorstellbar kleinen Strukturen in der Grössenordnung von 10–9 m (entspricht 1 nm). Der Durchmesser eines Nanopartikels verhält sich zu einem Fussball etwa so wie der Durchmesser eines Fussballs zur Erdkugel!

Der Begriff "Nanotechnologie" defi­niert sich nur über die Grösse der Struk­turen oder Partikel, die zur Anwendung kommen. Diese liegen zwischen 1 nm und 100 nm, also in der Grössenordnung von Molekülen und Molekülgruppen. Die Anwendungsbereiche sind daher sehr vielfältig und viele Entwicklungen und Forschungsansätze liegen auf den Gebie­ten der Elektronik, Medizin und Biotech­nologie. Nicht selten dient die Natur als Vorbild für technische Entwick­lungen, da bestimmte Funktionalitäten, die bei Tieren und Pflanzen zu beobach­ten sind, auf perfekt ausgebildete Feinst­strukturen zurückzuführen sind, die vom Menschen jedoch nur unvollkommen nachgebaut werden können.

Nanobeschichtungen zum Schutz für bewitterte Holzoberflächen sind in den letzten Jahren verstärkt am Markt aufge­treten und werden intensiv beworben. In der Vermarktung werden die Produkte im Vergleich zu üblichen Beschichtungen mit Lacken und Lasuren meist als Alternative mit vielen Vorteilen dargestellt. Man muss sich daher die Frage stellen: "Bringt die Nanotechnologie das Wundermittel für Holzoberflächen?"

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Feuchteschutz mit Nanotech­nologie

Eine grosse Zahl an Nanoprodukten wird zur Hydrophobierung (hydrophob = wasserabstossend) des Holzes angeboten, häufig in Form von Sprays. Durch den Auftrag von sehr dünnen Schichten erreicht man in der Tat faszinierende Abperleffekte von Wassertropfen (Abb. 4), was auch auf Hirnholzflächen und Rissen funktioniert. Dies soll einen Feuchteeintritt verhindern, während die Wasserdampfdurchlässigkeit der Oberfläche nicht vermindert wird. Von dem so erzielten "Gore-Tex®-Effekt" verspricht man sich einen optimalen Feuchtehaushalt des Holzes.

Untersucht man den Feuchteschutz dieser Beschichtungen in einem Wasserlagerungsversuch, dann ist im Vergleich zu unbehandeltem Holz eine gewisse Reduktion der Wasseraufnahme von beschichteten Proben erkennbar (Abb. 2). Ein etwas besserer Feuchteschutz kann auf Holz durch Imprägnierungen mit nanoskaligen Produkten in hoher Konzentration erreicht werden.

Lichtschutz mit Nanotechno­logie

Bei lasierenden Beschichtungen auf Holzoberflächen wird oft eine hohe Trans­parenz gewünscht. Ideal wären farblose Beschichtungen, mit denen die natürliche Farbe des Holzes erhalten bleibt. Die Nanotechnologie liefert hierzu transpa­rente Lichtschutzmittel für Lacke. Es han­delt sich dabei um nanoskalige anorga­nische Pigmente wie TiO2, ZnO oder Eisenoxid, die so kleine Partikel aufwei­sen, dass das sichtbare Licht nicht mehr gestreut wird und sie ihre Eigenfarbe ver­lieren.

Selbstreinigende Oberflächen mit Nanotechnologie

In der Funktionalisierung von Oberflächen wird bei verschiedenen Anwen­dungen ein Selbstreinigungseffekt oder eine leicht zu reinigende Oberfläche (easy to clean) angestrebt. Ein sehr bekanntes Vorbild aus der Natur ist das Blatt der Lotuspflanze (Netumbo nucifera, Abb. 5), bei dem aufgrund einer feinen Mikrostruktur in Verbindung mit eingelagerten Wachs­kristallen eine stark wasserabweisende Wirkung erzielt wird. Gleichzeitig können Verschmutzungen nicht an der Oberfläche anhaften und die Schmutzpartikel werden vom Regenwasser leicht abgewaschen.

Eine Holzoberfläche weist aufgrund des Holzaufbaus und der Qualität der Be­arbeitung (sägerau, gehobelt, geschliffen) bereits eine bestimmte Feinstruktur auf. Eine Oberflächenstrukur wie am Lotus­blatt kann daher direkt auf der Holzober­fläche nicht erzeugt werden. Eine starke Hydrophobierung ist aber mit so genannten Nanosolen mög­lich.

Biozide Ausrüstung mit Nanotechnologie

Die biozide Ausrüstung ist ein wich­tiger Bestandteil von Beschichtungen auf bewitterten Holzoberflächen, vor allem um den Bewuchs mit Schimmel, Bläuepilzen und Algen zu vermeiden, der zu Verfärbungen und zum Abbau von Be­schichtungsfilmen beiträgt. Nanosilber wird dafür als alternativer Wirkstoff ange­boten. Eingesetzt werden nanoskalige Silberpartikel, aus denen bei Anwesen­heit von Wasser und Sauerstoff (also genau dann, wenn auch das Wachstum von Mikroorganismen möglich ist) Silberionen freigesetzt werden. Diese Ionen hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen. Silber ist für den Menschen nicht toxisch und bietet daher ein sehr gutes Verhältnis zwischen mikrobieller Aktivität und Toxizität.

Anwendungen liegen im Bereich von antibakteriellen Beschichtungen zum Bei­spiel in Krankenhäusern, auf Textilien (z.B. Matratzenbezüge) und auf Glasoberflä­chen für Flaschen und Ampullen. Bisher existieren für Holzoberflächen noch keine ausreichenden Erfahrungen mit Nanosilber als Biozid und dessen Wirksamkeit gegenüber holzverfärbenden Organis­men (Schimmelpilze, Bläuepilze, Algen).

Wundermittel für Holzober­flächen?

Die Nanotechnologie bietet also viele Möglichkeiten, mit denen verschiedene Effekte und Schutzfunktionen auf Holzoberflächen erreicht werden können. Sie hat nach wie vor ein sehr grosses Entwicklungspotenzial und die zahlreichen Forschungsaktivitäten lassen in den nächsten Jahren weitere Fortschritte er­warten. Wunder kann man aber auch damit keine bewirken!

Der Schlüssel für erfolgreiche zukünf­tige Entwicklungen für den Holzbereich liegt wohl nicht im kontroversiellen Mar­keting, sondern in der sinnvollen Kombi­nation von Funktionalitäten und der Sym­biose mit der klassischen Lacktechnologie. Nanoschichten, Nanopartikel und Nano­strukturen sind eine interessante Erweite­rung im Baukasten von Lackformulierern, mit der zusätzliche Effekte realisiert und die intelligent in Beschichtungssysteme eingebaut werden können. Dabei ist immer zu bedenken, dass Beschichtungen für Holzoberflächen im Aussenbereich alle Funktionen erfüllen müssen, die für einen dauerhaften Schutz des Holzes not­wendig sind.

Was bleibt sind die Wunder der Natur, die wir mit unseren begrenzten Mitteln der Technik immer wieder zu kopieren versuchen. Das gelingt uns bisher aber nur ansatzweise.