Der Schweizer Wald befindet sich zu gut einem Viertel im Eigentum von rund 250’000 Privaten. Dabei handelt es sich überwiegend um Privatpersonen, vergleichsweise selten sind private Organisationen. Die Eigentumsrechte des privaten Eigentums sind einerseits in verschiedener Hinsicht (z.B. freies Waldbetretungsrecht, Jagen und Sammeln im Wald, Rodungsverbot, Anzeichnungspflicht) durch gesetzliche Regelungen beschränkt. Andererseits zwingen diese Regelungen die Eigentümerinnen und Eigentümer der Allgemeinheit ihren Grund und Boden zu bestimmten Nutzungen zur Verfügung zu stellen: Die Privatwaldeigentümer erbringen mithin eine bedeutende gesellschaftliche Leistung. In Anbetracht dessen ist es erstaunlich, dass gemäss einer Voruntersuchung bisher nur wenig Verlässliches über diese Privatwaldeigentümer bekannt war.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) wollte das erkannte Wissensdefizit mit einer wissenschaftlichen Untersuchung reduzieren. Es galt, anhand von fundierten Grundlagen, die strukturelle und personelle Zusammensetzung der Waldeigentümer zu analysieren sowie deren Bezug zum eigenen Wald und deren Einschätzung von Forstwirtschaft, Waldpolitik und Fremdnutzungen zu erforschen. Die Wissenschafter führten dazu eine umfangreiche schriftlich-postalische Befragung von 1300 repräsentativ ausgewählten Privatwaldeigentümern in allen Landessprachen durch. Die Ausschöpfungsquote lag bei guten 61 Prozent.

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • mindestens 98 Prozent der Privatwaldeigentümer sind natürliche Personen
  • unter den Organisationen mit Privatwaldeigentum gibt es einzelne mit besonders grossen Waldeigentumsflächen
  • (kantonale) Register der Privatwaldeigentümer fehlen oft

Strukturell gilt für natürliche Personen mit Privatwaldeigentum, dass …

  • Alleineigentum am häufigsten ist, aber auch Mit- und Gesamteigentum (Erbengemeinschaften) existieren
  • Privatwald zu ähnlichen Teilen vererbt wie verkauft wird
  • mehr als die Hälfte ein Waldeigentum von weniger als einer Hektare aufweist und ein Prozent ein Viertel des Waldes in Eigentum hat
  • eine grosse Mehrheit nahe beim eigenen Wald wohnt
  • viele den Wald selber bewirtschaften
  • mehr als zwei Drittel Holz zum Eigenbedarf nutzen
  • (noch) viele einen Bezug zur Landwirtschaft haben, obwohl eine Mehrheit nicht mehr aktiv Landwirtschaft betreibt
  • es sich überwiegend um Männer handelt
  • ein grosser Anteil an Pensionierten zu finden ist bzw. sich ein hohes Durchschnittsalter ergibt

Aus steuerungs- und ordnungspolitischer Sicht relevant erscheint, dass …

  • wichtige forstpolitische Instrumente (Rodungsverbot, freies Waldbetretungsrecht, Anzeichnungspflicht) akzeptiert werden
  • die Multifunktionalität des Waldes und dessen Nutzung durch Dritte kaum bestritten ist
  • Drittnutzungen nur ausnahmsweise als Problem wahrgenommen werden
  • der lokale Forstdienst ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit und Wertschätzung geniesst, während dies bei anderen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren weniger der Fall ist
  • die Privatwaldeigentümer oftmals eher einen emotionalen und handlungsbezogenen (z.B. Wald = Hobby, Wald = Familientradition; Holznutzung nur zum Eigenbedarf), als einen ökonomischen Bezug (z.B. Einkommensquelle) zu ihrem Wald aufweisen
  • klar für (finanzielle) staatliche Interventionen für den (Privat-)Wald bzw. die Holznutzung votiert wird
  • eine Verhaltenssteuerung (das wirklich zu tun, was eigentlich zu tun gewünscht würde) durch finanzielle Anreize möglich, eine Verhaltensänderung entgegen die Überzeugungen der Privatwaldeigentümer jedoch unwahrscheinlich ist
  • das Interesse an Bildungsangeboten und (zusätzlichen) Informationen nur sehr begrenzt vorhanden ist
  • eine vermehrte Kooperation zwischen mehreren Privatwaldeigentümer kaum auf positives Echo stösst