Um diese Fragen zu beantworten, hat die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL in Zusammenarbeit mit FSC Schweiz und WWF Wood Group 2009 eine Befragung von FSC-Holzproduzenten sowie eine von FSC-zertifizierten Sägereien mittels Fragebögen durchgeführt. Diese richteten sich an Betriebe in der Deutsch- und Westschweiz in allen Produktionsregionen. Es beteiligten sich 151 Forstbetriebe, die 22% der zertifizierten Holzmenge produzieren, seitens der Sägereien waren es 61 der momentan 136 zertifizierten Betriebe.

Die Antworten der Umfrage liefern verlässliche Informationen über den Verbleib des zertifizierten Holzes und den derzeit erzielbaren Preiszuschlag. 82% des FSC-Holzes, das die an der Umfrage teilnehmenden Forstbetriebe produzierten, bleiben in der Schweiz, 18% gehen ins europäische Ausland. Gegenüber nicht-zertifiziertem Holz scheint das FSC-Holz kaum höhere Erlöse zu generieren: Lediglich 13% der Forstbetriebe gaben an, Stammholz mit einem Mehrerlös verkaufen zu können, bei Industrie- und Energieholz sind es gar nur 4–5% der Betriebe. Die Gründe sind vor allem die geringe Nachfrage seitens der Sägereien sowie eine geringe Bereitschaft der weiteren Kunden, Preisaufschläge zu zahlen. Entsprechend meinen nur 13% der Forstbetriebe, dass die Zertifizierung ökonomische Vorteile bringt.

Neben dieser mageren ökonomischen Bilanz sieht die ökologische besser aus: nur 41% der Betriebe gehen davon aus, dass die Zertifizierung einen positiven Effekt auf die ökologische Bewirtschaftung des Waldes hat.

Bei den befragten Sägereien macht das zertifizierte Holz 67% ihrer verarbeiteten Holzmenge aus. 85% der Sägereien können das FSC-Holz über den Verarbeitungsprozess weiter verfolgen, doch 44% dieser Betriebe verkaufen FSC-Holz nicht als solches. Und auch die restlichen 56 % verkaufen nur durchschnittlich 27% ihres FSC-Einschnittes als zertifiziertes Holz weiter. Allerdings verbleibt das FSC-Holz der Sägereien zu 90 % im Schweizer Markt. Als Hauptgründe dafür, dass Sägereien FSC-zertifiziertes Holz nur zu einem kleinen Teil auch als solches verkaufen, nennen sie fehlende Abnehmer, geringe oder keine Preisunterschiede im Verkauf sowie fehlende Zertifizierung der nachfolgenden Verarbeitungskette (Schreinereien usw.).

Wertschöpfungskette zu wenig zertifiziert

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass nur wenig des geernteten FSC-Holzes als zertifiziertes Holz beim Schweizer Endverbraucher ankommt, obwohl wenig dieses Holzes ins Ausland geht. Ein gewichtiger Grund dafür ist die lückenhafte Zertifizierung im Verlaufe der Wertschöpfungskette. Dies dürfte vor allem an der geringen oder fehlenden preislichen Honorierung durch die Weiterverarbeiter sowie durch den Handel mit Endprodukten liegen.

Für die FSC-Label-Organisationen heisst dies, dass sie die Weiterverarbeiter zur Zertifizierung motivieren und den Handel mit Endprodukten zur Akzeptanz höherer Einkaufspreise motivieren müssten. Dann liesse sich, wenn die KonsumentInnen mitmachen, ein höherer Preis generieren und Mehrerlöse nach unten weitergeben.

Literatur / Download

  • Seidl I., Eigenmann A., Bircher N. (2009): FSC-Zertifizierung: Wertschöpfungskette ist undicht. Wald Holz 90, 8: 27-29. (PDF)
  • Bircher N. (2008): FSC-Zertifizierung in Schweizer Forstbetrieben. Semesterarbeit, Umweltnaturwissenschaften, ETH Zürich. (PDF)
  • Eigenmann A. (2008): Einschlag und Verarbeitung von FSC-Holz in der Schweiz. Schwerpunkt Sägereien. Semesterarbeit, Umweltnaturwissenschaften, ETH Zürich. (PDF)