Nachhaltig wirtschaften und der nächsten Generation einen guten Wald hinterlassen – welcher Waldbesitzer hat das nicht zum Ziel? Dabei wird aber leider oft "nur" an den Waldbestand gedacht – und das Erbe, das im Boden ist, außer Acht gelassen. Dabei ist der Boden für die Nachhaltigkeit sehr wichtig – und das was darin passiert, kann auf die Schnelle nicht rückgängig gemacht oder geändert werden. Die Böden haben sich über Jahrtausende entwickelt. Allzu sorglos sehen wir sie als selbstverständlich und unveränderlich an.

Dass dies ein Irrglaube ist, zeigen zum Beispiel die Folgen der Streunutzung. Diese "Bewirtschaftungsform" des Waldbodens, die noch bis vor etwa 75 Jahren betrieben wurde, zeigt heute noch ihre Wirkung. Auch durch unser heutiges Handeln geschehen ständig Veränderungen. Zum Beispiel, wenn wir sorglos Fremdstoffe in den Wald ausbringen und nicht wieder entfernen beziehungsweise nicht wieder entfernen können.

Vergessenes Metall birgt viele Gefahren

Die Verwendung von Eisen beim Wildschutz in Form von Zäunen, Drahthosen, Fegeschutzspiralen, Stachelbäumen oder Fegeschutzklammern hat lange Tradition – leider auch das Belassen im Wald. Reines unverzinktes Eisen verrostet irgendwann und geht als Element in den Waldboden über – theoretisch. Meist wird zur längeren Haltbarkeit verzinktes Eisen verwendet, entsprechend lange ist dann auch die Beständigkeit des daraus bestehenden Abfalls.

Außer der negativen Wirkung auf den Boden, bergen die im Wald belassenen Metalle Verletzungsgefahren für Tiere und Menschen. Ebenso können Maschinen und Geräte beschädigt werden, beispielsweise beim Kontakt mit Freischneidern und Kettensägen. In Bäume eingewachsene Metallteile führen zur Entwertung des Holzes – und können bei der Verarbeitung ebenfalls Schäden an Werkzeugen verursachen.

Kunststoffe - Werbeversprechen sind teils unhaltbar

Seit Anfang der 1990er Jahre erobern die Kunststoffe in unterschiedlichen Formen den Wald, überwiegend zur Abwehr von Wildschäden – von Fegeschutzspiralen über Terminalschutzclips bis hin zu Wuchshüllen und Schutznetzen. Teilweise immer noch falsch beworben, scheinen diese Hilfsmittel dem Waldbesitzer "Rundum-sorglos-Pakete" zu bieten. So finden sich bei den Produktbeschreibungen Ausdrücke wie "zerfallen zu Wasser und Kohlendioxid", "durch Zusätze werden die Kunststoffe biologisch abgebaut" oder "kompostierbar und biologisch abbaubar nach DIN…". Dadurch wird suggeriert, dass die Produkte im Wald verbleiben können – das stimmt aber nicht.

Es werden Hilfsmittel aus Polypropylen (z. B. Wuchshüllen, -gitter, Fegeschutzspiralen), Polyvinylchlorid (z. B. Fegeschutzspiralen), Polyethylen (z. B. Terminalschützer), biologisch basierten Kunststoffe wie Polylactate (z. B. Wuchshüllen) und letztlich Verbindungen aus Naturstoffen wie Maisstärke und Kunststoffen angeboten. Allen gemeinsam ist, dass sie aus Kunststoff bestehen – oder zumindest zu einem Teil Kunststoffe enthalten. Und deren Abbau über und im Boden ist nicht unproblematisch.

Aber was passiert eigentlich, wenn die Kunststoffe im Wald bleiben? Nachdem die Produkte meist nicht genau gekennzeichnet sind und der Anwender nie weiß, welche Produktcharge welche Zusammensetzung hat, bleibt auch der Zerfallsprozess für den Anwender eine große Unbekannte. Es geht damit los, dass Fegeschutzspiralen entweder nach wenigen Jahren zerbröseln oder aber so stabil sind, dass die geschützten Bäume beim Dickenwachstum eingeschnürt werden und der Baum darüber abknickt.

 

Plastik: Aus dem Wald bevor es zerbröselt

Generell beginnt durch Sonnenlicht, Wasser und Wärme der oberirdische Zerfall. Viel schlimmer und unkalkulierbarer sind allerdings Wirkungen, die sich in der Folge im Boden abspielen: Die oberirdisch zerkleinerten Bestandteile wandern in die oberen Bodenschichten. Dort verlangsamen sich mangels UV-Strahlung die Prozesse. Es beginnen aktuell ungeklärte und unkalkulierbare Reaktionen mit Bodenflüssigkeiten, Huminstoffen, Mineralien und sonstigen Bodenbestandteilen. Abbau- und Zerfallsprodukte werden von Bodenlebewesen aufgenommen und können entsprechend deren Lebensfunktionen beeinflussen, stören oder schädigen.

Die Kleinstlebewesen werden wiederum von größeren vertilgt, so geraten die Mikroplastikteile in die Nahrungskette. Wir kennen inzwischen die dramatische Wirkung von Mikroplastik in den Weltmeeren. Wollen wir, weil noch nicht so genau erforscht, möglicherweise solche Probleme auch im Waldboden verursachen?

Egal ob Kunststoff oder Metall – generell gilt die klare rechtliche Aussage des Kreislaufwirtschaftsgesetzes: Stoffe, deren Zweck erfüllt ist, werden zu Abfall und unterliegen dem Beseitigungsgebot. Davon sind keine der oben angeführten Wuchs- und Schutzmittel ausgenommen. Es ist also egal, welche Angaben Hersteller in Sachen Kompostierbarkeit oder biologischer Abbaubarkeit machen: Sobald der forstliche Zweck erfüllt ist, ist das Belassen im Wald nicht mehr erlaubt.

Bei Hilfsmitteln aus Kunststoff ist wichtig, dass sie eingesammelt werden, bevor die Kunststoffe zerfallen und zerbröseln. Beim Begang der Waldbestände sollten deshalb große Säcke mitgenommen werden, um alle nicht mehr benötigten Plastikteile einzusammeln. Die Entsorgung als "stoffgleiche Nichtverpackungskunststoffe" ist auf Wertstoffhöfen in der Regel problem- und kostenlos möglich.

Mikroplastik auch in Hilfsstoffen

Seit einigen Jahren werden auch Bodenhilfsstoffe angeboten, die den Boden und die Wasserspeicherfähigkeit verbessern sollen. Diese Superabsorber, die als Granulat oder Tabletten bei der Pflanzung oder danach an die Pflanze gegeben werden, bestehen zumeist aus vernetzten Polyacrylaten, die Wasser speichern und wieder abgeben können. Eine positive Wirkung auf Forstkulturen ist nicht grundsätzlich zu erwarten, allerdings werden dadurch die Böden mit Mikroplastik kontaminiert.

Den Abbau schon beim Aufbau fest einplanen

Wer auf Kunststoffprodukte setzen will, sollte möglichst haltbare, mehrfach verwendbare und damit auch wieder aus dem Wald entfernbare wählen. Dokumentieren Sie ihre Schutzmaßnahmen in ihren Unterlagen für ihre eigene Arbeitsplanung bezüglich der späteren Entsorgung, aber auch für ihre Nachfolger. Halten Sie das Jahr der Ausbringung mit dauerhaftem Stift auf dem Produkt fest. Kalkulieren Sie den Abbau und die Entsorgung vorher und bei der Pflege mit ein – anzusetzen für den Abbau ist etwa 1 € pro Fegeschutz oder Wuchshülle.

Am günstigsten ist aber in jedem Fall die Vermeidung jeglicher Schutzmittel. Da es sich meist um Schutzvorkehrungen gegen Verbiss oder Fegen handelt, ist es sinnvoll, den Kontakt mit dem Jagdnutzungsberechtigten zu suchen. Zeigen Sie die Problembereiche und den Schutzbedarf auf und melden Sie die notwendigen Bejagungsschwerpunkte, um Schutzmaßnahmen möglichst überflüssig zu machen.